Diese Dose braucht jeder im Kühlschrank
Wie eine einfache Idee Menschenleben rettet.
Fast täglich begegnen wir ihnen. Angekündigt von Martinshorn und Blaulicht drängen sie sich durch den dichtesten Berufsverkehr oder schlängeln sich durch zugeparkte Gassen. Doch kaum sind die Rettungskräfte aus ihrem Rettungswagen gesprungen und in eine Wohnung geeilt, verschwinden sie und ihre Arbeit aus unserer alltäglichen Wahrnehmung. Dabei geht der Kampf um Leben und Tod da erst richtig los.
Doch Rettungskräfte stoßen immer wieder auf ein grundlegendes Problem, das bisher bei Weitem zu wenig Aufmerksamkeit erhält: Sie wissen so gut wie nichts über den Menschen, den sie retten sollen.
»Wir finden in solchen Situationen ein akutes Problem vor, das sofort gelöst werden muss. Die Kollegen aus der Notfallmedizin haben jedoch nur ganz wenige verlässliche Informationen, wenn sie am Einsatzort ankommen«, erklärt mir der Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin e. V. (DIVI), Uwe Janssens.

Dabei sind Informationen über den Patienten ein zentraler Faktor für die Rettungskräfte, um ihm angemessen helfen zu können. »Die großen Fragen vor Ort sind immer zuerst die nach der Medikation und den Begleiterkrankungen. Aber auch der Patientenwille ist sehr wichtig. Diese 3 Dinge sind ganz entscheidend«, so Janssens. Das sei weniger kompliziert, wenn der Patient ansprechbar ist. Doch das sei eben nicht die Regel.
In kürzester Zeit Antworten auf diese Fragen zu finden gestaltet sich daher besonders bei allein lebenden Menschen äußert schwierig – und deren Zahl wächst: Seit 1991 hat sie sich in Deutschland auf 17,3 Millionen Menschen erhöht und damit fast
Die Lösung für solche Situationen kommt aus England: eine Dose im Kühlschrank.
Lebenswichtige Infos aus der Dose
Was vielleicht wie ein platter Scherz klingen mag, erweist sich in der Praxis als geniale Idee: eine einfache Dose aus Plastik, in der alle Informationen zu finden sind, die der Rettungsdienst im Notfall braucht. Das darin enthaltene Formular kann jeder zusammen mit dem Hausarzt oder in einer Apotheke ausfüllen, in denen die Dose bereits häufig angeboten wird.

Uwe Janssens unterstützt dieses Konzept:
Die Notfalldose ist zweifellos eine super Idee. Vor allen Dingen ist sie aber eines: simpel. Genau das brauchen wir in der Notfallmedizin. Einfache, klare Ideen, die lebenswichtige Informationen bereitstellen.
Der Charme der Dose liegt im Unkomplizierten: keine Technik, die streikt; keine Batterien, die leer sind. »Das ist eine analoge Lösung. Wir versuchen seit Jahren mit einem Millionenaufwand, eine digitale Gesundheitskarte zu entwickeln, das wäre auch eine Lösung.« Aber hier sind die Bedenken beim Thema Datenschutz hoch. Und auch eine Karte kann im Notfall schwer zu finden sein.
Deswegen hat die Notfalldose auch einen festen Platz im Haushalt, der es den Rettungskräften leicht machen soll: »Jede Wohnung ist anders. Aber in jeder Wohnung und in jedem Haus findet sich ein Kühlschrank, und zwar in aller Regel in der Küche«, so Janssens.
Hier gibt’s die Notfalldose
Die Notfalldose wird in Deutschland seit 2014 exklusiv von einer Firma für Hausnotrufsysteme aus Bremen vertrieben und ist inzwischen in vielen Apotheken erhältlich. Auch einige Krankenhäuser, Bürgerämter und Hausärzte geben die Dosen aus. Wer sich den Preis von 4–6 Euro sparen möchte, kann sich auch selbst eine Notfalldose basteln – eine ausreichende und verlässliche Kenntlichmachung auf Dose, Wohnungs- und Kühlschranktür vorausgesetzt.
Daher liegen jeder Dose 2 auffällige Aufkleber bei, von denen jeweils einer gut sichtbar direkt an Wohnungs- und Kühlschranktür platziert wird, um auf den Informationsschatz neben der Marmelade aufmerksam zu machen.
Das Konzept habe laut Uwe Janssens nicht nur Vorteile für ältere und allein lebende Menschen. Auch jüngere Generationen können profitieren. So zeige die Notfalldose bei aller Begeisterung für Technik und Digitalisierung auch: »Gewisse analoge Strukturen sind im Notfall nach wie vor äußerst hilfreich.«
Hier findest du die beiden anderen aktuellen Dailys: