Plastik ist überall: im Trinkwasser, in den Meeren, in unserem Essen. Es tötet Seevögel und Fische, verändert unseren Hormonhaushalt und entstellt die Umwelt für Jahrhunderte.
So weit, so schlimm, so bekannt. Und so einseitig.
Denn wir haben ihm auch viel zu verdanken: Ohne Plastik hätten wir heute zum Beispiel nicht so gesunde Zähne, gute Frisuren und frische Lebensmittel, wie wir es gewöhnt sind. Es gäbe keine Plastik hat den Luxus demokratisiert.
Schallplatten, Pflaster oder Computermäuse. Plastik hat den Luxus demokratisiert.
Eine Zahnbürste? Ein Kamm? Eine Tupperdose? Noch vor 150 Jahren waren das wertvolle Gegenstände, die aus seltenen und teuren Materialien wie Schildkrötenpanzer oder Metall gefertigt waren. Das konnten sich die wenigsten leisten. Heute gibt es Plastik-Pflaster, -Feuerzeuge und -Flaschen wortwörtlich wie Sand am Meer.
Die Misere ist offensichtlich: Gerade weil Plastik so praktisch und billig ist, häufen wir immer mehr davon an. Das sorgt dafür, dass es mittlerweile in den entlegensten Winkeln der Erde zu finden ist.
Genau die Eigenschaften, die Plastik zu einem so fantastischen Material für uns Menschen machen – Leichtigkeit, Festigkeit, Haltbarkeit –, machen es auch zu so einem Desaster, wenn es in die Natur gelangt.
Plastik ist also Fluch und Segen zugleich. Klar ist: Ein Zurück in eine Zeit ohne Plastik kann es nicht geben. Ein »Weiter so« kommt in Anbetracht der Probleme, die die Verschmutzung verursacht, aber auch nicht in Frage. Es hilft nicht, Plastik pauschal zu verteufeln oder sich von den Vorzügen blenden zu lassen.
Die Frage ist: Wie kommen wir zu einem ausgeglichenen Umgang mit dem Wundermaterial? Allzu lange sollten wir diese Frage nicht mehr aufschieben …
Die Erfindung des Plastiks geschah aus der Not: Im 19. Jahrhundert, inmitten der industriellen Revolution, standen für Haushaltsgegenstände im Wesentlichen Materialien pflanzlichen Ursprungs (vor allem Holz), mineralischen Ursprungs (vor allem Gesteine), metallischen oder tierischen Ursprungs (etwa Horn, Wolle, Elfenbein) zur Verfügung.
Mit steigender Nachfrage wurden diese Güter immer knapper, sodass Chemiker und Produzenten händeringend nach Alternativen suchten. Nehmen wir das Beispiel Elfenbein: Ende des 19. Jahrhunderts wurde das Billardspiel immer populärer. Die notwendigen Kugeln wurden zunächst aus Elfenbein von Elefanten hergestellt. Auch Kämme und Klaviertasten wurden häufig aus Elefanten-Stoßzähnen gefertigt – bis sich ein amerikanischer Unternehmer auf die Suche nach einem preiswerten Ersatz machte. Erst die Entdeckung von Zelluloid beendete vorübergehend
Bald wurde klar: Plastik eignet sich nicht nur, um die bis dato verfügbaren Materialien zu ersetzen. Plastik kann viel, viel mehr. Es ist leicht, kommt mal elastisch, mal fest daher, lässt sich in jede erdenkliche Form gießen oder pressen und ist sehr haltbar. Plastik rostet nicht, quillt nicht auf, wenn es feucht wird, und zerbricht nicht, wenn es auf den Boden fällt.
Heute erledigt Plastik in unserem Alltag so viele neue wie alte Aufgaben: Dank Teflon gibt es Pfannen, die nichts anbrennen lassen, Gummiringe sorgen für Ordnung in der Küche und auf dem Kopf, Polyamid hält uns im Regen trocken, ohne uns ins Schwitzen zu bringen.
Was, wenn die Zahnpasta-Tube leer, der Autoreifen abgefahren und der Joghurtbecher ausgelöffelt ist?
Die Liste scheint endlos: Auch die Medizin (Pflaster, Sprühverbände, Blutreserven), das Bauwesen (Dübel, Fensterrahmen, Isoliermatten), Kunst und Kultur (Schallplatten, Acrylfarben, Keyboards) und die
Aller Voraussicht nach ist das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht und Plastik wird auch weiterhin unser Leben umkrempeln: Mit »smarten« Kunststoffen sind künftig T-Shirts denkbar, die ihre Farbe wechseln, Fenster, die tagsüber Strom erzeugen und nachts Licht spenden, und Sonden, die in unserer Blutbahn unseren Gesundheitszustand checken.
Wie gesagt, ein Zurück in eine Welt ohne Plastik gibt es nicht.
Aber was, wenn die Zahnpasta-Tube leer, der Autoreifen abgefahren und der Joghurtbecher ausgelöffelt ist?
Die Menge an Plastikmüll wird jedes Jahr mehr. Bis 2050 könnte sie sich auf 26 Milliarden Tonnen vervierfachen.
Jede Minute landen auf der Welt
Schon 1997 stieß Charles Moore, Meereskundler und Kapitän, mitten im Pazifik auf eine zuvor unbekannte Insel. Eine Insel aus Plastik:
Als ich den Blick von Deck über die Oberfläche dessen schweifen ließ, was ein klarer Ozean sein sollte, war ich mit dem Anblick von Plastik konfrontiert, soweit das Auge reichte. Es war unglaublich, aber ich konnte keinen unbedeckten Flecken finden. In den Wochen, die es dauerte, die Subtropenfront zu überqueren, schwamm Plastikabfall an der Oberfläche, egal zu welcher Zeit ich schaute: Flaschen, Deckel, Verpackungen, Fragmente.
Inzwischen ist der Plastikstrudel rund 4-mal so groß wie Deutschland.
Was der Amerikaner beschreibt, ist tatsächlich nur die Oberfläche des Problems.
Auf jede Flasche, jeden Deckel und jeden alten Kanister, der im Wasser treibt, kommen zahllose Kleinstpartikel, die sich von den größeren Gegenständen lösen oder
Und weil die Ozeane kein abgeschlossenes System sind, ist der
Das kann uns nicht egal sein, denn …
Wir müssen …
8,3 Milliarden Tonnen haben wir in der kurzen Geschichte des Plastiks bereits produziert – so viel, wie 80 Millionen Blauwale auf die Waage bringen.
Ob und wie diese Lösungen funktionieren, wollen wir in den kommenden Monaten im Rahmen unserer Kooperation mit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt herausfinden. Wenn ihr weitere Ideen und Anregungen rund ums Plastik habt, schreibt uns eine Mail!
Weitere Informationen zu dieser Förderung findest du hier!
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