Zwischen Glühwein und Silvestersekt: Wir haben ein Alkoholproblem
Auch 2025 werden viele wieder verkatert ins neue Jahr starten. Fakt ist: Wir Deutschen haben ein Drogenproblem. Das muss nicht sein. Ein Text zum Ausnüchtern.
Mein Freund Ahmed sagt: »Nein, danke!« Auch 3- oder 4-mal am Abend, stets höflich. Trotzdem frage ich ihn immer wieder, ganz automatisch, ob er ein Glas Wein oder ein Bier möchte, wenn ich den Kühlschrank offen habe. Obwohl ich seine Antwort ja kenne. Ahmed kommt aus Syrien, er ist es nicht gewohnt, Alkohol zu trinken. In seiner Familie trinkt niemand. Er hat schon mal probiert, aber es interessiert ihn nicht wirklich.
Ich komme aus Deutschland. Am Abend nehme ich mir gern mal ein kaltes Bier aus dem Kühlschrank – am Wochenende auch mal 3 oder 4. Ich biete es meinen Gästen an, das gehört für mich dazu. So war es bei meinen Eltern und bei meinen Großeltern.
Ich mag den erfrischenden Geschmack von Bier, genieße die feinen Noten eines guten Weins und den sanften Schleier der Entspannung, der sich mit jedem Schluck auf mich legt. Vor allem aber liebe ich die geselligen Abende, die sich zwischen den Gläsern entfalten. Es ist wohl nicht übertrieben zu sagen:
Deutschland: Export- und Pils-Weltmeister?
Damit entspreche ich dem typischen Bild eines trinkenden Deutschen. 10 Liter reinen Alkohol hat jede und jeder Deutsche im Jahr 2020 im Durchschnitt getrunken, 121,6 Liter alkoholische Getränke waren das, rund 3/4 davon in Bier, der Rest entfällt auf Wein und Spirituosen.
Mit Illustrationen von Frauke Berger für Perspective Daily