So drastisch verändert sich die CDU gerade
Zum neuen Ton in Deutschlands größter Partei gehört, gegen die »linke Intoleranzpolizei« anzustänkern. Das Gesamtbild solcher Aussagen macht deutlich, wem sie damit gefallen will.
Zu den kurioseren Ideen vor der Bundestagswahl 2017 gehörte die Beschwerde eines Juristen-Ehepaares: Christine und Rainer Roth aus Nürnberg wollten der »Wir schaffen das!«-Kanzlerin Angela Merkel ihre Stimme geben.
CDU und CSU waren meilenweit voneinander entfernt
Wie zu erwarten war, scheiterte der Antrag. Aus heutiger Sicht ist die Anekdote trotzdem interessant, weil sich an ihr die damalige politische Ausrichtung der Union ablesen lässt – und auch, dass CDU und CSU meilenweit voneinander entfernt waren. Unter Parteichefin Angela Merkel war die CDU seit dem Jahr 2000 in die Mitte gerückt, ihr
Heute ist alles anders; die Parteien haben neue Vorsitzende, und in den Wahlkampf für die Europawahl starten die Schwesterparteien
Was ist passiert?
Stellen wir uns die Partei mit ihren mehr als 400.000 Mitgliedern für einen kurzen Moment als große Herde in der Serengeti vor: Ständig ist irgendwo Bewegung, immer finden sich ein paar Raufbolde, die einander auf die Hörner nehmen. Und wenn sich die Herde einmal in Bewegung setzt, kann man hinterher kaum noch die Leittiere ausmachen, die dafür das Startsignal gegeben haben.
Die CDU bewegt sich gerade nach rechts. Und auch hier ist nicht eindeutig erkennbar, wer das Abbiegemanöver eingeleitet hat. Schon vor 2 Jahren gründeten besonders konservative Unionsmitglieder in Schwetzingen die selbsternannte
Im
Als dicht besiedeltes Industrieland ist Deutschland ungeeignet zur Aufnahme von Asylbewerbern und Flüchtlingen. Ihre Aufnahme ist auch ethisch unvertretbar, denn sie ist viel aufwendiger als die Unterbringung im sicheren Ausland.
oder:
Wir wollen keine Parallelgesellschaften, sondern erwarten von Migranten, dass sie sich nicht nur integrieren, sondern assimilieren.
Schon im zweiten Absatz heißt es, man wolle, »dass sich die Union wieder auf ihre Grundwerte besinnt«. Damit geht die »WerteUnion« auf offenen Konfrontationskurs zu Angela Merkel, die die Partei seit dem Jahr 2000 führte. Die CDU-Führung selbst tat sich mit der neuen konservativen Strömung schwer.
Aber Merkel wusste längst, dass ihr die Macht entglitt, und sie entschied, die Kontrolle über ihr Karriereende zurückzugewinnen und wenigstens die Kanzlerschaft zu behalten. Im Herbst verkündete sie den Beschluss, den sie länger mit sich herumgetragen hatte: Sie räumte den Chefposten in der Partei. Minuten später ließ ihr früherer parteiinterner Gegner Friedrich Merz via Bild-Zeitung seine Kandidatur und somit sein Comeback in die Politik ankündigen.
Mit Illustrationen von Adrian Szymanski für Perspective Daily