Die Zukunft der Arbeit wird besser, als du denkst – aus diesen 7 Gründen
Klaut dir im Jahr 2029 ein Roboter deinen Job? Das glauben wir nicht. Stattdessen sagen wir dir, was wirklich passieren könnte.
Wie werden wir morgen arbeiten, wie in 10 Jahren? Die Arbeitswelt befindet sich in einem rasenden Wandel und die Veränderungen betreffen uns alle. Früher oder später fragt sich wohl jeder von uns, wie neue Technik unsere Jobs verändert, wie sicher der eigene Arbeitsplatz ist, wer sich wann um Kinder und Karriere kümmert und was das alles für die Gesellschaft bedeutet.
Zum Auftakt unserer Serie »So arbeiten wir 2029« denken wir einmal darüber nach, wie sich unsere Arbeitswelt in den nächsten 10 Jahren weiterentwickeln könnte. Wie kann Arbeit gerechter und einfacher für alle werden – und welche Technik, welche Politik und welche Art der Unternehmensführung brauchen wir dafür? Darüber werden wir in den kommenden Wochen und Monaten immer wieder berichten. Hier sind unsere ersten Antworten.
Neugier wird zur wichtigsten Eigenschaft
von Maren Urner»Beurteile einen Menschen besser anhand seiner Fragen statt seiner Antworten.« – Pierre-Marc-Gaston de Lévis, französischer Politiker
Im Jahr 2029 hat sich auch die deutsche Arbeitskultur vom Glauben verabschiedet, Ordnung und die möglichst genaue Einhaltung von Zielvorgaben seien die wichtigsten Zutaten für ein erfolgreiches Unternehmen. Spätestens am 31. Dezember 2028 ist auch auf dem letzten angestaubten Chefsessel angekommen, was Psychologen und Neurowissenschaftler schon lange wissen: Die wichtigste Eigenschaft ist die Neugier – sowohl für Arbeitgeber als auch für Arbeitnehmer.
Warum? Weil Neugier uns Fragen stellen lässt und so der erste Schritt beim Lernen ist. Das wiederum stimuliert die beiden wichtigsten Ziele eines jeden Unternehmens: Fortschritt und Innovation.
- schaut weiter über den eigenen Tellerrand hinaus und ist weniger anfällig für den
- vertraut weniger auf
- sucht stärker nach Alternativen und ist kreativer – beides sorgt für bessere Ergebnisse.
»Ich habe keine besondere Begabung, sondern bin nur leidenschaftlich neugierig.« – Albert Einstein (1952)
2029 stimulieren Chefs eine »Neugier-Kultur«, indem sie selbst öfter
2029 hat jeder verstanden, dass Neugier auf allen Ebenen eines Unternehmens – egal ob Routine- oder Kreativarbeit – dafür sorgt, dass Menschen tiefer und zielorientierter über Prozesse und Entscheidungen nachdenken und so zu besseren Lösungen gelangen.
Her mit dem Vaterschutz!
von Peter DörrieKleine Kinder und Beruf, das passt auch im Jahr 2019 für die meisten Menschen nur schlecht zusammen. Klar, inzwischen wollen auch die
Die gute Nachricht: Rollenbilder ändern sich. Mit den richtigen Gesetzen und Maßnahmen könnten wir in den nächsten 10 Jahren tatsächlich so etwas wie Gleichberechtigung erlangen und nebenbei auch noch die Einkommensunterschiede zwischen Männern und Frauen erledigen. Denn die sind praktisch ausschließlich ein
Warum? Weil junge Frauen und Mütter bei Beförderungen häufig übergangen werden und sie ihre Karriere hinter Erziehungs- und Haushaltsarbeit zurückstellen müssen.
Der Gesetzgeber könnte das ändern, zum Beispiel so: Männer gehen genauso wie Frauen verpflichtend in den
Wo Mütter und Väter gleichermaßen in die Pflicht genommen werden und dieselben Privilegien genießen, haben Arbeitgeber auch keinen Grund mehr, zu diskriminieren.
Führungstandems erobern die Chefetagen
von Christine KnappheideBeruf, Ehrenamt, Familie, Haushalt – fast täglich stehe ich vor der Herausforderung, alles unter einen Hut zu bringen. Nie ist genug Zeit. Und so geht es nicht nur mir. Das Wirtschaftsmagazin brand eins zitierte vor Kurzem den
Wenn ich jungen Mitarbeitern sage: ›Du hast dich sehr gut entwickelt. Wir können den nächsten Karriereschritt angehen.‹ Dann höre ich überraschend oft: ›Danke, aber das passt zurzeit nicht so.‹
Als ich das las, wurde mir klar: Die Herausforderung ist größer als gedacht. Viele von uns stehen vor der gleichen Entscheidung: Was ist uns wichtiger, Familienplanung und Ehrenamt oder beruflicher Erfolg? Aber warum müssen wir uns überhaupt entscheiden?
In Deutschland arbeiten nur 5% aller
Das ist möglich, dafür braucht es aber gut überlegte Strukturen und eine transparente Kommunikationskultur. Ja, das kostet in der Übergangszeit viel Mühe und auch Geld. Unternehmen werden gezwungen, Stellen doppelt zu besetzen und Arbeitsabläufe anzupassen.
Aber ist nicht das Gute an Veränderungen, dass sie auch immer neue Möglichkeiten mit sich bringen? Führungstandems bedeuten, dass man gleich 2 kluge Köpfe statt nur einen hat. Und wer in Teilzeit führt, beweist Organisationstalent und Vertrauen in seine Mitarbeiter. Für Unternehmen wächst die Auswahl an guten potenziellen Führungskräften. Es wird Zeit, dass sie das als Chance begreifen.
Weg mit den Boni!
von Benjamin FuchsBonuszahlungen schaden mehr, als dass sie nutzen. Echte Teamarbeit hat immer einen schweren Stand, wenn es jedem Einzelnen vor allem um die persönliche Belohnung geht. Etliche große Unternehmen wie Bosch oder SAP haben deswegen Boni bereits ganz oder teilweise gestrichen, viele Start-ups verzichten direkt darauf.
Also: Bonus weg und alles ist gut? Nein, nur wer Verantwortung spürt und Sinn in seiner Arbeit erkennt, kann aus sich selbst heraus motiviert ans Werk gehen. Wer weiß, dass das eigene Job-Glück von den Kollegen und dem Unternehmenserfolg abhängt, denkt an mehr als nur sich selbst.
2029 leben wir in dieser Hinsicht in einer anderen Welt. Geld bezahlt zwar immer noch die Miete, aber vom Handwerkerbetrieb bis zum Großkonzern achten Unternehmen darauf, dass Mitarbeiter in Entscheidungen eingebunden sind und wissen, wie es um die Firma steht. Weiterbildung und persönliche Entwicklung sind wichtiger als der Quartalsgewinn. Feedback ist sachlich, schnell und persönlich. Neue Wege gehen und dabei auch mal scheitern dürfen – das sind Voraussetzungen für Innovation, Teamgeist und Zufriedenheit.
Belohnungen gibt es noch, aber transparent: Sie werden an besonders motivierte Kollegen durch andere Teammitglieder verteilt oder als Gewinnbeteiligung an alle.
Arbeit wird endlich europäisch gedacht
von Katharina WiegmannUngleichheit ist sozialer Sprengstoff. Das gilt für Pausenhöfe, Städte, ganze Länder – und auch für die Europäische Union. Jahrzehntelang haben Unternehmen davon profitiert, dass sie Standorte, Waren, Dienstleistungen und Kapital über die Grenzen des europäischen Binnenmarktes frei bewegen konnten. Unter den Arbeitnehmern hingegen herrschte länderübergreifende Konkurrenz.
Die Folgen: Lohndumping und Ausbeutung. So zementierten die Reichen ihren Reichtum, die Armen versuchten, Kapital aus ihrer Armut zu schlagen. Wenn sich Zukunftschancen massiv unterscheiden, wird das für eine Gemeinschaft zur Zerreißprobe. In Deutschland drang lange Zeit nicht durch, was es für Gesellschaften wirklich bedeutet,
Gut, dass die Politik es dann irgendwie doch verstanden hat.
Und hier kommt mein Wunschkonzert für die Jahre danach. Spätestens im Jahr 2029 heißt es:
Doch das muss noch nicht alles sein. Der Gedanke an eine europäische Arbeitslosenversicherung löst bei konservativen und liberalen Politikern Schnappatmung aus,
Abgesehen davon ist sie ein wichtiger Schritt in Richtung einer echten Solidargemeinschaft. Und europäische Solidarität brauchen wir dringend, um uns gemeinsam den Herausforderungen dieser Zeit zu stellen, die wir allein nicht lösen können.
Der echte Iron-Man-Anzug
von Dirk WalbrühlEgal, was die Zukunft der Arbeit bringen mag, manche Dinge werden sich nicht ändern, oder? Der Mensch wird immer noch mit 10 Fingern tippen, mit 2 Händen schrauben und mit 2 Armen heben. Falsch.
Denn schon seit Jahren arbeiten Forscher und Ingenieure daran, den Arbeiter von morgen
Die Extrafinger sind nur eine Variante von Maschinen am Körper, die in Zukunft unsere Arbeit erleichtern werden. »Exoskelette« heißen sie und ihre erste Generation wird sogar schon in der Industrie getestet – etwa beim
Aber warum hier aufhören? Die Exoskelette von heute lassen schon Möglichkeiten erahnen, wie Mensch und Maschine in Zukunft enger zusammenarbeiten: Chirurgen mit 4 Armen im OP, Industriearbeiter mit eingebautem Lastenschlepper, Tippen im 20-Finger-System. Im Jahr 2029 könnte das Wirklichkeit sein. Maschinen stehen dabei nicht in Konkurrenz zum Menschen. Gemeinsam erweitern sie das, was ein Mensch bisher leisten kann.
Neue Lebensläufe
von Stefan BoesEigentlich könnte es ganz einfach sein. Weil unsere Lebenserwartung steigt und wir die Rente immer weiter nach hinten schieben, gewinnen wir viel Zeit. Zeit, um Geld zu verdienen, Zeit, um für unsere Kinder und Angehörigen zu sorgen, Zeit für uns selbst. Endlich passiert nicht mehr alles auf einmal. Eine gute Perspektive.
So, wie heute das Verhältnis von Erwerbsarbeit und unbezahlten Tätigkeiten wie Kinderbetreuung, Hausarbeit und Pflege geregelt ist, passt es einfach nicht mehr zur Lebensrealität der Menschen. Alles unter einen Hut zu bringen, ist eine Herausforderung, die viele Familien aufreibt.
Auch deshalb hält sich das traditionelle Rollenmodell: Der Mann arbeitet voll,
Vorschläge dazu gibt es schon jetzt. Die Deutsche Gesellschaft für Zeitpolitik hat das Konzept der »atmenden Lebensläufe« erarbeitet. Es sieht vor, dass jeder Mensch über ein Zeitbudget von mehreren Jahren verfügt, das er selbstbestimmt einsetzen kann, zum Beispiel, um für Kinder oder Angehörige da sein zu können.
Bist du neugierig, was sich genau hinter der Idee der atmenden Lebensläufe verbirgt? Mehr darüber erfährst du am kommenden Montag in unserem Text über das Konzept. Welche weiteren Aspekte zur Zukunft der Arbeit würden dich näher interessieren? Nimm an unserer Umfrage teil!
Mit Illustrationen von Isabell Altmaier für Perspective Daily