Warum auch du bei der Arbeit schlafen solltest
Dieser Text zeigt dir, wie Powernappen wirklich geht und wie du deine Kollegen und Chefs davon überzeugst.
Gegen 14 Uhr an deinem Arbeitsplatz. Du versuchst zu arbeiten, bist aber viel zu müde. Dein Bauch verdaut gerade das Mittagessen, dein Kopf kann Informationen nur langsam aufnehmen. Gute Ideen, Kreativität, Konzentration – Fehlanzeige. Auch deine Kollegen schleichen wie Zombies durch die Firma zur Kaffeemaschine.
Kommt dir das bekannt vor?
Und jetzt stell dir vor, du gibst deinem Körper das, wonach er sich in dieser Situation sehnt: Schlaf. Die Schlafforschung weiß schon lange, dass
Statt im typischen Mittagsloch festzuhängen, arbeitest du nach dem Mittagsschlaf einfach effektiver und machst weniger Fehler – und das sollte eigentlich auch deinem Arbeitgeber gefallen. Denn
Falls du jetzt denkst »Klingt gut, aber bei mir klappt das nicht!«, dann kannst du beruhigt sein. Auch du kannst Powernapping üben und zu einem begnadeten Mittagsschläfer werden. Dieser Text zeigt dir, wie das funktioniert und wie du deine Kollegen und Chefs davon überzeugen kannst.
So überzeugst du deine Kollegen und Chefs vom Powernap
Dabei sind die Vorzüge des Naps längst gut erforscht. Wenn dein
So profitieren deine Gesundheit, deine Leistungsfähigkeit und deine Stimmung tatsächlich vom Powernap:
- Blutdruck: Fast jeder dritte Deutsche hat einen
- Produktivität: Auch wer
Auch Wissenschaftler der Harvard-Universität konnten nachweisen, dass sich die Fähigkeit, visuelle Erkennungsaufgaben durchzuführen, im Verlauf des Tages - Emotionale Ausgeglichenheit: Müdigkeit macht reizbar und kann damit das Betriebsklima verschlechtern. Doch ein Powernap wirkt dem entgegen,
Der Schlafmediziner und Leiter des Schlafzentrums am Pfalzklinikum in Klingenmünster, Hans-Günter Weeß, fasst die Erkenntnisse so zusammen:
Ist der Chef nun überzeugt? Dann geht es jetzt daran, effektives Powernapping zu lernen.
So gelingt dein perfekter Powernap
Powernappen ist mehr als ein einfaches Nickerchen. Denn wer falsch schläft, der fühlt sich nachher oft müder als zuvor. Das liegt vor allem an der Dauer: Werden wir aus dem Tiefschlaf oder dem
- Vorbereitung: Mach es dir gemütlich und begib dich vorzugsweise in die Waagerechte. Schlafen im Sitzen (auch mit dem Kopf auf dem Schreibtisch) ist unbequem und kann den Powernap erschweren und dich verspannen. Dezente Entspannungsmusik über Kopfhörer kann helfen, da dies auch die Außengeräusche unterdrückt und die Gedanken von der Arbeit wegführt. Ein Muss ist das nicht: Bei der richtigen Vorbereitung kommt es darauf an, eine Art Ritual zu etablieren – denn beim Einschlafen sind Menschen zwar sehr individuell, aber auch Gewohnheitstiere.
- 20-Minuten-Limit: Der leichte Kurzschlaf reicht aus, um die positiven Effekte des Powernaps zu erzielen – selbst wenn dabei viel gedöst und nur wenige Minuten wirklich geschlafen wird. Ein alter Trick bewirkt, dass wir direkt nach dem Einschlafen wieder aufwachen: einen Schlüssel in die Hand nehmen und sich in eine gemütliche Position begeben. Zum Zeitpunkt des Einschlafens lassen die Handmuskeln locker und klirrend fällt der Schlüssel zu Boden.
- Musik für danach: Gib deinem Körper nach dem Powernap etwa 15 Minuten Zeit, um wieder hochzufahren. Falls sich doch ein wenig Schlaftrunkenheit zeigt, kannst du etwas dagegen tun: Schlafwissenschaftler fanden heraus, dass Musikhören nach dem Powernap gegen Müdigkeit hilft und insgesamt sogar für gesteigerte Leistung sorgt.
Du kannst aber tagsüber einfach nicht einschlafen? Diese zusätzlichen Tricks könnten dir dabei helfen:
Bei mir hat es auch eine Weile gedauert. Nach einiger Übung hatte ich meinen perfekten Schlaf-Soundtrack, meine gemütlichen Kopfhörer und meine perfekte Schlafpose. Am wichtigsten aber war der Gedanke: ›Ich kann das und darf das jetzt auch.‹
Einmal gelernt, lässt sich Powernapping zu jeder Zeit einsetzen – nicht nur in der Mittagspause. Doch der schönste Kurzschlaf klappt noch viel besser, wenn das Unternehmen gleich mithilft.
Die gute Nachricht: Beim Thema Schlaf bewegt sich langsam etwas im Business.
So sollte deine Arbeit dir beim Schlafen helfen!
kommen Mitarbeiter in den Genuss von Ruheräumen, teilweise ausgestattet mit professionellen Liegen und
Warum nicht?
Schlafforscher Hans-Günter Weeß sieht das Problem in der nordeuropäischen Kultur, die dem Schlaf bei Weitem nicht genügend Wert beimisst.
Wer in Asien ein Nickerchen hält, belegt, dass er viel und intensiv gearbeitet hat. In den westlich geprägten Industrienationen Nordeuropas hingegen ist der Mittagsschlaf Ausdruck von Faulheit und fehlender Dynamik. Wer während der Arbeitszeit schlafend angetroffen wird, riskiert seinen Arbeitsplatz.
In seinem Buch Die schlaflose Gesellschaft fordert er eine neue Schlafkultur und kritisiert das Ignorieren der gesundheitsfördernden Effekte eines Mittagsschlafes. Doch um diesen in Deutschland salonfähig zu machen, braucht es Schlafrebellen, die Powernapping als gesundheitsfördernde Selbstfürsorge vorleben und Unternehmen, die mit gutem Beispiel vorangehen. Etwa durch spezielle Ruheräume oder Schlafliegen in der Bürofläche wie im
Dass sich sogar ein ganzes, um guten Mittagsschlaf herum aufgebautes Unternehmen lohnt, beweist das Schlafcafé »Nickerchen« in Berlin: Hierhin kann sich jeder für 30 Minuten zurückziehen, dessen Arbeitsplatz noch alte Vorurteile gegen Schlaf hegt. Der Kunde wird in die »Schlafnische« begleitet, zugedeckt und findet eine entspannte Liegeposition. Eine angeleitete Atemübung bringt schnelle Entspannung. Die Inhaberin Irina Ivachkovets erzählt mir von ihren Erfahrungen mit Erstkunden:
Manche Menschen gehen da sehr selbstbewusst mit um, das sind oft Menschen, die von geistig offenen Start-up-Unternehmen kommen, und sehr viele Selbstständige. Und es gibt welche, die eher in eingesessenen, konventionelleren Unternehmensstrukturen arbeiten. Die schauen sich teilweise, bevor sie hier reingehen, nach rechts und links um, ob sie niemand sieht.
Und genau letztere Reaktionen zeigen, wie weit eine schlaffreundliche Gesellschaft noch entfernt ist. Immerhin läuft der Berliner Laden gut und trifft scheinbar genau den Nerv der Zeit. Doch Irina Ivachkovets findet, dass einzelne Initiativen noch längst nicht ausreichen.
Sie wünscht sich nicht nur die Erlaubnis von mehr Unternehmen, sondern eine groß angelegte Aufklärungs- und Umwertungskampagne: »Es muss viel besser kommuniziert werden, dass es begrüßt wird, wenn die Mitarbeiter das Angebot nutzen. Der Powernap muss in die Unternehmensphilosophie integriert werden. Von oben muss immer wieder im positiven Licht dargestellt werden, dass das Napping gern gesehen wird und Vorteile bringt, individuell und unternehmerisch.«