Mut inmitten rechter Wut: Was diesem Aktivisten aus Sachsen half, kann auch für dich wirken
Er wächst in einer AfD-Hochburg auf, stürzt in eine Krise und findet einen Weg heraus. Beim Couchsurfing-Besuch erzählt Perspective-Daily-Mitglied Seb, wie er Rechtsextremismus sieht und was gegen den Frust helfen kann.

Seb* und seine Kollegin stehen etwas ratlos vor dem Fahrrad im Montageständer vor ihnen. Sie schrauben hier und dort, drehen an den Pedalen.
Das ehrenamtliche Team in der Fahrradwerkstatt »Zum Rostigen Ross« in Dresden repariert gebrauchte Bikes und gibt sie zu niedrigen Preisen an Menschen weiter, die weniger verdienen –
Doch dieses Modell ist besonders verflixt. Seit 2 Jahren arbeiten sie immer wieder mal daran.
Das Perspective-Daily-Couchsurfing

Gesundheit, Rechtsruck, Wirtschaft? Wir haben gefragt, welche Probleme dich an deinem Wohnort betreffen – und welche Lösungen du dafür gefunden hast. Uns haben viele spannende Einsendungen erreicht. Also haben wir uns auf die Reise durch die Perspective-Daily-Republik gemacht und auch mal auf euren Couchen übernachtet. In unserer Reihe liest du von diesen Begegnungen.
Bildquelle: Perspective DailySeb ist seit Kurzem einer der 3 Vorstände
Sie wissen: Beim Rostigen Ross finden sich (fast) alle Fahrradteile – auch die von ganz alten Typen, die auf dem Markt kaum mehr zu kriegen sind. Und falls das mal nicht der Fall ist, so gibt es zumindest immer kalte Limonade und ein offenes Ohr.
Seb fährt jede Woche mehrmals mit einem seiner Fahrräder von seinem Heimatdorf in Sachsen hierher nach Dresden, durchschnittlich 40 Kilometer hin und zurück.
Es gefällt ihm, bei seinem Ehrenamt Menschen »außerhalb seiner Bubble« zu treffen: die Geflüchtete, die hier endlich ein Fahrrad findet, das sie sich leisten kann; den Alkoholiker, der, seit er regelmäßig in der Werkstatt zum Schraubenschlüssel greift, kaum mehr zur Flasche greift; oder den Kollegen, der hier seine Strafe durch gemeinnützige Arbeit ableistet.
Nicht, dass es für Seb sonst schwer wäre, »Menschen außerhalb seiner Bubble« zu begegnen. Der 33-jährige gelernte Maschinenbauingenieur verzichtet bewusst auf ein Auto und schreibt Projektanträge für die
In seinem Wahlkreis wählten bei den Landtagswahlen im September 2024 mehr als 36% der Menschen die AfD. Er lebt also mitten in einer Hochburg der im Kern rechtsextremen Partei.
Während Seb das verflixte Fahrrad begutachtet, mischt sich schwarzes Schmieröl unter das Rot und Blau seiner lackierten Fingernägel.
Titelbild: Julia Tappeiner / Collage