Pumuckl oder Meister Eder: Welcher Wählertyp bist du?
Warum du dein Kreuzchen machst, ist eine Frage deiner Generation.
Elefant Benjamin Blümchen gilt als
Als Wähler passt du natürlich nie zu 100% in eine von 2 Kategorien. Hast du dich dennoch für Typ Pumuckl entschieden, bist du höchstwahrscheinlich jünger als 37 Jahre und gehörst zur
Da die Figur des Meister Eder in den Geschichten mit dem quirligen Kobold unsterblich ist, passt sein Profil heute zum zweiten Typ Wähler. Hast du dich dafür entschieden, bist du eher älter als 50 Jahre und damit ein Kind der
Deiner Entscheidung, dich im Rahmen dieser Mini-Umfrage eher mit Pumuckl oder mit Meister Eder zu identifizieren, liegt eine zentrale Frage zugrunde: Welche Beweggründe haben wir für die Wahl einer bestimmten Partei? Auf diese Frage geben Studien kaum eine Antwort, dabei wären sie ein guter Ausgangspunkt für eine bewusste Wahl, auch für Unentschlossene.
Mythos Zukunft
Wahlkampf wird hauptsächlich für den Wähler-Typ Pumuckl gemacht: »Wir richten uns an die, die noch unentschlossen sind«, sagte SPD-Fraktionsvorsitzender Thomas Oppermann vergangene Woche in der
Diejenigen, die jetzt schon ganz genau wissen, dass sie Frau Merkel wählen wollen und die CDU, die werden wir in den verbleibenden 3 Wochen Wahlkampf nicht vom Gegenteil überzeugen können.
Die Jagd auf die überwiegend jungen Wählerstimmen dagegen ist seit Beginn der Wahlkampf-Saison eröffnet. Die Beute, die noch im Plakatwald herumirrt:
Oppermann sagte einen Tag nach dem Kanzler-Duell bei hart aber fair: »Martin Schulz kann die jungen Wähler ansprechen, weil er über das Thema Zukunft redet.« Die 22-jährige Youtuberin Lisa Sophie, die als Erstwählerin in der eher älteren Talkrunde sitzt, entgegnet: »Gerade weil Sie das Thema Zukunft angesprochen haben. Ich hatte das Gefühl, das ist eher eine Sache, die in dem Gespräch […] zu kurz gekommen ist.«
Eine Erstwählerin und ein Politiker sind sich einig: Jugend will Zukunft wählen. Nicht nur die SPD, auch andere Parteien haben sich diese Verbindung auf die Wahlplakate geschrieben. Spielt die Politik hier bewusst mit einer falschen Selbsteinschätzung junger Menschen?
Nein! – zu dem Ergebnis kommt die repräsentative Studie der Bertelsmann Stiftung 2014. Zumindest nicht dann, wenn es um langfristige Planung geht. Heute Abend interessiert die Jungen mehr als morgen. Aus der Pumuckl-Perspektive will man viele Sachen für sich.
Während die Meister Eder der älteren Generation fragen »Wie kann es Deutschland besser gehen?«, fragen Pumuckls »Wie kann es mir und meinen Liebsten besser gehen?«. Dem Hier und Jetzt geben sie mehr Gewicht als dem Gemeinwohl. Große zukunftsorientierte Themen wie Umwelt, Nachhaltigkeit, Gerechtigkeit und Gleichberechtigung
Meister Eder hingegen wählt stabil und im Vertrauen darauf, dass seine politische Überzeugung die Herausforderungen der Zukunft meistert. 2 Extreme, die sich an den Wahlurnen begegnen werden. Wie konnte es soweit kommen?
Ich möchte Teil einer Jugendbewegung sein
Das erste Hörspiel von Meister Eder und sein Pumuckl gab es im Jahr 1962 auf die Ohren. Mindestens genauso lang verändert sich das Wahlverhalten der Deutschen von einem ins andere Extrem:
- Von der Straße aufs Sofa
Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg: Mit Stunde Null und Wirtschaftswunder erwachten die Deutschen nach 12 Jahren faschistischer Diktatur langsam aus ihrer politischen Unmündigkeit. Erst diktierten noch die Besatzer den Antifaschismus. Im sowjetischen Sektor plante man die Nachkriegs-Jugendpolitik: Die »Freie Deutsche Jugend«, eine der größten antifaschistischen Jugendbewegungen, fand auch in Westdeutschland viele Anhänger. Während der Ostteil von Deutschland eingemauert wurde, wuchs die antiautoritäre
Als Teil der Nachkriegsgeneration konnte er sich klar in ein politisches Links-Rechts-Schema einordnen. Die politische Sozialisation fand öffentlich statt. Eine politische Meinung zu vertreten, war für Meister Eder und seine Kommilitonen ein wichtiger Wert. Noch ein gutes Jahrzehnt nach der sogenannten
Der Wert hat nicht an Bedeutung verloren, er hat sich nur über die letzten 2 Generationen gewandelt. Während Politik im Abwärtstrend lag, schoss ein anderer Lebensbereich an die Spitze der Wertetabelle: Privates und Familie. Das passt zur zunehmenden Individualisierung. Damit Wähler ihre Individualität ausleben können, müssen maßgeschneiderte Konzepte her, die auch auf das Wahlverhalten Einfluss haben. - Nordkorea vs. Kita
56 Minuten – so lange antworten Merkel und Schulz im TV-Duell auf Fragen zu Migration, europäischen Außengrenzen, Spannungen zwischen Nordkorea und Trump und der Türkei. Pumuckl wird ungeduldig, packt das Smartphone aus und liest auf Twitter, dass andere auch finden:»Hier wird 2/3 der Zeit über Migration gequatscht«
Meister Eder kennt die Positionen der Politiker, horcht nur auf, wenn Dinge gesagt werden, die seine Meinung bestätigen oder wirklich so noch nie von CDU und SPD geäußert wurden. Aha! Mit Erdoğan werden die Beitrittsverhandlungen also endlich abgebrochen. Hört! Hört!
Für Pumuckl und Meister Eder liefert das TV-Duell keine Entscheidungshilfe für die Wahl. Die vielen Herausforderungen, die in knackigen anderthalb Stunden aufgezählt wurden, machen für den sprunghaften Rotschopf die Wahl eher schwerer. Meister Eder fühlt sich bestätigt.
Nicht nur die Komplexität der Politik, die durch Globalisierung und Europäisierung weiter verstärkt wird, führt bei Wählern wie Pumuckl zu Verwirrung, Vereinfachung oder kompletter Ablehnung. Auch die mediale Aufbereitung überfordert die Zuschauer. Politik ist zum Event verkommen. TV-Duelle nach amerikanischem Vorbild vor Bundestagswahlen gibt es erst seit 2002. Seitdem wird die mediale Inszenierung für Politiker immer wichtiger. Politische Inhalte treten dabei in den Hintergrund, selbst wenn die Debatte sachlich bleibt.
Bei so viel Komplexität und Selbstdarstellung – wie können Meister Eder und Pumuckl nun eine bewusste Wahl treffen? Vielleicht hilft ihnen erst einmal das Gespräch miteinander, um herauszufinden, warum sie wählen. Wer ist politisch überzeugt, wer will nur ein oder 2 Punkte umgesetzt sehen, nach denen er die Wahlprogramme der Parteien abklopft?
Übrigens haben sich auch die Autoren gefragt: Bin ich mehr Pumuckl oder Meister Eder? Juliane tendiert zu Profil Rotschopf und wählt mit Blick auf ihre aktuelle Situation. Robin ist hin- und hergerissen, in den Kommunalwahlen wählt er auch wie ein Pumuckl, für die Bundestagswahl 2017 freundet er sich mit dem Meister-Eder-Profil an.
Dieser Artikel gehört zu unserer Reihe »Deine Wahl 2017«. Du willst mehr zum Thema lesen? Klicke hier!
Mit Illustrationen von Janina Kämper für Perspective Daily