Kennst du schon diese 3 Öko-Supermächte von morgen?
Diese Länder hast du wahrscheinlich nicht auf dem Radar. Psst, sie liegen nicht in Europa.
Climate Action Tracker
Die Wissenschaftler des Climate Action Trackers analysieren die Fortschritte im Klimaschutz in insgesamt 32 Ländern, die für 80% der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich sind. Dabei beobachten sie, ob die nationalen Klimaschutzziele eingehalten werden. Sie projizieren anhand der aktuellen Emissionsrate und der angedachten politischen Maßnahmen, welche Länder das 2- bzw. 1,5-Grad-Limit einhalten können.
Gerade einmal 7 Staaten weltweit sind mit ihren Bemühungen zum jetzigen Zeitpunkt auf Kurs,
Indien
2-Grad-Limit kompatibel
Wo das Land steht: Warum es Indien unter die Top 7 des Climate Action Trackers schafft, ist nicht auf Anhieb klar. Immerhin ist das Land der drittgrößte Kohlenstoffdioxid-Emittent der Welt,
Würde jeder der 1,3 Milliarden Menschen, die in Indien leben, genauso viel CO2 erzeugen wie ein Mitteleuropäer, könnten wir die Erde bald dicht machen. Doch der geringe Lebensstandard ist einer der Gründe für die gute Klimabilanz. 2/3 der Inder leben auf dem Land und haben nur mäßigen
Superkräfte: Indien zeigt großes Engagement im Klimaschutz. Das Land hat es
Auch der Aufbau von E-Mobilität und Negativen Emissionstechnologien steht in den indischen Klimazielen. Mit Letzteren brachen die Inder im Jahr 2016 sogar einen Weltrekord. An nur einem Tag wurden in der Provinz Uttar Pradesh
Der Haken an der Sache: Indien geht in Sachen Klima zwar mutig voran. Doch wer bereits alles größer und grüner denkt, der neigt nicht selten zu Übermut. Ein Beispiel: Als im Jahr 2014 in der östlichen Provinz Andhra Pradesh der Grundstein der futuristischen »Smart City« Amaravati gelegt wurde, gab es dafür Beifall aus aller Welt. Soll sie doch die erste »Smart City« Asiens werden, die sich selbst durch Solarenergie versorgt und in der 60% der Stadtfläche bepflanzt oder mit Wasser bedeckt sind. Die geplanten 11 Millionen Einwohner sollen mit Fahrrad, E-Auto oder Wassertaxi pendeln.

Mit der jetzigen Planung werde Amaravati aber alles andere als nachhaltig sein, sagen Kritiker.
Die Tendenz zur Selbstüberschätzung Indiens sehen auch die Wissenschaftler des Climate Action Trackers. Sie zweifeln noch daran, dass das Land wie geplant ab dem Jahr 2022 keine neuen Kohlekraftanlagen mehr baut. Sollte dies aber gelingen, könnte Indien ein globaler Klimaführer mit der Bewertung »1,5-Grad-Limit-kompatibel« werden.
Costa Rica
2-Grad-Limit-kompatibel
Wo das Land steht: Costa Rica ist eines der artenreichsten Länder der Welt, in den tropischen Regenwäldern des lateinamerikanischen Staates, die 53% seiner Fläche bedecken, leben unzählige Vögel, Insekten und Pflanzen. Durch weitere Aufforstung ehemaliger Waldflächen kann das kleine Land, das sich zwischen Süd- und Nordamerika schlängelt, CO2-Emissionen aus der Atmosphäre zurückholen. Als Niedrigemissionsland einer Größe kleiner als Bayern und mit einer Einwohnerzahl von knapp 5 Millionen hat Costa Rica somit bessere Voraussetzungen als die meisten anderen Länder, um beim Klimaschutz richtig zu glänzen.

Superkräfte: Costa Rica ist wie Norwegen, Uruguay oder Island einer der weltweiten Vorreiter bei den erneuerbaren Energien, die aufgrund ihrer Geografie leichtes Spiel haben. Im Jahr 2017 zogen die Costa Ricaner 300 Tage lang sauberen Strom aus der
Costa Rica will außerdem komplett klimaneutral werden –
Alle Menschen haben das Recht auf eine gesunde und ökologisch ausgewogene Umwelt. Aus diesem Grund sind sie berechtigt, die Handlungen, die dieses Recht verletzen, anzuprangern und Wiedergutmachung für den verursachten Schaden geltend zu machen.
Der Haken an der Sache: Laut dem Climate Action Tracker muss Costa Rica noch mehr klimafreundliche Politik implementieren, um am derzeitigen Status »2-Grad-Limit-kompatibel« festzuhalten. Vor allem im Transportsektor fehlt es an Reformen. Der ist für 2/3 der CO2-Emissionen verantwortlich. Im sauberen Stromjahr 2017 wurden immer noch 70% des Energieverbrauchs mit Öl gedeckt – in erster Linie für den Verkehr und die von den »Ticos« heißgeliebten Motorroller. Um E-Autos attraktiver und bezahlbar zu machen, will die Regierung die Steuern dafür senken.
Das Land ist aber auch stark betroffen vom Klimawandel: Costa Rica muss sich auf ein Klima vorbereiten, das weniger Regen bringen
Marokko
1,5-Grad-Limit-kompatibel
Wo das Land steht: Neben Gambia ist Marokko momentan das einzige Land, das nicht nur seinen 2-Grad-Verpflichtungen nachkommt, sondern sogar auf 1,5-Grad-Kurs ist. Der nordafrikanische Staat hat einen sehr geringen CO2-Ausstoß pro Kopf. Zum Vergleich: Ein Deutscher verursacht pro Jahr im Schnitt 5-mal mehr Treibhausgase als ein Marokkaner. Mit 1,7 Tonnen CO2 pro Jahr liegen die Marokkaner auf dem Level der Inder. Die 35 Millionen Marokkaner verteilen sich auf einer Fläche doppelt so groß wie Deutschland. Dies, der geringe Industrialisierungsgrad und die geplanten politischen Maßnahmen tragen zur Spitzenplatzierung im Climate Action Tracker bei.
Superkräfte: Große Wüsten waren einst ein tödlicher und gemiedener Lebensraum. Heute können sie eine der wichtigsten Ressourcen liefern: Sonnenenergie. Für ein Land wie Marokko, das bis vor wenigen Jahren


Dort steht jetzt auf der Fläche von 196 Fußballfeldern das weltweit größte Solarthermiekraftwerk der Welt. Noor heißt es, das arabische Wort für Licht. Aus der Vogelperspektive erinnert die Aufstellung der gebogenen Spiegel an Kornkreise, in deren Mitte ein hoher, futuristischer Speicherturm thront. Die Spiegel reflektieren das gebündelte Sonnenlicht so,
Aber Großprojekte wie die Noor-Anlage sollen Marokko nicht einfach nur ein grünes Image verpassen. Auch die Gesellschaft muss Teil der grünen Wende werden.
Der Haken an der Sache: Marokkos Emissionen stehen zum jetzigen Zeitpunkt im Einklang mit selbst gesetzten Klimazielen. Das wird sich beim aktuellen Planungsstand in 10 Jahren aber ändern: Mit dem Ausbau von Kohlekraftwerken und dem weiteren Import von fossilen Brennstoffen wird der CO2-Ausstoß schneller steigen als geplant.
Wie unterscheidet sich der CO2-Austoß pro Kopf?
Was all die Länder vereint, die mit ihren Bemühungen den Temperaturanstieg der Erde in diesem Jahrhundert auf 1.5 bzw. 2 Grad Celsius begrenzen könnten, sind die geringen Pro-Kopf-CO2-Emissionen. Staaten wie Deutschland können da nicht mithalten.
Wer ist hier das Entwicklungsland?
Es stimmt optimistisch, dass diese Länder auf einem guten Weg sind, ihre Klimaziele zu erreichen. Obwohl verschiedenste Voraussetzungen dazu beitragen, sind ihre Anstrengungen achtenswert. Sie zeigen, dass sie im Rahmen ihrer Möglichkeiten zum Klimaschutz beitragen wollen und bereit sind, dafür auch die politische Richtung zu ändern. Dieser Wille ist entscheidend, um etwas zu bewegen. Als Länder des globalen Südens zählen Costa Rica, Indien und Marokko gemeinhin zu den Schwellen- und Entwicklungsländern – doch wenn es um Klimaschutz geht, ist es der Rest der Welt, der Entwicklungshilfe nötig hat.
Mit Illustrationen von Tobias Kaiser für Perspective Daily