Wenn du später unglücklich im Heim sitzt, liegt es vielleicht an dieser Geschichte
Vor 6 Jahren berichtete ich über ein innovatives Pflegeprojekt aus Münster, das alles besser machen wollte. Heute erzähle ich dir, warum es gescheitert ist und was wir daraus lernen können.
Würdest du deinen Lebensabend lieber im Pflegeheim oder in deinen eigenen 4 Wänden verbringen?
Kaum jemand, der sich nicht für Option 2 entscheiden würde. Denn Besuche im Altenheim hinterlassen oft einen bleibenden Eindruck: die gleichförmigen Gänge, der Geruch von abgestandener Luft und Desinfektionsmitteln – und das erleichternde Gefühl, wieder nach Hause gehen zu können.
Schnell verdrängen wir den Gedanken, dass wir eines Tages nicht mehr Besucher:in, sondern Bewohner:in sein könnten. Dabei ist es für viele Menschen nur ein frommer Wunsch, zu Hause alt werden und dabei lange selbstständig bleiben zu können.
Gerade in Zeiten des Pflegenotstands ist diese Möglichkeit zunehmend unrealistisch. Wer nicht das Privileg hat, sich auf ein stabiles Netz aus Freund:innen und Familie verlassen zu können, ist auf die Hilfe eines ambulanten Pflegedienstes angewiesen. Doch die Zahl der Menschen, die diesen Job übernehmen wollen, sinkt seit Jahren beständig: Pflegekräfte sind knapp, frustriert von Bürokratie, Zeitdruck und schwierigen Arbeitsbedingungen. Bis 2034 fehlen voraussichtlich 500.000 Mitarbeitende in der Pflege.
Dabei wächst die Zahl der Menschen, die auf externe Hilfe angewiesen sind, unaufhaltsam an. Vor allem weil die geburtenstarken Jahrgänge der Babyboomer in der Alterspyramide weiter nach oben rücken.
Falls du jetzt denkst: »Was geht mich das an? Ich bin jung und meine Eltern fit wie ein paar nagelneue Turnschuhe!«, wirst du wahrscheinlich bald eines Besseren belehrt. Denn selbst wer die eigene Zukunft konsequent ausblendet, wird im Hier und Jetzt die Kosten dieser Entwicklung mittragen müssen – und zwar über den Lohnzettel. Denn der Beitrag für die Pflegeversicherung wird steigen,
Mit Illustrationen von Frauke Berger für Perspective Daily