Ein Historiker hilft Westdeutschen wie mir, »den Osten« endlich zu verstehen
Eine Reise durch zu kurz greifende Ostbilder von Rechtsruck über Stasiland bis Goodbye Lenin. »Im Osten wirkt vieles als Phantomschmerz nach.«
Wir sitzen in der Redaktionskonferenz wie jeden Dienstag. Hier geht es darum, die anderen Redakteure von einer Artikelidee zu überzeugen. Weil in Sachsen, Brandenburg und Thüringen bald Landtagswahlen sind, liegt es mir am Herzen, über ein ostdeutsches Thema zu schreiben. Denn vor allem in sozialen Medien geht gerade die Angst vor einem Rechtsruck um, und das Image von Ostdeutschland leidet unter einer Flut von
Ich sage zu meinen Kollegen: »Ich will zeigen, dass das da drüben halt nicht nur brauner Sumpf ist, so wie das in manchen anderen Medien dargestellt wird und im Netz gerade Meinung ist.« Meine Kollegin Juliane, geboren in Thüringen, meldet sich: »Wem willst du das erzählen? Den Westdeutschen? Ich würde mich als ostdeutsche Leserin gar nicht angesprochen fühlen.« Ihre Antwort regt mich etwas auf, denn ich will doch niemanden ausschließen oder die neuen Bundesländer als fremd beschreiben. Aber sie hat schon recht: Irgendwie schaue ich doch von außen auf den »Osten« und schreibe natürlich aus meiner Perspektive – als Journalist aus Nordrhein-Westfalen.
1/3 der Westdeutschen finden, dass Ostdeutsche noch nicht richtig im heutigen Deutschland angekommen sind. – Ergebnis der Studie »Ost-Migrantische Analogien I« des
Titelbild: Robby Schulze - CC BY 3.0