Du machst es täglich über 1.000 Mal. Und veränderst damit die Welt
Dabei hast du wahrscheinlich wenig Kontrolle darüber. Mit diesen 3 Fragen änderst du das.
»Hallo!« Das ist schon eines.
»Gut geschlafen?« Das sind 2 weitere.
»Wie wäre es mit einem Kaffee? Mit Zucker und Milch?«, und schon sind es noch mal 10.
Auch du sprichst
Dabei hat Sprache immer eine Wirkung und ist nie neutral. Jede Aussage, jede Schlagzeile und jeder Tweet.
Klar, dass Kommunikationsprobleme und Missverständnisse da nicht ausbleiben. Das muss nicht sein – wenn du diese 3 Fragen in deinen täglichen Sprachgebrauch integrierst und dir der Macht der Wörter so bewusst wirst.
Frage 1: Was tust du, wenn du sprichst?
»Es tut mir wirklich sehr leid!«
»Lass uns Freunde bleiben.«
Erinnerst du dich noch an den Moment und das Gefühl, als dir zum ersten Mal jemand sagte: »Ich liebe dich!« An das Kribbeln im Bauch und die Gänsehaut? Weil sich plötzlich alles veränderte und du merktest, dass es zwischen euch beiden nie wieder sein würde wie zuvor. Weil »die 3 magischen Wörter«
Ganz automatisch verändern Sprachhandlungen etwas zwischen den Beteiligten. Jeder kennt und befolgt intuitiv die unsichtbaren Regeln hinter Abmachungen und sozialen Konventionen, wenn wir uns verabreden, drohen oder etwas versprechen und so mit Sprache handeln.
Aber gilt das nicht für alles, was du sagst? Oder gibt es auch Wörter, die »einfach nur« Wörter sind? Die Antwort der Sprachwissenschaft ist eindeutig:
»Wie ist jede – aber auch jede – Sprache schön, wenn in ihr nicht nur geschwätzt, sondern gesagt wird.« – Christian Morgenstern, deutscher Dichter
Warum das wichtig ist, merkst du spätestens dann, wenn jemand nach einer Aussage von dir unerwartet verärgert reagiert. Vielleicht hast du einen »Nerv bei ihm getroffen« und die Stimmung zwischen euch verschlechtert sich plötzlich – nur durch ein paar Wörter. Dann ist eine weitere Sprachhandlung vonnöten, vielleicht eine Entschuldigung oder eine Erklärung. Oder du fragst dich schon vorher immer: Was tust du, wenn du sprichst?
Frage 2: Welche Folgen haben deine Worte?
»Ja, ich will!«
Egal ob Worte eine Ehe einleiten oder den Beginn des Zweiten Weltkrieges markieren, beide Beispiele zeigen: Die Folgen weniger Wörter können lebens- und weltverändernd sein. Denn unabhängig davon, ob eine Aussage einen Waffenstillstand, den Frieden oder einen Krieg einleitet oder beendet, wird sie schnell zu einem Vertrag oder dem Bruch eines solchen. Inklusive Folgen, die wir weder als Laie noch als promovierte Juristin vollumfänglich absehen können. Schließlich fußt die gesamte Juristerei auf der Auslegung und Interpretation von nichts anderem als Wörtern und Sätzen – also Sprache.
Wie teuer ein einzelnes Komma sein kann, bekam unlängst das amerikanische Molkereiunternehmen Oakhurst zu spüren: Weil in der Tätigkeitsbeschreibung der Fahrer ein Komma nicht gesetzt war, entstand eine Doppeldeutigkeit. Das Ergebnis:
Es kann sich also sehr lohnen, öfter mal zu fragen: Welche (rechtlichen und wirtschaftlichen) Folgen haben deine Worte?
Frage 3: Reden wir eigentlich über das Gleiche?
»Flüchtlingswelle! Flüchtlingswelle! Flüchtlingswelle!«
Ist doch egal, welche Wörter du verwendest, so lange jeder sie versteht, weil
Denke jetzt nicht an einen rosa Elefanten!
Flut, Welle und Strom: Wenn Menschen, die vor Krieg, Hunger und Angst in ihrer Heimat fliehen, wieder und wieder mit Wörtern beschrieben werden, die an Naturkatastrophen erinnern, verändert das dein Gehirn und damit deine Wahrnehmung. Dann reicht plötzlich das Wort »Flüchtling« aus, um
So ist Sprache
Oder an welche Begriffe musst du bei »schwach« und »Last« als Erstes denken? Anders gefragt: Wie sähen
»Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt.« – Ludwig Wittgenstein, Philosoph der Logik und Sprache
Und damit nicht genug – dein Denken führt zum Handeln. Auch das wird durch deinen Sprachgebrauch unweigerlich beeinflusst. So zeigen amerikanische Studien, dass sich Menschen rassistischer verhalten, wenn
Das einzige Mittel dagegen? Nachfragen! Darum lautet Frage Nummer 3: Sag mal, was bedeutet für dich eigentlich das Wort »X«?
Denn wenn du Wörter zum Thema machst, die du und andere selbstverständlich verwenden, hinderst du andere daran, sie heimlich zu verändern.
Titelbild: Fondazione Sorgente Group - CC BY-SA 3.0