»Wir verkaufen nicht nur Akkus – sondern Vernetzung«
Eine kleine Firma aus Bayern will die Menschheit mit schlauen Akkus versorgen und so die Energiewende vollenden. Das rettet nicht nur die Welt – sondern spart auch richtig Geld.
Die Energiewende kommt in Fahrt. Auch, weil Akkus inzwischen flott, langlebig und relativ günstig sind. Die Folge: Immer mehr Menschen verabschieden sich von ihrem Stromanbieter, verbrauchen ihren eigenen Sonnenstrom und speichern die Überschüsse für die dunklen Stunden in einem großen im Keller zwischen.
Der deutsche Marktführer für solche Akkus ist die aus dem bayerischen Örtchen Wildpoldsried. Ihre Stromspeicher wurden mehrfach im September wurde die sonnen GmbH vom zum innovativsten Unternehmen Deutschlands gewählt.
Wir haben mit dem Geschäftsführer Philipp Schröder gesprochen, der für den bayerischen Betrieb sogar seinen Job als Geschäftsführer von Deutschland aufgegeben hat.
Das Gespräch geht an manchen Stellen technisch ins Detail – deshalb gibt es eine
für die, die es ganz genau wissen wollen. Die Stellen, an denen es ins Detail geht, sind im Verlauf gekennzeichnet. Unten rechts in der Aktions-Leiste kannst du auch während des Lesens zwischen den Versionen wechseln.
Batterien gibt es seit Jahrhunderten, Lithium-Ionen-Akkus verkauft Sony seit den 1990er-Jahren. Warum wählt das MIT die sonnen GmbH 2016 zum innovativsten Unternehmen Deutschlands, obwohl ihr auch nur Akkus verkauft?
Philipp Schröder:
Wir verkaufen eben nicht nur einen Akku, sondern vor allem seine Vernetzung. Der Speicher alleine ist nur ein Akku, der nicht weiß, wann die Sonne aufgeht, wieviel Strombedarf wir am nächsten Tag haben, ob die Solaranlage zu viel Strom produziert oder zu wenig und wann ich mein Elektroauto brauche. Dieses Wissen und die Vernetzung dieses Wissens für den Anwender, das ist der Kernpunkt, für den wir vom MIT ausgezeichnet worden sind.
Diese Vernetzung findet bei euch in der sogenannten sonnenCommunity statt. Wie funktioniert das genau?
Philipp Schröder:
In der sonnenCommunity speichere und verbrauche ich nicht nur meinen eigenen Sonnenstrom, sondern bin auch in der Lage, ihn mit den anderen, im ganzen Land verstreuten Mitgliedern zu teilen. Umgekehrt kann ich auch Sonnenstrom aus der beziehen, wenn ich ihn gerade brauche, aber selbst nicht abdecken kann.
In Deutschland gehen die Lichter nie aus
Was passiert, wenn die Sonne mal 3 Tage nicht scheint in Deutschland: Gehen in der Community dann die Lichter aus?
Philipp Schröder:
Nein, natürlich nicht.Wir haben alle Möglichkeiten, das zeigt ja die Energiewende in Deutschland. In Deutschland gehen die Lichter nie aus, weil es überall einen Grundversorger gibt. Der hat die Pflicht, die Grundversorgung immer aufrechtzuerhalten. Egal bei welchem Anbieter ich bin, es kann nie passieren, dass ich keinen Strom mehr bekomme.
In der ausführlichen Version erklärt Philipp Schröder hier, wie die Versorgung stabil bleibt.
Dann ist der Strom ja aber nicht öko, den die Mitglieder in der Community nutzen.
Philipp Schröder:
Deshalb binden wir in der Community neben Kleinanlagen natürlich auch Großanlagen ein, vor allem Biogasanlagen. Die sind grundlastfähig. Wenn es Nacht ist und kein Wind weht, unterstützen sie die Community. Das ist heute noch sehr einfach, weil wir in der Community erst ein paar Tausend Kunden haben und deshalb die Grundlast mit wenigen Biogasanlagen decken können. Sollten wir stark wachsen – und wir sehen, dass wir stark wachsen, weil das Produkt gut ankommt – dann ist es die große Aufgabe, diesen Energiemix so mit Wind und Bioenergie anzureichern, dass er stabil ist. Wenn das mal nicht klappt, warum auch immer, greifen wir auf die zu.
Für den Kunden bedeutet das: Ich bekomme den Strom fast immer aus der Community. Wenn das mal nicht der Fall sein sollte, kaufen wir Strom von der Börse. Und wenn wir auch da versagen, gehen trotzdem nicht die Lichter aus – wegen des Grundversorgers.
Mal ganz naiv gefragt: Lassen sich die Energieprobleme dieser Welt mit eurem Ansatz lösen?
Philipp Schröder:
Ja. Ich habe Erneuerbare-Energien-Management in St. Gallen studiert, der erste Studiengang, der sich nur mit Energiewende aus volkswirtschaftlicher Sicht beschäftigt. Die Leute, die sagen »das geht sowieso alles nicht«, sind die, die sich nicht bewegen wollen und eine Ausrede suchen. Wir haben alle Möglichkeiten, das zeigt ja die Energiewende in Deutschland. Keiner hätte gedacht, dass die hohen Ökostromanteile so schnell kommen und die Preise so schnell fallen. Die Energiewende ist total logisch, es gibt Hoffnung.
Das klingt ganz schön optimistisch.
Philipp Schröder:
Nach der Klimakonferenz in Paris ist klargeworden, es ist eine Frage der Zeit, bis jedes Land mit der Dekarbonisierung in der Mobilität und der Energiegewinnung beginnt. Norwegen hat jetzt schon beschlossen, Verbrennungsautos ab 2025 zu Auch das Kapital ist da. Es gibt sehr viele Gründe, optimistisch zu sein, was die Energie angeht. Wir sind gerade über den Hügel hinüber.
Das Geld kommt zurück
Der günstigste Akku kostet 3.600 Euro. Wenn man einen größeren nimmt und dazu eine Solaranlage, landet man schnell bei über 10.000 Euro. Warum sollte man dafür so viel Geld ausgeben?
Philipp Schröder:
Das ist mit dem Dreisatz leicht zu erklären: Unser durchschnittlicher Kunde hat etwa 5.000 kWh Stromverbrauch, Tendenz steigend. Bei 30 Cent pro kWh liegt er damit bei 1.500 Euro Stromkosten im Jahr. Es gibt sehr viele Gründe, optimistisch zu sein, was die Energie angeht.So gibt er in den nächsten 20 Jahren 30.000 Euro für Strom aus. Das Geld ist weg.
Finanziert er eine kleine Anlage mit Speicher und Solaranlage für 10.000 Euro über 20 Jahre, nutzt die und spart im Schnitt 75% bis 80% der Stromkosten, bedeutet das: Die Investition ist je nach Dachausrichtung und Strompreis nach 8 bis 10 Jahren amortisiert, also refinanziert. Ab dann versorgt die Anlage ihn kostenlos mit Solar-Strom.
Das Ganze wird also subventioniert. Trägt sich das Geschäftsmodell noch nicht von selbst?
Philipp Schröder:
Man muss sich mal fragen: Wann rechnet sich eine Heizung? Oder ein neues Garagentor? Nie. Bei uns rechnet es sich immer, selbst wenn es 20 Jahre dauern würde.
Aber nein: Wir sind nicht auf die Subvention angewiesen. Es ist jetzt schon so, dass nur jeder 3. Kunde die KfW-Förderung in Anspruch nimmt. Vielmehr ist unser Geschäftsmodell das erste, das komplett ohne Subventionen auskommt. Wir sagen dem Kunden ja: Verbrauch deinen Strom zu Hause. Ein Steuerzahler und Wohnungsbewohner ohne Anlage muss die Solaranlage unserer Kunden also nicht über die Umlage mitbezahlen. Stattdessen kauft unser Kunde sich eine eigene Solaranlage mit Speicher und finanziert die über seine eigenen Kosten.
Unser Modell ist am Ende die Antwort darauf, wie eine Zukunft mit Erneuerbaren ohne Großkraftwerke aussehen kann – und das ohne Subventionen.
In der ausführlichen Version erklärt Philipp Schröder jetzt, wie seine Firma das Stromsystem nutzt, um den Mitgliedern eine Strom-Flatrate anbieten zu können.
Neuerdings gibt es auch noch eine sonnenFlat. Wie funktioniert das genau?
Philipp Schröder:
Mit unserer sonnenBatterie können unsere Kunden wie gesagt rund 80% ihres Strombedarfs selbst decken. Treten sie auch in die sonnenCommunity ein, decken die anderen Mitglieder die restlichen 20% für eine Grundgebühr und einen festen Strompreis.
Diese Grundgebühr und der Strompreis entfallen, wenn man die sonnenFlat bucht. Als Gegenleistung nutzen wir einen kleinen Teil der Batterien unserer Kunden, um Regelleistung für das Stromnetz zu stellen.
Das heißt?
Philipp Schröder:
Gerade die erneuerbaren Stromquellen wirken sich ja destabilisierend aufs Netz aus, weil sie stärker schwanken. Deshalb müssen die Netze stabil gehalten werden. Dafür gibt es einen sogenannten Regelleistungs-Markt: Die Netzbetreiber kaufen Sicherheitsleistungen ein, die immer vorgehalten werden müssen und einspringen, wenn mal zu viel oder zu wenig Energie im Netz ist. Wir fassen die vielen Sonnenbatterien unserer Kunden zu einem großen, virtuellen Speicher zusammen und können in diesem Sicherheitsleistung vorhalten und bereitstellen. Dafür gibt es einen relativ hohen Ertrag.
Das hat mehrere Auswirkungen: Einmal müssen wir weniger große Stromtrassen durch die Landschaft bauen, weil wir den Strom vor Ort verbrauchen. Das andere ist, dass wir das Netz so per se stabilisieren und 100% Erneuerbare überhaupt erst möglich machen.
Das leuchtet ein. Warum ist da noch niemand vor der sonnen GmbH draufgekommen?
Philipp Schröder:
Da sind ja schon viele draufgekommen, der Regelleistungsmarkt ist so alt wie das Stromnetz selbst. Bis jetzt kommt die Primär-Regelleistung aber nicht aus Batteriespeichern, sondern aus sehr großen Kraftwerken, Das wirklich Neue ist die Fähigkeit, die vielen kleinen Speicher zu einem großen zu aggregieren.Fabriken oder eben Das sind die traditionellen Anbieter von Regelleistung, die gibt es schon seit 100 Jahren.
Mit Batteriespeichern war man bisher nicht wettbewerbsfähig, weil stationäre Batteriespeicher teuer sind und in Konkurrenz zu abgeschriebenen Pumpspeicherkraftwerken stehen. Solche Batteriespeicher gibt es inzwischen aber auch.
Der Witz bei uns ist: Der Kunde hat den Energiespeicher schon bezahlt, der steht ja schon bei ihm zu Hause. Dadurch können wir den Speicher wesentlich günstiger zur Verfügung stellen. Das wirklich Neue ist also die Fähigkeit, die vielen kleinen Speicher zu einem großen zu aggregieren, also zusammenzufassen. Es gibt andere Anbieter, die das schon länger testen, aber bis jetzt gibt es nur uns, die einen Übertragungsnetzbetreiber haben, der sagt: »Ja, das passt für uns.«
Die Akkus werden bei der Bereitstellung von Regelenergie sehr oft geladen und entladen. Gehen sie so nicht viel schneller kaputt?
Philipp Schröder:
Der Kunde muss ja nicht 90% seines Speichers dafür reservieren, sondern höchstens 3%. Aber es stimmt, die Zyklen-Zahl erhöht sich. Denn auch wenn ich 10 mal am Tag 3% nutze, weil ich lade, entlade, lade und wieder entlade, sind das ja immerhin 30%, was die Zyklen angeht.
Deshalb haben wir extra ein sehr zyklenfestes Produkt gewählt und immer schon auf qualitativ sehr hochwertige Zellen gesetzt. Auch aus Sicherheitsgründen. Wir haben mit unseren ein Produkt, mit dem wir mehr als 10.000 Zyklen fahren können. Das kann nicht jeder.
Wir gehen davon aus, dass pro Jahr etwa 300 bis 350 Vollladezyklen durch die Regelleistung dazukommen. Das bedeutet, dass man immer noch eine Zyklen-Lebensfestigkeit von 20 Jahren hat.
Warum sollte man sich gerade jetzt einen Akku kaufen und nicht noch 3 Jahre warten? Die Akkus werden doch noch günstiger …
Philipp Schröder:
Der Akku selbst macht ja nur 40% der Gesamtkosten aus. Der Rest sind Elektronik und Bauteile, die nicht mehr günstiger werden. Und rechnet man die Kosten für eine Solaranlage noch dazu, macht der Akku nur noch 20% bis 30% der Kosten aus. Für diesen Teil gibt es noch die Chance, dass sich der Preis verbessert.
Das muss ich aber gegenrechnen: Die Förderung vom Staat und die Einspeisevergütung können bald wegfallen. Das wichtigste aber: Momentan ist der Eigenverbrauch befreit von den Stromsteuern und der Mehrwertsteuer. Wenn ich heute Strom selber herstelle, kann ich ihn steuerfrei konsumieren. Genau wie die Tomate, die ich selber anbauen und einfach essen kann. Es gibt aber den Eigenverbrauch zu besteuern.
Deshalb würde ich sagen: Es gab nie einen besseren Zeitpunkt, um einen Energiespeicher und eine Solaranlage zu kaufen. Und es ist fraglich, ob es wieder einen besseren geben wird.
Eine saubere Sache
Ok, wem es ums Geld geht, den hast du jetzt überzeugt. Wer aber aus Idealismus sauberen Strom nutzen möchte, will wissen: Wie viel CO2 verursacht eine Kilowattstunde Sonnenstrom aus der Batterie im Vergleich zu Strom aus dem Netz?
Philipp Schröder:
Zunächst mal: Wir sind ein ideologischer Schuppen. Wir wissen aber, dass wir damit keine Blumenvase gewinnen. Wir sind ein ideologischer Schuppen. Wir wissen aber, dass wir damit keine Blumenvase gewinnen.Wir sind von unserer DNA her nachhaltig getrieben und sagen: Es muss möglich sein, nachhaltig Strom zu machen, nur damit wir uns da nicht falsch verstehen. In wirtschaftlichen Fragen hilft einem das aber nicht weiter, das muss man einfach trennen.
Schon klar. Wie umweltfreundlich ist denn nun so eine Sonnenbatterie?
Philipp Schröder:
Bei einer Solaranlage mit Batterie ist die Wichtig war uns bei der Batteriewahl auch, dass wir an der Anode und Kathode keine Schwermetalle haben, auch wenn man die Elektrolyte jetzt nicht gerade trinken kann. Unsere Batterien sind recyclebar, das ist durch Regulierungen gesichert. Wegen unserer Batterietechnologie sind wir jetzt auch für den deutschen Nachhaltigkeitspreis nominiert. Wir verwenden außerdem keine Metalle aus Krisengebieten.
Könnt ihr das nachweisen?
Philipp Schröder:
Wir legen das offen und haben mit Sony einen Zulieferer, der, glaube ich, eine gewisse Glaubwürdigkeit hat. Natürlich kann man immer sagen: »Was ist, wenn Sony lügt?« Dem müssen wir uns aussetzen.
So ein Speicher scheint ja vor allem für Menschen interessant zu sein, die ein eigenes Dach für die Solaranlage, einen Keller für den Speicher und auch das nötige Kleingeld haben. Wie sieht es denn für Leute aus, die in einer Mietwohnung wohnen?
Philipp Schröder:
Wir wollen keine Lösung sein für reiche Zahnärzte, sondern zeigen, dass das ein Modell für ganze Städte ist. Ich bin ja auch so einer, ich wohne in einer Wohnung und bin Mitglied in der Alleine in den letzten 3 Tagen haben wir 780 MWh Strom produziert, genug für 100.000 Menschen. Mehr als genug für die, die selbst Strom einspeisen.
Die sonnen GmbH wurde vor gerade mal 5 Jahren in der Garage gegründet, heute habt ihr Standorte in Wo seht Ihr die sonnen GmbH 2020?
Philipp Schröder:
Wir wollen unsere Kundenzahlen in der Community jedes Jahr verdoppeln und schätzen, dass wir dieses Jahr bei 5.000 bis 6.000 Community-Mitgliedern und über 10.000 Geräten landen. Wir sehen es als absolut realistisch an, dass wir in 10 Jahren 10 Millionen Mitglieder haben.
In der ausführlichen Version begründet Philipp Schröder die Wachstumsziele und spricht über das Verhältnis zu den großen Energiekonzernen.
Ist das nicht etwas zu optimistisch?
Philipp Schröder:
Allein in Deutschland gibt es 15 Millionen Einfamilienhäuser, auch in Italien sind wir sehr stark. In Australien und den USA fangen wir gerade an, größere Stückzahlen auszuliefern. Die Grundlagen werden auch in anderen Märkten immer besser.
Bei diesen Wachstumsaussichten seid ihr ja auch für die großen Energieversorger interessant. Haben RWE und Co. schon mal angeklopft?
Philipp Schröder:
Klar, wir beliefern RWE. Die haben gerade ihr eigenes Label gegründet und kaufen ihre Speicher bei uns. Das ist nichts anderes, als dass sie versuchen, uns nachzumachen. Und das ist auch ok, wir finden das gut. Es gibt auch mehrere Firmen, die uns kaufen wollen. Wir wollen aber insbesondere von deutschen Energieversorgern unabhängig bleiben, um bestmöglich die Ziele für die Gesellschaft erreichen zu können.
Wo die eigenen DNA drinsteckt
Du hast die sonnen GmbH fast von Anfang an mitbegleitet, bist dann aber zu Tesla gewechselt, um hier den Deutschlandstandort mitaufzubauen. Das ist wohl einer der spannendsten Arbeitgeber, wenn man auf diesem Feld unterwegs ist und einen gewissen Idealismus an den Tag legt.
Philipp Schröder:
Ich bin damals schweren Herzens von sonnen weggegangen, weil ich mir gesagt habe: »Wenn ich es nicht mache, kann ich es mir nie verzeihen.« Ich war aber sehr traurig, weil ich begeistert und erfüllt von der Idee hinter der sonnen GmbH war und bin. Das war eine Zäsur.Das ist wie die Frage, ob man lieber seine eigene Dönerbude aufmacht oder beim 5-Sterne-Koch Gemüse schnipselt. Tesla ist aber eine Mega-Chance für mich gewesen. Ich konnte nicht nein sagen, denn Tesla hat so eine Strahlkraft. Und mit zusammenzuarbeiten war einfach zu geil, um wahr zu sein. Also habe ich es gemacht. Was ich dann aber auch gelernt habe ist, dass es einen Unterschied macht, ob man wo mitarbeitet, wo die eigenen DNA drinsteckt, oder ob man für eine sehr coole Firma arbeitet, die aber nicht die eigene Idee ist. Das ist wie die Frage, ob man lieber seine eigene Dönerbude aufmacht oder beim 5-Sterne-Koch Gemüse schnipselt.
Du hast dich dann später doch wieder für die Dönerbude, also die sonnen GmbH entschieden.
Philipp Schröder:
Ich habe es sehr genossen, bei Tesla zu arbeiten, habe hart gearbeitet und viel gelernt. Dann kam Tesla aber mit der um die Ecke. Ich sehe das Produkt und weiß: Die Sonnenbatterie ist besser.
In der ausführlichen Version erzählt Philipp Schröder noch mehr über sein Verhältnis zu Tesla.
Das war der Wink mit dem Zaunpfahl. Ich wusste: »Jetzt musst du dich entscheiden: Willst du in einer sehr coolen Firma als Angestellter arbeiten? Oder möchtest du was fertig bauen, wo du von Anfang an mit dabei warst und deine eigene DNA mit einbringen kannst?«
Das war eine emotionale Entscheidung: Normalerweise steht man als Start-up in Konkurrenz mit dem Silicon Valley und hat keine Chance oder geht selbst rüber. Bei der Energie ist das anders: Der Markt in Deutschland ist liberalisiert, in den USA nicht. Elon kann mit Tesla kein Energieversorger werden. In Deutschland kann jeder ans Netz gehen und Stromversorger werden, der Lust darauf hat. Außerdem: Der Automarkt ist groß, aber der Energiemarkt ist viel größer und auch viel relevanter. Denn was bringen dir E-Autos, wenn die Energie für die Autos konventionell ist?
Dann müsste der deutsche Energiemarkt für Tesla ja ziemlich interessant sein.
Philipp Schröder:
Natürlich, Deutschland ist einer der Kernmärkte von Tesla Energy. Die sind aber weit hinter uns, das kannst du mir glauben, denn sonst hätte ich den Schritt zurück zu sonnen nicht gemacht. Der einzige, der es sofort verstanden hat, war Elon.Wir hier bei sonnen können ein deutsches Unternehmen bauen, das wirklich disruptiv und innovativ sein kann und eine Chance hat, was zu verändern. Am Ende war es mir wichtig, diese Vision zu verwirklichen und zu schauen, wie weit ich komme. Auch wenn die Entscheidung, Tesla den Rücken zu kehren, viel Kopfschütteln bei meinen Freunden ausgelöst hat.
Der einzige, der es sofort verstanden hat, war Elon.
Wo genau seid ihr denn weiter als Tesla mit der Powerwall?
Philipp Schröder:
Die Powerwall ist nur eine Batterie, eine Plastikhülle mit einem Akku drunter, und der kann gar nichts. Die Smartness, die Intelligenz fehlt. In den USA muss man für ein funktionsfähiges System mit der Powerwall, das intelligent ist und Reservestrom liefern kann, 11.500 Dollar ausgeben. Das ist viel mehr, als für unser System, weil man alles einzeln dazukaufen muss. Tesla hat einfach gesagt: Wir haben Zugang zu günstigen Akkus, wäre doch eine gute Idee, eine Batterie zu entwickeln. Das ist auch logisch, es ist aber eben nur ein Akku.
In seinem Blog schrieb Elon Musk vor wenigen Wochen, dass er glaubt, dass alles aus einer Hand kommen muss. Der Kauf und Betrieb müsse eine runde Erfahrung sein für den Kunden. Da zählt er auch die Solaranlage dazu. Die habt ihr aber noch nicht unter eurem Dach.
Philipp Schröder:
Ganz ehrlich: Für mich ist das zu viel Solarmodule produzieren tausende von Firmen, da herrscht ein ungeheurer Druck. Das ist als ob ich sage: »Ich werde Autohersteller und muss unbedingt die Reifen selber machen.« Da sehen wir überhaupt keinen Mehrwert darin.
wird ein Modul herstellen und dann auch ein Modul verkaufen. Das wird aber nicht das beste Modul für jeden Kunden sein, das ist Quatsch. Ich finde alles toll was Elon macht, aber das mit SolarCity verstehe ich nicht. Natürlich ist es cool zu sagen: »Ich besetze mit meiner Firma E-Mobilität plus CleanPower plus Storage.« Aber das ist nicht unsere Strategie. Für uns ist es wichtig, dass der Kunde ein rundes Produkt bekommt, aber für uns macht es keinen Sinn, jetzt noch E-Autos oder Solaranlagen anzubieten.
Was könnte den Heimspeicher noch daran hindern, die Welt zu erobern? Oder ist das der endgültige Eintritt ins Solarzeitalter?
Philipp Schröder:
Definitiv, das ist unumkehrbar. Manchem wird das noch zu langsam vorkommen, und es wird Länder geben, die sich durch Regulierungen dagegen wehren.
Nachhaltigkeit bedeutet ja, dass etwas ökonomisch, ökologisch und sozial funktioniert. Wenn einer dieser Aspekte langfristig nicht funktioniert, wirkt sich das immer auch auf die anderen Bereiche aus: Wenn etwas sozial oder ökologisch nicht funktioniert, hast du immer auch irgendwann ökonomische Kosten. Deshalb muss sich durchsetzen, was nachhaltiger ist.
Die Dekarbonisierung kommt und sie macht Sinn, weil sie einfach günstiger und besser ist. Wer heute noch ein CO2-intensives Geschäftsmodel hat, der wird auf dem Finanzmarkt kritisch beäugt, weil da viele Risiken dranhängen. Die Investoren sagen: »Da investieren wir lieber gleich auf der grünen Wiese.« Das ist unumkehrbar und das ist eine gute Nachricht.
Der Physiker Felix begrüßt den Trend zu Hafermilch und fährt gern Rad. Er weiß aber auch, dass das nicht genügen wird, um die Welt vor der Klimakatastrophe und dem Ökokollaps zu bewahren. Deshalb schreibt er über Menschen, Ideen und Technik, die eine Zukunft ermöglichen. Davon gibt es zum Glück jede Menge!