So denkst du kritisch, ohne falsch abzubiegen
Querdenker, Systemkritiker und Alternativdenker rühmen sich damit, »skeptisch« zu sein. Dabei gibt es eine klare Grenze zwischen kritischem und wirrem Denken. Matthias A. Narr erklärt in seinem neuen Buch, wo sie liegt und wie wir auf der richtigen Seite bleiben.
Denke an etwas, von dem du absolut überzeugt bist, dass es wahr ist. Wahr in dem Sinne, dass es in der wirklichen Welt tatsächlich so ist, wie du es dir vorstellst. Das könnte etwas vermeintlich Eindeutiges sein, wie dass heute Dienstag ist, dass die Sonne existiert oder dass du gerade einen Text liest. Letzteres scheint ein gutes Beispiel zu sein, auf das wir uns einigen – im Prinzip kannst du den folgenden Denkprozess aber auf jedweden Fakt, dessen du dir sicher bist, anwenden:
Beginnen wir mit der Grundfrage: Woher weißt du, dass du einen Text liest?
Antwort: Weil die Buchstabensuppe, die ich indirekt auf das Papier geschrieben habe, in deinem Kopf zu Gedanken wird.
Aber auch diese Antwort kann weiter hinterfragt werden:
- Woher weißt du, dass dein Verstand tatsächlich die Informationen verarbeitet, die ich in dem Text verewigt habe?
- Woher weißt du, dass du deinen Sinnesorganen und deinen Erfahrungen trauen kannst?
- Woher weißt du, dass du überhaupt existierst und diese Erfahrungen wirklich gemacht hast?
Ab hier wird es dann philosophisch sehr spannend, denn es ist in der Tat schwierig, vielleicht sogar unmöglich, darauf eine abschließende Antwort zu geben. Viele der möglichen Antworten führen immer weiter und weiter und werfen immer und immer wieder neue Fragen auf. Das nennt sich dann infiniter Regress und wir kennen das alle von kleinen Kindern, die das »Warum, warum, warum?«-Spiel anwenden, um uns auf die Nerven zu gehen.
Titelbild: Paul Campbell - CC0 1.0