Nicht wegwerfen! 5 Tipps, wie du mehr Essen retten kannst
Wir werfen routinemäßig Lebensmittel weg, die eigentlich noch gut sind. Das muss nicht sein. Über diese Tipps freuen sich dein Magen, die Umwelt und dein Geldbeutel.
Weißt du eigentlich, wie viele Lebensmittel auf dem Weg zwischen Acker und Mund verloren gehen?
Die Quellen für diese immense Lebensmittelverschwendung sind vielfältig:
- Landwirt:innen werfen Obst und Gemüse weg, das krank und nicht schön genug ist.
- Und zu guter Letzt wirft jede:r von uns Konsument:innen Lebensmittel weg, die »nicht mehr gut« sind – oder was wir für nicht verwertbar halten.
So landen knapp 11 Millionen Tonnen frische Lebensmittelreste in Deutschland jährlich im Müll. Dazu gehören auch für den Menschen nicht essbare Abfälle wie Kaffeesatz, Knochen oder Nussschalen. Doch ein großer Teil –
Um diese Wegwerf-Mentalität zu bekämpfen und ein Umdenken zu fördern, gibt es viele Initiativen. Manche Betriebe finden ihre eigenen Lösungen. Ein Dorfladen kann Brötchen vom Vortag zu einem reduzierten Preis anbieten oder nahegelegenen Futterbetrieben spenden.
Andere Länder gehen noch viel weiter.
In Deutschland sind wir noch nicht so weit. Statt Gesetze gibt es hierzulande – wie so oft – Gespräche mit Unternehmen und freiwillige Selbstverpflichtungen. Doch zum Glück können wir Verbraucher:innen in diesem Fall wirkungsvoll aktiv werden.
Mit diesen 5 Tipps lernst du, bewusster mit deinen Lebensmitteln umzugehen und weniger Essen in den Müll zu werfen. Auch dein Geldbeutel wird dir danken.
1. Sie verdienen eine zweite Chance! So erweckst du »runzelndes« Gemüse wieder zum Leben
Wie oft hast du schon weiche Möhren, schrumpelige Gurken oder an den Rändern welk werdenden Salat weggeworfen?
Es ist uns sicher schon allen vorgekommen, dass wir zu viele frische Lebensmittel eingekauft haben und sie im hintersten Regal vergessen haben.
Du kannst sie leicht wieder zum Leben erwecken, indem du ein Stück des Stängels abschneidest und sie in ein Glas Wasser stellst. »Rehydrieren« nennt sich das. Innerhalb weniger Stunden ist der Salatkopf wieder fest, die Gurke faltenfrei und die Karotten knackig. Sind Gurken, Salat oder Möhren bereits aufgeschnitten, kannst du sie in ein kaltes Wasserbad legen – bis sie wieder prall sind.
Ein Eisbad kann noch viele andere Lebensmittel wiederbeleben,
- Blumenkohl
- Brokkoli
- Fenchel
- Frühlingszwiebeln
- Kartoffeln und Süßkartoffeln (am besten schälen und in ein Eisbad legen)
- Kohlrabi
- Kräuter
- Lauch
- Mangold
- Pak Choi
- Paprika
- Pastinaken
- Radieschen
- Rote Bete (wie bei den Kartoffeln, am besten schälst du frische Rote Bete)
- Sellerie
- Spargel
- Spinat
- Steckrüben
- Rettich
- Weintrauben
Runzeliges Obst durch ein kaltes Wasserbad wiederzubeleben, funktioniert nicht so gut. Seine Lebenszeit kannst du durch die richtige Lagerung verlängern. Dazu mehr bei Punkt 4. Schrumpeliges, aber nicht verfaultes oder verschimmeltes Obst kannst du gut in Soßen und Süßspeisen weiterverarbeiten.
2. Für Experimentierfreudige mit grünem Daumen: Lasse es nachwachsen!
Einige Lebensmittel wie frische Kräuter, Frühlingszwiebeln, Lauch, Sellerie, Pak Choi und Salatköpfe kannst du auf deiner Fensterbank ohne viel Aufwand wieder nachwachsen lassen. Dazu schneidest du die Pflanzen wenige Zentimeter über ihren Wurzeln bzw. Stängelenden ab und stellst sie in einem Gefäß mit etwas Wasser an einen hellen Ort. Wechsele das Wasser alle 2–3 Tage. Nach wenigen Wochen können die Pflanzen neu austreiben und dich mit frischen, leckeren Blättern versorgen. Wachsen ihnen Wurzeln, kannst du sie in Erde pflanzen.
Deinen eigenen Sellerie und Salat nachwachsen zu lassen, wird nicht für alle Haushalte praktikabel sein – je nachdem, ob du den Platz und die Zeit dafür hast. Doch es ist eine tolle Erfahrung, vor allem mit Kindern. Das kann ein wenig Geld sparen –
Auch Karotten, Rote Bete, Kohlrabi und Steckrüben kannst du auf diese Weise nachwachsen lassen, aber nur den oberen Grünteil der Pflanzen, nicht die Rüben selbst. Die Pflanzenblätter sind gute Vitamin- und Mineralstoffquellen und schmecken hervorragend auf Brot, in Salaten und Suppen oder als Pfannengemüse.
Wer einige Monate Zeit hat, kann
Du kannst dir das nachwachsende Gemüse nur schwer vorstellen oder willst mehr Informationen? Der Youtube-Kanal Kompost&Liebe zeigt einige nachwachsende Lebensmittel:
3. Essen upcyceln? Erweitere deinen Horizont!
Wahrscheinlich ist einiges, was bei dir zu Hause als ungenießbar oder unerwünscht abgestempelt wird und in der Mülltonne oder auf dem Kompost landet, essbar. In Zeiten und Regionen, in denen Supermarktregale nicht allzeit gut gefüllt sind, ist das Wissen darüber, was du alles essen kannst, weiter verbreitet. Beispiele gefällig? Das Grüne von Möhren und Erdbeeren, der Brokkoli-Stängel oder die Schale von Kiwis – du musst nur wissen, wie du es zubereiten kannst.
Hier ist eine Auswahl an Essen, das oft im Müll landet, aber noch verwertbar ist:
- Harte Stängel und Blätter: Dazu gehört der Strunk von Brokkoli und Blumenkohl, die Blätter von Blumenkohl und Erdbeeren, die härteren Teile vom Lauch, die grünen Puschel von Möhren, Kohlrabi, Fenchel und Rote Bete – das alles ist essbar. Junges, zartes Grün kann roh gegessen werden, etwa in einem Salat. Etwas härtere Teile werden durch längeres Braten, Dämpfen, Schmoren oder Kochen zu einem Genuss. Vitaminreich sind diese Teile sowieso.
- Schalen von Obst: Beim Apfel und der Zucchini ist es üblich, die Schale mitzuessen. Auch Orangen- und Zitronenschalen reiben wir in Gerichte wie Kuchen. Doch das sind keine Ausnahmen: So lassen sich etwa Kiwis, Kakis, Mangos und Bananen roh mit Schale essen, wie es in den Anbauregionen der Früchte manchmal üblich ist. Die Schalen mögen zu Beginn etwas gewöhnungsbedürftig schmecken, doch in ihnen stecken viele Vitamine und Mineralien.
Wenn du Obstschalen (roh) essen möchtest, wasche dein Obst vor Gebrauch gut unter warmem, fließendem Wasser und trockne es ordentlich mit einem Geschirrtuch ab, da das Obst höchstwahrscheinlich mit allerlei Pestiziden besprüht wurde. Am besten greifst du allerdings zu Produkten aus ökologischer Landwirtschaft. - Gemüsehaut: So wie du einige Obstschalen essen kannst, ist es auch mit Gemüsen. Anstatt Pilze, grünen Spargel, Hokkaido- und Butternut-Kürbisse zu schälen, kannst du dir die Zeit sparen und sie stattdessen ordentlich putzen. Das schont die direkt unter der Haut liegenden Vitamine. Musst du deine Kartoffeln für ein bestimmtes Gericht schälen, kannst du die Schalen im Ofen zu knackigen Kartoffelchips ausbacken. Kerne von Kürbissen, Melonen und Papayas: Sie sind schnell ausgeschabt und im Biomüll gelandet. Du kannst sie jedoch auch aufheben, in einem Sieb abspülen, trocknen lassen und in der Pfanne oder im Backofen rösten. Die knusprigen Kerne machen sich gut in Salaten oder gewürzt als Snack.
- Brot und Backwaren: Das zweitmeist verschwendete Lebensmittel ist Brot. Doch nur verschimmelt ist es ungenießbar. Sind Brötchen und Laugengebäck vom Vortag etwas zu weich geworden?
- Nicht essbare Reste wie Knochen, Knoblauch- und Zwiebelschalen, Gemüse-Innereien, die steinharten Enden von Brechbohnen oder hölzerne, weiße Spargelschalen lohnt es sich, aufzuheben (zum Beispiel in einer Tüte im Gefrierschrank zu sammeln) und zu einer herzhaften Gemüsebrühe abzukochen. Diese kannst du gleich verwenden oder einfrieren – und die Essensreste danach in die Biotonne oder auf den Kompost werfen.
4. Von wegen Mindesthaltbarkeitsdatum!
Viele Lebensmittel werden weggeworfen, weil das darauf angegebene Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) überschritten wurde. Das ist jedoch meist unnötig.
Ob etwas nicht mehr genießbar ist, erkennst du in der Regel mit deinen eigenen Sinnen. Menschen haben eigentlich einen guten Instinkt, herauszufinden, was essbar ist und was nicht mehr. Riecht es komisch? Hat es sich aufgebläht oder die Farbe verändert? Hat es eine andere Konsistenz als beim Einkauf? Beantwortest du eine der Fragen mit »ja«, ist es wahrscheinlich schlecht, ansonsten genießbar. (Nur bei Fleisch und Schimmelkäse solltest du eher vorsichtig sein. Hier kann dein Geruchssinn trügen, weil einige Bakterien ihn hier nicht auslösen.)
Anders sieht es beim Verbrauchsdatum aus, das auf sehr leicht verderblichen Lebensmitteln wie
Am besten heftest du dir eine Liste an den Kühlschrank oder die Gefriertruhe, auf der du kurz notierst, welche Lebensmittel mit Verbrauchsdatum du gekauft hast und wann sie ablaufen. Rückt das Datum näher und du hast das Essen nicht eingeplant, koche es und friere es ein, um dir mehr Zeit zu schenken.
Doch mit der richtigen Lagerung halten Lebensmittel auch ohne Einfrieren sehr lange. Manche mögen es kühl und schattig, andere bevorzugen Zimmertemperatur, und wieder andere wollen
Hier sind 6 häufige Fehler bei der Lagerung von Lebensmitteln. Klappe die Texte aus, wenn du mehr zu ihnen erfahren willst:
1. Mehlige Tomaten?
Tomaten gehören nicht in den Kühlschrank. Die Kälte schadet der empfindlichen Haut, verdünnt ihren Geschmack und verursacht eine mehlige Konsistenz. Am besten bewahrst du Tomaten in einer Schale bei mäßiger Zimmertemperatur zwischen 12 und 16 Grad Celsius und an einem schattigen Plätzchen auf.
2. Kartoffeln, Süßkartoffeln, Zwiebeln und Knoblauch …
… kannst du wochen- und monatelang lagern – allerdings nicht auf der Küchentheke. Sie bevorzugen einen dunklen, kühlen Ort, der nicht zu kalt ist (also nicht im Kühlschrank). Am wohlsten fühlen sie sich in einem löchrigen Korb, einer Papiertüte oder einem Jutebeutel, sodass sie viel Luft abbekommen. Alle kannst du essen, auch wenn sie bereits gekeimt sind, solange du die Stellen herausschneidest.
3. Pilze, Salat, Spinat und Beeren mögen kein Plastik.
Solches leicht verderbliche Obst und Gemüse will zu Hause am liebsten direkt aus seinen Plastikverpackungen genommen werden, auch wenn diese Löcher haben. Die fehlende Luftzufuhr lässt Pilze und Beeren schneller schlecht werden. Lege die Pilze und Beeren in einer einzigen Schicht in eine flache Schüssel in den Kühlschrank. Den Boden der Schüssel kannst du mit Küchenrolle auslegen, um Feuchtigkeit aufzusaugen. Salat und Spinat hingegen kannst du in einer mit Küchenrolle ausgelegten Tupperware-Box aufbewahren. Die Schachtel muss groß genug sein, damit die Blätter ein wenig Platz haben und nicht eingeklemmt werden. Wasche die Lebensmittel erst, wenn du sie verwenden willst.
4. Harte Zitrusfrüchte?
Zitrusfrüchte, insbesondere Zitronen und Limetten, werden – entgegen vieler Gewohnheiten – hart, wenn sie in einer Obstschale bei Zimmertemperatur gelagert werden. Damit sie länger frisch und saftig bleiben, sollten sie im Kühlschrank lagern.
5. Milch kommt nicht in die Kühlschranktür.
Frische und angebrochene Milch wird bekanntermaßen im Kühlschrank gelagert. Allerdings am besten nicht in der Tür, auch wenn sie dort schnell griffbereit ist. Milch und andere angebrochene Getränke halten sich länger, wenn sie kontinuierlich kühl stehen. Eine Kühlschranktür wird jedoch einige Male geöffnet und kann auch mal für einige Minuten offenstehen, während etwas gesucht oder Kühlschrank-Tetris gespielt wird. Ein Platz im hinteren Bereich des Kühlschranks ist daher angebrachter.
6. Bananen hängen gern ab.
Hast du deine Bananen schon einmal aufgehängt? An einem Fleischhaken oder Bananenbügel ins Regal gehängt, verlangsamt die Lagerung den Reifungsprozess der Bananen und verhindert, dass sie gequetscht und schneller braun werden. Lagere Bananen nicht zusammen mit Obst und Gemüse, das Ethylengas produziert, wie Tomaten, Äpfel, Avocados, Melonen oder Pfirsiche, da sie ihre Reifung gegenseitig beschleunigen. Generell ist aus diesem Grund ein gemischter Obstkorb meistens eine schlechte Idee, außer du magst viel Reifes auf einmal haben.
Wo was im Kühlschrank hingehört, ist eine Kunst für sich. Jedes Fach hat einen etwas anderen Kältegrad. So hebst du im oberen Fach am besten Käse und gekochte Speisen, Torten und Kuchen auf. Im mittleren Fach fühlen sich Milch, Milchprodukte und Eier wohl. Im unteren Fach lagern am besten leicht verderbliche Lebensmittel wie Fleisch, Fisch und Wurst. Und im Gemüsefach findet Obst und Gemüse Platz, wobei auch davon nicht alles in den Kühlschrank sollte.
5. Plane dein Essen klug und kenne deinen Gefrierschrank
Bevor etwas schlecht wird und du es wegwirfst, lautet die Faustregel: Einfrieren!
Es ist ein königlicher Lösungsweg, denn du kannst fast alle Lebensmittel (sogar Brot) einfrieren und ihre Nährstoffe bleiben erhalten. Es gibt nur wenige Ausnahmen, wie Lebensmittel mit hohem Wassergehalt, etwa Gurken, Salat oder Chinakohl.
Was kaum jemand weiß: Theoretisch können Lebensmittel unbegrenzt lange eingefroren werden, ohne dass sie schlecht werden. Allerdings bekommen Lebensmittel, die der kalten Luft im Gefrierschrank ausgesetzt sind, früher oder später »Gefrierbrand« und Fette können ranzig werden. Mit der Zeit leiden also Qualität, Geschmack und Konsistenz – aber nicht ihre Essbarkeit.
Trotzdem ist die Planung deiner Kühlmöglichkeiten das A und O bei der Lebensmittelrettung. Du kannst kreative Wege finden, den Inhalt deiner Regale, Gefrierfächer und deines Kühlschranks im Blick zu behalten und verderbliche Lebensmittel zu köstlichen Mahlzeiten zu verarbeiten.
Hier sind die 2 besten Tipps, die deine Essensplanung verbessern werden:
- Mache einen Essensplan für deine Woche. So einfach es klingt, es kann anstrengend sein, doch es hilft ungemein. Wenn du weißt, wie deine Woche aussieht, ob du Zeit zum Kochen hast oder etwas Schnelles brauchst, kannst du dich entsprechend danach richten. Außerdem vermeidet es Impulskäufe, und du ersparst deinem müden Gehirn am Ende des Tages eine weitere Aufgabe. Sowieso solltest du verderbliche Lebensmittel wie Fisch, Fleisch oder Beeren und Salat nur kaufen, wenn du sie wirklich brauchst und nie »auf Vorrat«. Achte auch darauf, was du schon hast. Doppelkäufe erzeugen meist nur mehr Müll.
- Plane den »Restetag«. Bei unseren Großeltern war es normal, Reste aufzuheben und einmal die Woche aufzuessen. Gerade wenn du nicht nur für dich allein kochst, bleibt oft mal Essen übrig. Am Restetag kommt alles als Buffet auf den Tisch, was wegmuss – die Pizza vom Vortag, der im Ofen erneut Leben eingehaucht wurde, das übrig gebliebene Curry vom indischen Mittagessen, das du dir hast einpacken lassen, und die Erdbeeren, die unbedingt wegmüssen. Selbst wenn du hier nicht alles aufisst, hast du trotzdem Lebensmittel gerettet. Und darum geht es ja.
Mit Illustrationen von Claudia Wieczorek für Perspective Daily