So funktioniert ein Ökodorf
Das Dorf Farkha in Palästina hat sich dem ökologischen Wandel verschrieben und zeigt auf, wie sich das Leben im dörflichen Mikrokosmos nachhaltig gestalten lässt.
»Ökodorf« – das klingt nach ländlicher Abgeschiedenheit in der deutschen Provinz, nach Kühen in Freilandhaltung und Mohrrüben in Bio-Qualität. Vielleicht fallen einem dabei das
Mit seinen 1.500 Einwohnern und ebenso vielen Schafen liegt Farkha fernab des städtischen Trubels inmitten des palästinensischen Westjordanlands. Wer das auf über 600 Metern gelegene Dorf im hügeligen Bergland besucht, dem fallen zuerst die Malereien und Graffiti auf den Häuserwänden und Mauern ins Auge. Porträts des Guerillaführers der Kubanischen Revolution, Che Guevara, oder des verstorbenen venezolanischen Hugo Chávez erinnern an die kommunistische Vergangenheit des Dorfes. Mit dem einsetzenden Zerfall der Sowjetunion gliederten sich die Kommunisten in die
Vielleicht waren es die Überbleibsel sozialistischer Ideen, die vor 18 Jahren 8 Bauern des Dorfes dazu brachten, sich zu einer
Ein Schaugarten als Experimentierfeld
Doch Farkha wäre nicht das erste Ökodorf in Palästina, wenn es nur um Olivenanbau ginge. Der 56-jährige Baker Hammad, ehemaliger Bürgermeister von Farkha und ein Hauptakteur in der ökologischen Transformation des Dorfes, wollte die Bewohnerinnen und Bewohner von neuen Methoden in der Landwirtschaft überzeugen.
So entstand die Idee eines Schaugartens, anhand dessen sich auch Techniken der Permakultur ausprobieren und demonstrieren lassen. Seit 2014 arbeitet Hammad mit seiner Familie und lokalen sowie internationalen Freiwilligen auf einem bislang ungenutzten Hang an dem gärtnerischen Experimentierfeld.
Im Schaugarten werden nicht nur fast vergessene lokale Techniken rekultiviert, sondern auch neue ungewöhnliche Ideen ausprobiert, die Hammad selbst von seinen Besuchen ähnlicher Gärten in Marokko, Portugal oder Frankreich mitgebracht hat. Unterstützt von der französischen Organisation
Auf den neu angelegten Terrassen, die das Regenwasser halten und den Boden vor Erosion schützen, wachsen mittlerweile kleine Mandel-, Kirsch- und Zitronenbäume. Ebenso wie die duftenden Kräuter haben sich die Bäumchen selbst angesät und kommen mit dem geringen Humusgehalt des Bodens zurecht. Es gehört zu den Ideen
Eine Frauenkooperative schafft Einkommen
Die Transformation zum Ökodorf hat auch eine ausgeprägte soziale Dimension. So haben sich 18 Frauen des Dorfes im Women’s Club zusammengetan. Als Kooperative legen sie gemeinsam die in Palästina beliebten Salzgurken ein oder stellen Olivenölseife her. Ihre Produkte verkaufen sie mittlerweile selbst an Großabnehmer, was den zumeist älteren Frauen ein eigenes Einkommen ermöglicht.
Das Haus, in dem sich die Frauen mehrmals wöchentlich zur Arbeit treffen, haben sie selbst finanziert, berichtet Salua Hammad, eines der jungen Mitglieder der Kooperative. 6 Jahre hätten sie Geld gesammelt, um den Bau, der direkt an den Kindergarten grenzt, zu vollenden. In Workshops lernen die Frauen beispielsweise voneinander, wie sie mithilfe von sozialen Medien ihre Produkte noch besser bewerben könnten.
Die Umwandlung zum Ökodorf ist noch lange nicht abgeschlossen. So verfügt bislang nur ein Teil der Häuser über Solarpanele. Wenn es nach Baker Hammad geht, sollen bereits in einem Jahr alle Haushalte mit Sonnenkollektoren ausgestattet sein. Farkha ist ein Vorzeigedorf in einer Region, die unter wirtschaftlichen und politischen Spannungen
Hier findest du die beiden anderen aktuellen Dailys:
Titelbild: Fabian Lehmann - copyright