Meine Krankheit kennt jeder. Aber du ahnst nicht, was ich wirklich durchmache
Wie Millionen anderer Menschen lebe ich mit Migräne. Was die Gesellschaft über uns wissen sollte.
Ein ganz normaler Freitagnachmittag.
Die Kinder kommen gerade aus Schule und Kindergarten zurück, bis eben habe ich im Halbschlaf auf dem Sofa vor mich hingedämmert. Mein Kopf pocht zuverlässig im Halbsekundentakt. Trotzdem bereite ich jetzt das Mittagessen vor. Es muss schnell gehen, also gibt es Nudeln. Der Früchteteebeutel von heute Morgen stinkt bestialisch nach Terpentin und mir wird erneut übel. Ich muss mich abstützen. Die beiden Jungs streiten, jeder ihrer Rufe bohrt sich wie ein spitzer Holzpflock in meinen Kopf. Während ich nach der Nudelpackung krame, werden die grauen Schleier vor meinen Augen zu dunklen Scheuklappen. Der Topf mit Wasser steht auf der Herdplatte. Als ich die Hand ausstrecke, um den Herd einzuschalten, zögere ich. Ich habe keine Ahnung, welchen Knopf ich drücken muss.
Ein ganz normaler Freitagnachmittag in meinem Leben. Meinem Leben mit Migräne.
»Ich fühle mich wie nach einem Flächenbrand.«
Manchmal werde ich gefragt, wie sich das anfühlt: Migräne. In den Medien begegne ich oft dem Bild eines Kopfgewitters. Dem möchte ich jedes Mal laut widersprechen. Denn nach einem Gewitter atmet die Natur auf, schüttelt den Regen von den Blättern und wirkt erfrischt. Nach einem Migräneanfall bin ich alles andere als erfrischt. Ich fühle mich eher wie nach einem Flächenbrand.
Los geht es aber ganz anders.
Titelbild: Mohamed Nohassi - CC0 1.0