von  Anja Dilk
Interview 

Sollten Reiche mehr für den Klimaschutz zahlen? Entscheide selbst!

Privatjets, Pools, und dicke Häuser: Immer mehr Menschen fordern, dass die Reichsten mehr für den Klimaschutz zahlen. Kritiker:innen sagen, das könne der Wirtschaft schaden. Ein Streitgespräch.

2. September 2024  –  8 Minuten
Artikel anhören Gelesen von Michael Reulecke,
Oliver Kahl,
Désiree Schneider

Stefan Bach sagt: »Ja!« Er hält eine Klimaabgabe für Reiche für angemessen.

Stefan Bach ist Mitarbeiter der Abteilung Staat am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin und Dozent an der Universität Potsdam. Zu seinen Schwerpunkten gehören Steuerpolitik, Einkommens- und Vermögensverteilung.

Thorsten Alsleben sagt: »Nein!« Er sieht darin reine Symbolpolitik.

Thorsten Alsleben ist Geschäftsführer der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM). Der Jurist arbeitete als Politikredakteur, Berater und für die Wirtschaftsunion. Soziale Marktwirtschaft sieht er als besten Weg zu ökonomischer und sozialer Sicherheit.

Lies das konstruktive Streitgespräch, das Anja Dilk mit den beiden geführt hat – und stimme am Ende des Artikels ab, welche Argumente dich überzeugt haben.

Stefan Bach | Thorsten Alsleben – Quelle: Florian Schuh | Gottfried Schwarz
Anja Dilk: Privatjets, Pools, Häuser an allen Ecken der Welt – das reichste Prozent der Welt pustet nach Berechnungen des World Inequality Lab der Paris School of Economics 100 Tonnen CO2 pro Jahr in die Luft, der globale Durchschnitt liegt bei 6 Tonnen. In Deutschland verbraucht das Top-1-Prozent 35-mal so viel wie das ärmste Drittel der Bevölkerung. Sollten wir Reiche extra zur Kasse bitten?
Stefan Bach: Das kann man machen. Denkbar wäre zum Beispiel ein Klimasoli. Wer in Deutschland viel verdient, könnte zeitlich befristet eine Sondersteuer zahlen. Die reichsten 8 Prozent der Steuerzahlenden, das sind etwa 4 Prozent der Bevölkerung mit einem Jahreseinkommen ab 85.000 Euro brutto, zahlen bis heute einen Solidaritätsbeitrag für die östlichen Bundesländer. Den könnten wir umwidmen und zu einem Klimasoli machen. Zumindest für die Bestverdienenden ab einem Jahresverdienst von 130.000 Euro. Das wäre praktisch eine Erhöhung der Spitzensteuersätze.