Sogar Leute vom IWF fordern jetzt weniger Kapitalismus
Eine Gruppe von Topökonom:innen sehen mehr Staat und weniger Markt als Mittel gegen wachsenden Populismus.
Wir Menschen geben gern anderen Schuld an unserer Misere. Das lässt sich auch von der Politik sagen. Etablierte Parteien, die in den letzten Jahrzehnten europäische Länder regiert haben, suchen Gründe für den Rechtsruck in Europa – außerhalb ihrer selbst. Und solche Gründe finden sich schnell: Inflation, Geflüchtete, Fake News. Doch kann die Wut vieler Menschen, die nun mit den Parteien der politischen Mitte abrechnen und AfD, Front National und Fratelli d’Italia wählen, nicht auch mit der falschen Politik der letzten Jahrzehnte erklärt werden?
Es kommt selten vor, dass Sozialdemokraten oder Konservative – egal welchen betroffenen Landes – den Finger auf die eigene Nase legen und sich fragen: Okay, was haben wir falsch gemacht?
Deshalb übernimmt eine Gruppe von Ökonom:innen nun diese Rolle – darunter Nobelpreisträger:innen und ehemalige Mitarbeitende des
Die mehr als 50 prominenten Wirtschaftswissenschaftler:innen haben sich Ende Mai in Berlin getroffen und die liberale Wirtschaftspolitik westlicher Demokratien (EU-Länder oder die USA) infrage gestellt. Sie halten fest: In vielen Industrieregionen erlebten Menschen einen realen oder gefühlten finanziellen Abstieg, was sie dazu veranlasse, Populist:innen zu wählen. Das komme zwar unter anderem von externen Schocks. Aber eben auch von falscher Wirtschaftspolitik.
Titelbild: Jonas Tebbe - CC0 1.0