5 Games, die uns etwas Einzigartiges beigebracht haben
Videospiele sind mehr als nur Zeitvertreib und können mit Büchern und Filmen mithalten. Bei manchen Lektionen haben sie sogar die Nase vorn …
Seit Jahren
Doch während Bücher und Filme etablierte Medien sind, haben Games trotz ihres Siegeszuges noch immer mit Vorurteilen zu kämpfen. Vor allem
Unfug.
Natürlich gibt es auch fragwürdige und ganz einfach dumme digitale Spiele. Doch die Palette der Angebote ist heute vielfältiger als je zuvor. Und hier kommt unsere steile These: Der Siegeszug der Games liegt daran, dass sie uns einiges zeigen können, was selbst gute Bücher und bewegende Filme nicht schaffen.
Hier sind unsere 5 Spiele, bei denen wir etwas gelernt haben, was uns kein Buch und kein Film hätten lehren können:
Portal: So geht Physik in spannend
von Chris VielhausEs war die zweite große Pause an einem Freitag. Nun stand mir der allwöchentliche Endgegner bevor: »Doppelstunde Physik«. Herr Jürgens auf der Haar war schon der dritte Lehrer, der verzweifelt versuchte, mich für die Geheimnisse von Ausfallwinkeln, Energieerhaltung, Schaltskizzen und Formeln zu begeistern. Vergebens: Nie kam ich über das Anfänger-Level hinaus. Was für ein Unsinn! Die 5 auf dem Zeugnis lastete wie ein Fluch auf mir. Doch das Spiel Portal verwandelte den vermeintlichen Unsinn in eine nahbare Faszination.
In Portal besteht der Spieler als Testperson die Testkammern einer Forschungseinrichtung mit 19 Stockwerken hautnah aus der
Und das hat eine ganze Menge mit Physik zu tun. Denn das Spiel baut auf physikalische Prinzipien: Energieerhaltung, Ein- und Ausfallwinkel, Geschwindigkeiten. So bestimmt etwa die Fallhöhe, mit wie viel Energie ich in das blaue Portal falle – und wie weit ich somit aus dem orangefarbenen Portal herauskatapultiert werde. Denken mit Portalen heißt Physik-Rätsel par excellence!
Portal hält viele Aha-Momente wie diesen bereit. Nicht umsonst setzte das Spiel bei seinem Erscheinen vor 12 Jahren neue Maßstäbe in Sachen physikalischer Korrektheit in digitalen Spielen. Gleichzeitig fordert Portal logisches Denken, Schnelligkeit und Hand-Auge-Koordination wie nur wenige andere Spiele. Kein Wunder, dass es mittlerweile auch an Schulen angekommen ist: In den USA nutzen Highschool-Lehrer den Nachfolger Portal 2 im Rahmen der Initiative
Ein Highlight aller Portal-Spiele ist dabei die Stimme von GLaDOS, einer boshaften
Red Dead Redemption 2: Ganz in eine andere Welt eintauchen
von Felix Austen1899, High Noon: Ich stehe in einem kleinen Dorf im
Solche Jagdtrips gehören zu meinen liebsten Zeitvertreiben in Red Dead Redemption 2. Dort schlüpfe ich in die Haut des Outlaws Arthur Morgan, der versucht, den Gesetzeshütern quer durch den Kontinent zu entkommen. Und was ist das für eine Spielwelt! Riesengroß und völlig offen, mit zahllosen Klimazonen und über
Hinzu kommt die unglaubliche Liebe zum Detail: Wenn der Schnee auf meinen Schultern schmilzt, sobald ich ins Warme trete, wenn jemand mich auch Tage nach einem unversöhnlichen Aufeinandertreffen noch auf der Straße wiedererkennt (weil ich das Outfit meines Charakters nicht gewechselt habe!) und wenn meine Stute anfängt, mir zu vertrauen, je mehr Meilen ich mit ihr galoppiere – dann fühle ich mich selbst mittendrin im Jahr 1899. Es ist dieses Eintauchen in die Spielwelt, das mir in dieser Vollkommenheit und Tiefe noch nie bei einem Medium widerfahren ist. Ich steuere nicht Arthur Morgan stundenlang durch seine Abenteuer – ich bin Arthur Morgan, bin tatsächlich im Wilden Westen. Obwohl ich eigentlich mit einem Playstation-Controller auf dem Sofa sitze.
Meine Freundin rüttelt mich irgendwann an der Schulter und fragt mich, warum ich nicht antworte. Ich habe sie nicht gehört – obwohl sie direkt neben mir steht und ich keine Kopfhörer trage. Die Medienforschung und Gaming-Szene kennt diesen Effekt gut und hat einen Fachbegriff dafür:
Immersion – das »Eintauchen in eine virtuelle Umgebung«. Und selten wurde in der Szene so viel über diesen Begriff gesprochen wie nach dem Erscheinen von Red Dead Redemption 2. Ich kann es gut verstehen.
Aber ist das nun gut, wenn ich nach einer durchzockten Nacht auf dem Weg zu meiner echten Arbeit zunächst mein treues Pferd rufen will und Cowboyhut sowie den Patronengurt an meiner Hüfte vermisse? Ich weiß es nicht. Dafür war ich eine Weile lang im Wilden Westen.
Tyranny: Die Qual der Wahl
von Dirk WalbrühlFrüher dachte ich: »In einem tyrannischen Staat wäre ich sicher einer der Guten.« Ich würde mutig protestieren, so wie Gandhis Anhänger in Indien. Oder aus dem Verborgenen Widerstand leisten, so wie die Weiße Rose zur NS-Zeit. Ich würde nicht einknicken – meine Moral bliebe intakt, mein Wille eisern.
Doch dann kam Tyranny.
In diesem Computer-Rollenspiel hat eine boshafte Diktatorin gerade die letzten freien Landstriche unterworfen. Dorthin werde ich als ein Richter mit begrenzter Autorität entsandt, um in dem neu »befriedeten« Gebiet für Ordnung zu sorgen und die letzten Rebellennester auszuheben. Dabei bin ich in meinen Handlungen zwar frei, muss sie aber immer wieder vor Vorgesetzten rechtfertigen.
Mit Illustrationen von Mirella Kahnert für Perspective Daily