Ich dachte, ich weiß, wie Demokratie funktioniert. Bis zu diesem Experiment
Jetzt ist mir klar: Wenn ich mit anderen Menschen Probleme lösen will, muss ich raus aus dem argumentativen Kampfmodus.
Mein Experiment beginnt mit einer kleinen Enttäuschung. Moderatorin Tina hatte mich und die anderen Workshop-Teilnehmer darum gebeten, ein aktuelles Thema, das wir gern diskutieren würden, auf einem Blatt Papier zu notieren. Ich überlege nicht lange und schreibe »§ 219a« auf meinen Zettel – das ist der Paragraf im Strafgesetzbuch, der ein
Meine erste Lektion in Sachen Dialog-Demokratie: Es geht hier nicht um mich und meine Meinung.
Mich treibt das um – die anderen offenbar nicht so sehr. Als wir abstimmen und uns in kleinen Gruppen um die Zettel mit den Vorschlägen zusammenfinden, interessiert sich sonst niemand für die Abtreibungsdebatte. Stattdessen finden sich Mehrheiten für Themen wie Integration, Sterbehilfe, Klimaschutz oder Demokratiereform.
Das ist die erste Lektion in Sachen Dialog-Demokratie: Es geht hier nicht um mich und meine Meinung. Ich lasse mir meine Enttäuschung nicht anmerken und stelle mich, nur innerlich ein bisschen schmollend, zur Integrationsgruppe.
Wie rund 70 andere Menschen bin ich der Einladung von
Wir sind heute Teil eines Experimentierlabors zur Umsetzung dieser Idee: Im Jahr 2020 sollen 100 per Losverfahren bestimmte Bürgerinnen und Bürger aus allen Gesellschaftsgruppen über mehrere Wochenenden zusammenkommen, um gemeinsam Entscheidungen oder Positionen zu kontroversen Zukunftsthemen zu erarbeiten.
Titelbild: Raphael Janzer - copyright