Auch du kennst eine Frau, die diese unsichtbare Krankheit hat
Endometriose geht alle etwas an. Denn sie ist eine der häufigsten Ursachen für Unfruchtbarkeit und kaum erforscht. Warum? Und was wissen wir inzwischen? 4 Mythen über Endometriose – entschlüsselt.
Ein Mann kommt zum Arzt, sagt: »Ich wache immer wieder nachts auf, krümme mich vor Schmerzen, übergebe mich. Schmerztabletten wirken oft nicht. Mein Bauch schwillt zu einer harten Kugel an. Ich habe selten Sex, und wenn, tut es weh.« Der Arzt stellt keine weiteren Fragen, zum Beispiel, ob der Mann wegen der Krämpfe auch mal bei der Arbeit ausfällt. Oder ob der Schmerz ausstrahlt, in den Rücken oder Kopf etwa. Der Arzt sagt: »Das ist in ihrem jungen Alter normal.« Es wird knapp acht Jahre dauern, bis der Mann Klarheit hat. Zu dem Zeitpunkt wird er womöglich schon unfruchtbar sein. Diagnose: Endometriose.
Ein unwahrscheinliches Szenario. Nicht, weil Männer keine Endometriose haben können. Aber dazu später mehr.
Endometriose ist eine stille, unsichtbare Volkskrankheit. Eine von zehn Frauen im gebärfähigen Alter ist betroffen, zu Menschen mit anderen Gendern gibt es kaum belastbare Daten. Weltweit sind schätzungsweise 190 Millionen Menschen erkrankt, davon über zwei Millionen in Deutschland. Deutlich mehr als an Diabetes Typ 1 oder Rheuma. Dennoch ist die Krankheit unbekannter.
Verantwortlich sind Gebärmutterschleimhaut-ähnliche Zellen, die außerhalb der Gebärmutter, meist im Bauchraum, einwachsen und sich entzünden. Befallen sie Reproduktionsorgane wie Eierstöcke und Eileiter, stört das die Eizellproduktion und -einnistung. Wachsen die Zellen stattdessen in die Gebärmuttermuskulatur ein, spricht man von Adenomyose; häufige Folge: Fehlgeburten. Je früher eine Endometriose oder Adenomyose also erkannt und behandelt wird, desto besser für Singles und Paare, die einen Kinderwunsch haben.
Titelbild: Karolina Kaboompics - CC0 1.0