Wenn wir im Gespräch bleiben wollen, müssen wir sprachlich abrüsten
Wir sind Meister:innen der militärischen Rhetorik. Zeit für eine Abrüstung.
Täglich führen wir verbale Schlachten – oft ohne es zu merken.
Schon beim Frühstück beginnt der Machtkampf mit dem Kind, das sein Brot nicht essen will. Im Büro ruft die Chefetage eine neue Strategie aus, während sich Kolleg:innen eine Schlammschlacht um Zuständigkeiten liefern. Während die eine im Eifer des Gefechts ihr Meeting vergisst, wirft die andere die Flinte ins Korn – und manch einer steht mit der Chefin auf Kriegsfuß.
Willkommen im alltäglichen Sprachkrieg.
Uns ist häufig nicht bewusst, wie stark echter Krieg unsere Alltagssprache prägt. Wir haben Hustenattacken, reißen uns am Riemen und schreiben uns das, was uns wichtig ist, auf die Fahne. Manche Redewendungen klingen so harmlos, dass ihr militärischer Ursprung kaum noch erkennbar ist. Jemanden überrumpeln? Im Krieg eine Taktik, um Gegner:innen kampfunfähig zu machen.
Besonders auffällig ist diese Bildsprache in Debatten: Wir greifen Positionen an, verteidigen die eigene, suchen Schwachstellen, schlagen zurück, fahren Konter – und wollen natürlich gewinnen.
Mit Illustrationen von Frauke Berger für Perspective Daily