Deshalb wollen die glücklichen Dänen unter sich bleiben
Unser kleiner Nachbar im Norden ist bekannt für Gemütlichkeit, hohe Sozialleistungen und einen starken Zusammenhalt. Inzwischen wird aber klar: Das gilt nicht für jeden.
3. April 2018
– 11 Minuten
Meine Kindheit schmeckte nach Sahneeis und Lakritze. Wir haben viele Familienurlaube im Westen Dänemarks verbracht. Herbstferien an Stränden zwischen Blåvand und Henne Strand an der Nordsee, auf der Landzunge Thyborøn, bis hoch nach Skagen, der Spitze Mit regenfester Kleidung und Gummistiefeln suchten wir Muscheln am Strand. Dänemarks Nationalsymbol, die mit ihrem weißen Kreuz auf rotem Grund, flatterte am Fahnenmast der Ferienhaussiedlung. Ich aß Hotdogs mit roten Würstchen und fuhr in Zügen aus bunten Plastiksteinchen durch das Legoland in Billund. Mit meinen Erinnerungen bin ich nicht allein. 14,8 Millionen Übernachtungen deutscher Urlauber konnte die dänische Tourismusorganisation im Jahr 2016 verzeichnen. Damit machen die Deutschen
Dezember 2017. Ich befinde mich wieder auf dem Weg nach Dänemark. Diesmal nicht als Urlauberin. Ich sitze im Zug nach Aarhus, der zweitgrößten Stadt des Landes – und seit September 2017 mein neues Zuhause. An der Universität Aarhus mache ich einen Etwas über 3 Stunden dauert die Fahrt von Bremen, bevor der Zug die deutsch-dänische Grenze erreicht. Im Jahr 2001 ist Dänemark gemeinsam mit Schweden, Norwegen, Finnland und Island dem beigetreten und hat damit über 5.500 Kilometer freie Fahrt durch Europa ermöglicht. Jetzt ist diese freie Fahrt wieder unterbrochen.
An den Grenzen wird wieder kontrolliert
Im Januar 2016 führte die dänische Regierung temporäre Grenzkontrollen ein. Das geltende besagt, dass EU-Staaten, in die Geflüchtete zuerst einreisen, auch für deren Asylanträge zuständig sind. Damit liegt die Verantwortung hauptsächlich bei den Staaten an den Außengrenzen der Europäischen Union – vor allem Italien und Griechenland stoßen schon lange an ihre Belastungsgrenzen.
Vorbei sind die Zeiten, als für den Umstieg gerade einmal 2 Minuten eingeplant waren. Bevor der Zug das dänische Grenzstädtchen Padborg erreicht, werden wir Fahrgäste dazu aufgefordert, unsere Ausweise herauszuholen. Vorbei sind die Zeiten, als für den Umstieg gerade einmal eingeplant waren. Die Gänge des Intercitys füllen sich mit Grenzpolizisten.
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Lisa Urlbauer interessiert sich für Europa: Wie kann es mehr Miteinander statt Nebeneinander geben? Mehr Union statt Nationalstaat? Nach einem Bachelor der Europastudien macht sie derzeit in Aarhus und Amsterdam ihren Master in Internationalem Journalismus.