So macht Technologie die Liebe kaputt (und das kannst du tun)
Diese 3 digitalen Liebestöter kennst du auch. Und so funkt es wieder!
Ihr geht gemeinsam zur Arbeit, esst zusammen und geht sogar gemeinsam ins Bad. Ständig steht ihr in Kontakt,
Es antwortet dir regelmäßig. Wenn die Batterie leer ist, wenn eine neue Nachricht eingeht, wenn eine
Im Durchschnitt schauen wir unserem digitalen Begleiter
Wie oft hast du heute deinem Partner in die Augen geschaut?
Wenn deine Antwort »nicht so häufig« lautet, bist du nicht allein. Manche Paare kommen damit klar. Bei anderen fliegen im Streit um die Technik die Fetzen. In einer
»Das muss nicht sein!«, sagen 4 Paartherapeuten.
3 digitale Liebestöter
Um etwas gegen die modernen »Beziehungskiller« zu tun, müssen wir erst einmal analysieren, wo und wie tief das Problem wirklich sitzt.
Dafür habe ich mir 4-fache Verstärkung geholt:
In einer Sache sind sich alle einig: Nicht nur Ehepartner oder Lebensgefährten sind betroffen – auch das Familienleben oder gute
Dass allein wegen dem Smartphone jemand zu mir kommt, das habe ich eher selten. Allerdings kenne ich das Problem gut aus dem Bekanntenkreis. Ich habe den Eindruck, das ist heute allgegenwärtig.
Die Ablenkung durch Technologie wird immer mehr und vielfältiger. Smartphones sind Ablenkung ›to go‹.
Beim Zank um die Geräte kann man zwischen 3 Mechanismen unterscheiden:
- Immer auf Stand-by: Smartphones sind ständige Begleiter. Deshalb glauben manche Menschen, immer und überall erreichbar sein zu müssen – vom Chef, der Familie und guten Freunden. Doch allein das Wissen um diese Erreichbarkeit und die
Signal an den Partner: »Was wir tun, kann jederzeit unterbrochen werden. Und das ist okay für mich.« - Bystanding: Moderne Unterhaltungs-Technologie ist verführerisch – und
Signal an den Partner: »Das ist mir gerade wichtiger. Und du bist nur dabei.«
Signal an den Partner: »Ich bin nicht ganz für dich da«
Das Ganze ist ein Teufelskreis, denn wenn sich das Gegenüber
Moderne Technik befriedigt Bedürfnisse nach Spiel und Belohnung –
Nicht immer ist uns klar, dass dieses Verhalten negative Auswirkungen hat. Wir merken das schon gar nicht mehr – wir sind da irgendwie reingewachsen.
Auch wenn
Der große Krach ist dann nicht mehr weit; vor allem, wenn am Ende der digitalen Leitung noch jemand anderes wartet.
Sag mal, mit wem schreibst du da?
Jeder Smartphone-Nutzer weiß: Wer auf einen Bildschirm starrt und darauf tippt oder wischt, kann vieles tun – zum Beispiel kommunizieren. Lautlos und ganz ohne dass der Partner es mitbekommt. Noch schnell heimlich die Arbeits-E-Mail beantworten, damit der Kopf frei für das gemeinsame Abendessen ist? Warum nicht. Mit einer Freundin heimlich Probleme wälzen, während der Partner im Bett ein Buch liest (oder am Laptop tippt)? Na klar.
»Facebook nutzt eine Schwäche in der menschlichen Psychologie aus.« – Sean Parker, früherer Facebook-Präsident
In sozialen Medien und über Messenger-Programme kommunizieren wir dabei nicht nur mit einer Person, sondern mit vielen gleichzeitig – rund um die Uhr. So droht der eigene Partner in einem Stimmengewirr zu verschwinden – von dem er die Hälfte gar nicht mitbekommt. Dabei werden leicht Misstrauen und
Stelle dir etwa ein Paar in der Straßenbahn vor. Sie sitzen sich gegenüber und tippen beide auf ihren Smartphones. Er denkt, sie chattet gerade mit der Chefin. Doch tatsächlich flirtet sie mit einem Unbekannten per Facebook-Messenger. Er schaut nicht das Lehrvideo auf Youtube an, sondern fremde Frauen auf Tinder.
Mit Smartphones sind diese heimlichen Momente kein Problem. Denn die digitale Welt verbindet Ablenkung mit Unterhaltung und der typischen Unverbindlichkeit im Netz. Nicht umsonst sind
Besonders Menschen, die von Eifersucht geplagt werden, werden von Smartphones regelrecht getriggert.
Ist der Initialverdacht einmal da, liefert die moderne Technik auch gleich verlockende Möglichkeiten, die eigene Eifersucht zu stillen.
Habe ich Zugriff auf deinen Facebook-Account? Darf ich sehen, mit wem du online befreundet bist? Bis dahin, dass sich Partner gegenseitig als ›Liebesbeweis‹ die Ortungssysteme freischalten. Das kann richtig pathologisch werden.
Das Smartphone wird dabei zum Symbol des Misstrauens in der Beziehung. Kontrolldruck ist die Folge. Auch wenn diese Extremfälle selten sind, fehlt es vielen Paaren an einer Kultur im Umgang mit den technischen Geräten, die ständig unsere Aufmerksamkeit wollen. Das bestätigen die 4 Paartherapeuten und zeigen auch, wie wir eine solche Kultur lernen können.
3 Methoden gegen Technik-Zoff im Alltag
Es dreht sich viel um die Fragen: Wie verbringen wir die gemeinsame Zeit? […] Und wie können wir besser verstehen, welche Bedürfnisse der Partner hat?
Damit nicht tatsächlich irgendwann der Satz »Du liebst dein Smartphone doch mehr als mich!« fällt, sind nicht mehr als ein paar deutliche Absprachen nötig:
- Probleme ansprechen: Ach, wenn es doch so einfach wäre … – aber wie so oft gilt auch hier: Nur wer drüber spricht, kann ein Problem lösen. Woher soll der Partner wissen, dass du ein Problem mit seinem Smartphone hast, wenn du es nicht sagst? Das Ansprechen ist der erste Schritt, um an etwas zu arbeiten. Wichtig dabei: Vorwürfe helfen nicht weiter, weil sie meist in Sackgassen aus Anschuldigungen und Verteidigung führen. Stattdessen kannst du die eigenen Bedürfnisse konkret formulieren.
»Ich wünsche mir, dass du das Gerät häufiger ausschaltest und dich um mich kümmerst.« - Regeln für Technologie: Jede Beziehung funktioniert über Regeln. Oft sind diese unausgesprochen. Aber warum nicht verbindliche Regeln für die Nutzung von Technologie vereinbaren? Zum Beispiel könnte dein Schlafzimmer zur technikfreien Zone werden. Maximal 30 Minuten Facebook pro Abend, nur während der Nachrichten? Oder das Smartphone beim Abendessen auf lautlos schalten? Der Chefin einen besonderen Klingelton geben und nur bei diesem drangehen? Möglich ist, was guttut.
»Lass uns das kommende Wochenende technikfrei machen! Das würde mir gefallen.« - Offline-Momente planen: Vieles in Beziehungen entwickelt sich ohne bewusste Steuerung. Aber es ist keine Schande, einige Stellschrauben neu zu justieren. Gegen das Gefühl der Vernachlässigung in einer Welt voller Bildschirme hilft eine einfache Methode: Plant Situationen ein, bei denen die Technik außen vor bleibt und du und dein Partner euch ganz aufeinander konzentrieren könnt.
»Wir könnten jeden Abend 15 Minuten vor dem Schlafengehen über unseren Tag reden. Ganz ohne Kalender und E-Mails.«
Was konkret funktioniert, ist von Paar zu Paar verschieden. Man kann auch gemeinsam einen Film schauen und sehr beieinander sein. Auch da kann man viel miteinander teilen.
Und was, wenn auch das nicht hilft? Dann ist das Problem mit der Technik vielleicht nur etwas, über das sich gut und leicht streiten lässt – die Ursache für den Frust aber vielleicht eine ganz andere.
Es geht nicht um Technik, sondern um Wertschätzung
Es gibt Paare, die sitzen am Tisch, und er zieht das Handy heraus und sie lächelt verliebt. Und es gibt Paare, wo er aufs Handy schaut – und sie geht und kommt nicht mehr zurück.
Natürlich stellen Smartphones und Co. neue Herausforderungen für Beziehungen dar und Paare müssen sich heute umso mehr bemühen, sich nicht voneinander ablenken zu lassen. Doch die 4 Paartherapeuten warnen auch davor, die Technologie als Sündenbock zu nehmen.
Wer sich mehr mit dem Smartphone beschäftigt, zeigt damit auch an, dass die Beziehung in den Hintergrund tritt.
Das Smartphone wird vor allem dann zum Störfaktor, wenn zwischen einem Paar Sprachlosigkeit herrscht.
Fallen tatsächlich Sätze wie »Du liebst dein Smartphone mehr als mich!«, ist es in der Regel mit ein paar Methoden zum besseren Umgang mit Technik nicht getan. Dann sind die Geräte nur Symptome für ein tiefer liegendes Problem und einem Mangel an dem, was eine Beziehung wirklich ausmacht: die emotionale Basis. Den anderen wertschätzen, ihm zuhören, ihn wichtig nehmen und sich um sein Wohl sorgen – kurzum die Liebe.
Wer frisch verliebt ist, wird auch weniger auf das Handy schauen. Das merkt auch der Partner.
Ein Rezept für eine glückliche Beziehung in schnelllebigen, digitalen Zeiten lautet deshalb: regelmäßige positive Bestärkung.
Liebe entsteht ganz von alleine – aber wer sie erhalten möchte, muss sie pflegen.
Um Paare im digitalen Zeitalter einander wieder näher zu bringen, hat Paartherapeut David Wilchfort das Projekt
Die Dynamik hinter David Wilchforts Lösung ist bestechend einfach: Wer die positiven Seiten einer Beziehung bestärkt, tritt seinem Partner auch mit mehr Zuneigung gegenüber und erhält dann auch mehr Zuneigung zurück – und dann verschwindet das Smartphone von ganz allein und lautlos in der Tasche.
Versuch zu verstehen, ob der andere sich wertgeschätzt fühlt. Nicht für den anderen, sondern für dein eigenes Wohl. Denn am Ende ist es immer noch angenehmer, mit dem Partner ins Bett zu gehen als mit Facebook.
Mit Illustrationen von Janina Kämper für Perspective Daily