Human Library: Was passiert, wenn sich Menschen gegenseitig »ausleihen«
Wie ein Däne mit einer simplen Idee weltweit Herzen öffnet.
Ivans kleiner Bruder wäre als Säugling fast gestorben. Dieses Erlebnis erschütterte die Eltern so sehr, dass sie später alles daransetzten, es ihren Söhnen an nichts fehlen zu lassen. Sie fütterten und fütterten. Nie sagten sie Nein, auch nicht, wenn Ivan etwas Süßes wollte. Bis zur Schulzeit ging das gut, doch dann bekam Ivan starkes Übergewicht. »In der Schule war ich immer das fette Kind«, erinnert sich der Taxifahrer im Ruhestand. Damals begann das Mobbing. »Ich entwickelte verschiedene Strategien, um dem zu entkommen. Ich begann, mich selbst mit Süßigkeiten und Kuchen zu trösten. Irgendwann kaufte ich anderen Kindern Essen, damit sie mich nicht mobbten«, erinnert er sich. Heute wiegt Ivan 130 Kilogramm, zu Höchstzeiten waren es 165 Kilogramm.
Ein Vorurteil, mit dem der Däne häufig konfrontiert wird: Er sei faul. Doch der Grund für sein Übergewicht ist ein anderer. Für Ivan war Essen lange ein Bewältigungsmechanismus. »Hatte ich einen schlechten Tag, brauchte ich Kuchen. Hatte ich einen guten, aß ich ebenfalls Kuchen. Es war entweder Belohnung oder Trost«, sagt Ivan.
Heute ist Ivan ein »offenes Buch«. Wer mag, kann ihn in der Kopenhagener
Titelbild: Elin Tabitha Hansen - copyright