Neben dieser Technik sehen Bitcoins alt aus
Sie verbraucht mehr Energie als Irland und verändert gerade die Welt: Nimm dir endlich Zeit, die Blockchain zu verstehen.
Der US-Amerikaner Erik Finman kaufte im Jahr 2011
Heute gibt es
Die Technologie hinter Bitcoins aber – die »Blockchain« – hat das Potenzial, die Welt zu verändern.
So funktioniert die Blockchain, Harry
Die Technologie hinter der Blockchain wirkt leicht wie Magie. Deshalb holen wir uns zum Verständnis
Harry braucht dringend einen neuen Zauberstab, hat aber kein Geld dabei und die Kobold-Bank hat gerade geschlossen. Doch in der Welt von Harry Potter ist eine Bank gar nicht mehr notwendig. Harry und der Zauberstab-Händler holen ihre
Später will Harry seine Schulden loswerden; er hebt Geld ab, bringt es zum Zauberstab-Händler und beide notieren das in ihren Büchern. Hermine und Ron sehen nun, dass die Schulden beglichen sind
Das ist natürlich nur eine grobe Analogie, die aber das Prinzip hinter Blockchain erklärt: das Verteilen von gesicherten Informationen und deren Absicherung durch Dritte. Das magische Buch ist in Wirklichkeit eine Datenbank – die als Teil eines Computer-Netzwerks ständig über das Internet aktualisiert wird. Die Kopien liegen dabei nicht in der Hand von wenigen, sondern Tausenden anderer Nutzer und sind mit
Sie erschaffen quasi das nächste Kapitel des »magischen Buchs« für alle. Die vorherigen Kapitel werden abgeschlossen und niemand kann mehr in ihnen schreiben.
So entsteht mit der Zeit eine Kette von aneinander anschließenden Datenblöcken – die »Blockchain«.
Aus diesen 5 Gründen gehört der Blockchain die Zukunft
Blockchain, da sind sich die meisten Nerds einig, ist für die Digitalwelt eine mindestens genauso bedeutende Erfindung wie Harry Potter für den Kosmos der Jugendliteratur. Diese 5 Eigenschaften machen die neue Technologie gemeinsam einzigartig.
- Dezentralität: Das Blockchain-Protokoll ist online und dezentral, das heißt, es braucht keine Institutionen als Mittelsmann,
Allerdings kann der Staat auch nicht eingreifen, um demokratisch ausgehandelte Standards durchzusetzen. Er hat keine zentrale Adresse, an die er sich wenden oder die er bestrafen kann. Gewinne einer Blockchain-Anwendung umgehen außerdem Steuern und Abgaben. Updates der Regeln einer Blockchain können auch nicht zentral aufgespielt werden, sondern müssen
- Sicherheit: Durch die dezentrale Aufteilung der Daten ist es praktisch unmöglich, eine
Allerdings erfordert die dezentrale Aufteilung auf viele Rechner auch enorm viel Rechenpower und damit Strom. Allein die »Miner« der Bitcoins verbrauchen heute in etwa so viel Strom wie das Land
- Datenschutz: Was ein Nutzer tut, wird zwar in den Daten der Blockchain genau protokolliert, aber
Allerdings begünstigt dies auch illegale Transaktionen. So sind etwa Bitcoins das beliebteste Zahlungsmittel im sogenannten
- Hohe Verfügbarkeit: Blockchain-Anwendungen sind nicht an Öffnungszeiten oder Feiertage gebunden. Und da die Anwendung ohne große Hürden jederzeit heruntergeladen werden kann, kann auch kein Mittelsmann beschränken, wer daran teilnehmen darf. So können auch Menschen zum Beispiel Bankgeschäfte tätigen, die vorher keinen Zugang hatten – etwa Geflüchtete.
Allerdings hat die Blockchain Nachteile gegenüber herkömmlicher zentral verwalteter Software. So sind einmal getätigte Handlungen mit dem nächsten Block festgeschrieben verbunden und können nicht mehr rückgängig gemacht werden. Außerdem können zentral gesteuerte Dienste ein höheres Teilnehmeraufkommen bislang besser handhaben: Das Bitcoin-Netzwerk etwa kann aktuell nur 3–7 Transaktionen pro Sekunde verarbeiten. Zum Vergleich: VISA verarbeitet über
- Open Source: Der Programmcode für viele Blockchain-Anwendungen steht frei im Internet zur Verfügung. Damit kann
Bei Weitem nicht alle Blockchain-Projekte liefern Ergebnisse. Viele zehren nur die Ressourcen der Programmierer auf. Von über 28.000 Start-ups auf
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Zusammen genommen sind diese 5 Aspekte eine bahnbrechende Innovation: Diese ermöglicht, statt einer einzelnen Institution (und damit Menschen) zu vertrauen, ein dezentrales, datensicheres, ausfallsicheres und transparentes Netzwerk zu nutzen. Korruption und Manipulation, ob vorsätzlich oder nicht, sind damit quasi ausgeschlossen.
Bitcoins waren nur die erste Anwendung, die diese Vorteile nutzte und damit Erfolg hatte. Doch das ist nur der Anfang: Moderne Blockchain-Software wie
Die Blockchain-Technologie bietet neue Möglichkeiten, die vorher noch nicht da waren. Aber sie ist auch noch in einer frühen Phase, in der vor allem viele Ideen und Konzepte entwickelt werden, während nur wenige die Technologie bereits praktisch austesten.
Du willst Beispiele? An den folgenden 3 Anwendungen wird aktuell gearbeitet – und du hast wahrscheinlich nicht an sie gedacht!
1. Die transparente Produktion für jede Pille
Jutta Steiner ist die Geschäftsführerin von Parity Technologies, einer Software-Schmiede in London und Berlin für Blockchain-Anwendungen, die zwischen Beteiligten Vertrauen und Transparenz stiften. Das Ziel ist »Polkadot«, eine
Über Jahrhunderte haben wir in unserer Gesellschaft Institutionen geschaffen, die es uns erlaubt haben, in großem Umfang zusammenzuarbeiten. Das Blockchain-Protokoll erlaubt nun, digitale Güter und Rechte ohne solche zwischengeschalteten Institutionen zu verwalten. Das ist nicht weniger als Digitalisierung von Autorität und eine Innovation, die man nicht hoch genug einschätzen kann.
Konkret könnten so E-Books oder Musikdateien dezentral verwaltet werden. Statt bei Händlern wie Amazon liegen die Original-Dateien dann auf dem eigenen Heimrechner und die Blockchain führt Buch darüber, wem sie kopiert oder verkauft werden – eine neue Vertriebsmöglichkeit für Künstler, ohne Konzerne.
Eine
Geht am Ende beim Patienten etwas schief, lässt sich der Vorfall dann vollständig nachvollziehen. Aktuell ist das nahezu unmöglich. Es existiert einfach keine lückenlose Informationskette.
Durch die gegenseitige Kontrolle können Fehler oder Versäumnisse aber schon im Vorfeld vermieden werden. Betrug wird erschwert und offene Zusammenarbeit erleichtert. Außerdem spart eine solche Art der Dokumentation auch einen Haufen Papierkram.
2. Die eigene digitale Identität besitzen
Mich interessiert an Blockchain vor allem das gesellschaftliche Potenzial, also eine demokratieverträglichere Digitalisierung zu ermöglichen, in der Monopole aufgelöst werden.
Eine Maßnahme gegen solche Monopole könnte es sein, die persönlichen Daten aus den Händen von Internet-Unternehmen zu befreien. Statt auf den Servern von Datenkraken wie Facebook, Google oder Amazon liegen dann
Auch dritte Unternehmen, mit denen der Nutzer dann interagiert und bei denen er sich per »Google«-Login anmeldet, begeben sich in die Hände der Tech-Unternehmen und müssen nach deren Spielregeln spielen. Das Geschäftsmodell der Tech-Riesen ist auch für diese Firmen zum Nachteil.
Damit würde außerdem mehr Transparenz über alle eigenen Datenspuren im Netz entstehen. Als Bonus bräuchte man dann nur noch ein einziges Passwort für alles, statt sich immer neu registrieren zu müssen. Mit dieser gesicherten Identität wären sogar theoretisch
Doch Kai Wagner sieht auch Hürden, wenn Blockchain langfristig Erfolg haben soll:
Eine Baustelle ist aktuell noch das Proof-of-Work-Konzept, also dass viele Miner quasi dasselbe tun. Hier muss für die Zukunft eine andere Lösung gefunden werden, die weniger Energie verbraucht und trotzdem die Kette gut absichert.
3. Die Blockchainisierung der Welt
Fabian Vogelsteller arbeitet am Herzen von Ethereum, dem aktuell
Wer der Erste ist und mitmacht, wird natürlich Vorteile haben. Das verstehen auch viele heutzutage. Damals beim Internet haben noch alle gelacht, dann hat es alles verändert. Blockchain fühlt sich jetzt ähnlich an und niemand will am Ende der Dumme sein.
Fabian baut an einer Welt, in der klassisches Vertrauen zu Unternehmen nicht mehr nötig ist, da alles transparent über das Ethereum-Protokoll abgewickelt wird. Das kann in Zukunft zu einer ganz neuen Infrastruktur führen – zu welcher genau, ist auch für viele Blockchain-Profis noch nicht ganz klar.
Das Potenzial ist einfach so groß, dass wir heute noch nicht absehen können, was es alles verändern wird.
Aktuell arbeiten Fabian und seine Kollegen daran, einzelne Anwendungen und ganze Blockchains miteinander zu einem gemeinsamen Ökosystem zu verschränken. Je mehr Bereiche unseres Lebens wir ins Digitale verlagern, desto mehr praktische Anwendungen von Blockchain sind denkbar – als virtueller Gläubiger bei Vertragsschlüssen, als sicherer Speicher für sensible Daten, zum Nachprüfen von Produktionswegen oder doch am Ende als digitale Währung über Ländergrenzen und Bankinteressen hinweg.
In einem sind sich aber alle einig, die heute am Thema Blockchain arbeiten: Die Technologie wird der nächste Meilenstein der Digitalisierung sein. Vieles spricht dafür, wenn Programmierer Wege finden, die Nachteile der Technologie auszubügeln.
Und dabei besteht die Chance, die Fehlentwicklungen des Internets auszugleichen und zurück zu einer dezentralen, demokratischeren Struktur zu finden. Da heute Tech-Giganten wie Google oder Facebook
Mit Illustrationen von Lennart Leibold für Perspective Daily