Die derzeit beste freie Social-Media-Alternative kriegt ein dringendes Update
Musk, Zuckerberg und Co.: Superreiche missbrauchen soziale Netzwerke und buckeln vor Autokraten. 2 Helden des Internets wollen Bluesky deshalb vor ihnen schützen.
Ist dir bei Donald Trumps Amtseinführung etwas aufgefallen? Ganz weit vorne, noch vor US-republikanischen Abgeordneten und dem neuen Kabinett, saß eine Riege von Superreichen: Sie waren dort, um dem neuen US-Präsident die Gunst des Silicon Valley zu versichern. Das Problem daran: Viele von uns sind von den Entscheidungen genau dieser Superreichen abhängig, die gerade vor einem rechtsextremen Präsidenten das symbolische Knie beugen – und zwar über ihre Produkte, allen voran Social Media.
2 besonders krasse Fälle:
- Elon Musk: Twitter/X: Dass das einstmals entspannte Twitter unter Elon Musk zu einem Sammelbecken von Provokateur:innen, Rechtsextremen und Verschwörungserzähler:innen geworden ist, ist hinreichend bekannt
- Mark Zuckerberg: Facebook und Instagram: Schon vor Trumps Amtseinführung verkündete Zuckerberg, dass er seine sozialen Netzwerke nach dem Vorbild von Musk umbauen wolle, und nannte als Grund explizit Trumps Wahl als »kulturellen Wendepunkt«. Wie das aussieht, demonstrierte er gleich mit: So wird der Konzern seine Zusammenarbeit mit unabhängigen Organisationen zu Faktenchecks beenden und gemeinsam mit der US-Regierung Europa angehen, weil dieses wagt,
Da ist es kein Wunder, dass gerade viele Nutzende genau diesen Netzwerken den Rücken kehren. Zuletzt verließen etwa 60 deutsche Hochschulen und Forschungseinrichtungen Twitter/X. Die gemeinsame Erklärung lässt tief blicken: »Werte, die Vielfalt, Freiheit und Wissenschaft förderten, sind auf der Plattform nicht mehr gegeben«,
Viele von diesen Exilant:innen melden sich bei Bluesky an – einer Art »Twitter wie früher«, nur ohne Werbung und geheimen Algorithmus, der angezeigte Inhalte je nach Laune eines Superreichen in bestimmte Richtungen biegt. Hier ist das Diskussionsklima noch angenehm, rechtsextreme Trolle werden flugs geblockt und ignoriert. Denn die Plattform gehört keinem Milliardär, sondern einem als »profitorientiert, aber ausgerichtet auf öffentlichen Nutzen« eingetragenen Unternehmen.
Ich habe Bluesky ausgiebig getestet und unterhalte seitdem einen aktiven Account dort. Den ganzen Test findest du hier:
Doch was, wenn ein eitler, superreicher Trump-Fan das ganze Unternehmen kauft? Möglich wäre das theoretisch, weil auch Bluesky gewinnorientiert arbeitet. Diese Sorge treibt derzeit viele um – auch Wikipedia-Gründer Jimmy Wales und
Damit ist es möglich, dass darauf basierende Apps miteinander kommunizieren. Und kann, sehr vereinfacht gesagt, seine Daten und Follower mitnehmen, wenn man einmal digital »umziehen« möchte.
Unsere Vision bietet einen Weg zu einem offenen und gesunden Social-Media-Ökosystem, das von keinem Unternehmen oder Milliardär kontrolliert werden kann.
Blueskys Unternehmen freut sich – sicher auch über die Aufmerksamkeit. Es darf aber zu hoffen sein, dass »Free our Feeds« auch etwas ins Auge fasst, was sich viele längst wünschen: Bluesky mit Mastodon kompatibel zu machen, dem nerdigen sozialen Netzwerk im Fediverse, das schon mit einer ähnlichen Offenheit per Protokoll arbeitet. Ein Hinweis darauf könnte Mallory Knodel von der Social Web Foundation sein,
In jedem Fall dürfte die Aktion eines erreichen: Superreiche wie Elon Musk oder Mark Zuckerberg ärgern. Denn mit mehr echten Alternativen zu Kommerznetzwerken und jeder wechselnden Person bröckelt deren zentrales Argument, ihre politisch-radikale Midlife-Crisis zu tolerieren: »Es gibt ja nichts Besseres und alle sind hier.«
Von wegen.
Zur nächsten guten Nachricht:
Titelbild: Kumiko Shimizu - CC0 1.0