EU geht gegen den billigen Schrott von Temu vor
Der Shoppingriese führt Verbraucher:innen in die Irre und muss sich nun vor der EU verantworten. Es ist bereits das zweite Verfahren hintereinander.
Winter-Hausschuhe für 4,87 Euro, ein Solarlicht für den Außenbereich für 3,77 Euro, eine Smartwatch für 12 Euro: Auf dem chinesischen Onlinemarktplatz Temu findet sich alles zu spottgünstigen Preisen. Die Shoppingplattform ist erst vor 2 Jahren online gegangen und direkt rasant gewachsen. Heute ist sie in manchen Ländern bereits zu einem Konkurrenten für größere Einzelhändler und etablierte Verkaufsplattformen geworden, einschließlich Amazon und Ebay. Hinter der Onlineplattform steckt die Handelsgruppe PDD Holdings des 44-jährigen Milliardärs Colin Huang,
Temus Erfolgsrezept: Eine große Vielfalt an unschlagbar günstigen Produkten, mit denen kein Wettbewerber mithalten kann, verbunden mit einer radikalen Marketingstrategie, die die Produkte an die Menschen bringt.
Wegen Letzterem muss sich der Onlinehändler nun vor der Europäischen Kommission verantworten. Seit Temus Europastart vor einem Jahr haben die EU-Kommission, das deutsche Umweltbundesamt sowie die nationalen Verbraucherbehörden Belgiens und Irlands das Unternehmen untersucht. Dabei haben sie eine Reihe von Praktiken festgestellt, »die Verbraucherinnen und Verbraucher in die Irre führen oder ihre Kaufentscheidungen unangemessen beeinflussen können«,
Zu den Praktiken gehören:
- Falsche Rabattaktionen, die es eigentlich gar nicht gibt,
- das Ausüben von Kaufdruck, indem Produkte etwa nur für sehr begrenzte Zeit verfügbar sind,
- unvollständige und falsche Informationen über den Rechtsanspruch auf Rücksendungen und Erstattungen,
- gefälschte Bewertungen und versteckte Kontaktangaben,
- außerdem werden manche Besuchende des Onlinemarktplatzes gezwungen, ein Glücksrad zu drehen, um auf die Website zugreifen zu können; Nutzungsbedingungen im Zusammenhang mit dem Gewinnspiel bleiben allerdings verborgen.
Aufgrund der Untersuchungsergebnisse hat die EU Temu aufgefordert, seine Geschäftspraktiken anzupassen. Die Onlineplattform hat nun einen Monat Zeit, um zu antworten und zu erklären, wie sie die verbraucherrechtlichen Probleme beheben will. Wird sie die angesprochenen Punkte nicht adäquat beheben, drohen Bußgelder. Beispielsweise können EU-Mitgliedstaaten, in denen die illegalen Praktiken beobachtet worden sind, Geldbußen auf Grundlage des Jahresumsatzes von Temu verhängen.
Diese Entscheidung erhöht den Druck auf Temu, das Gesetz einzuhalten. Es ist nicht hinnehmbar, dass Temu einen Tsunami von Produkten in die EU schickt, die eindeutig unsichere Spielzeuge oder Elektrogeräte enthalten, und unter völliger Missachtung des Verbraucherrechts und des neuen Gesetzes über digitale Dienste.
Der 2022 in Kraft getretene Digital Service Act soll es der EU erleichtern, gegen illegale Inhalte von Onlineplattformen und Suchmaschinen vorzugehen. Davon machte die EU auch bei Temu Gebrauch. Erst vor Kurzem leitete sie – unabhängig von dem Verstoß gegen den EU-Verbraucherschutz –
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