Steigende Meeresspiegel: »Die Hamburger Hafencity wäre ein exzellentes Modell für New York.«
Der Klimawandel wird Millionen Menschen aus Küstenregionen vertreiben. Zum Glück gibt es viele Möglichkeiten, sich mit den Fluten zu arrangieren, sagt die amerikanische Landschaftsarchitektin Kristina Hill – von schwimmenden Häusern bis hin zu künstlichen Dünen.
Venedig versinkt, Miami ist kaum zu retten und kommt zu dem Schluss, dass der steigende Meeresspiegel 3-mal so viele Menschen vertreiben wird wie bisher angenommen.
Was müssen Städte jetzt unternehmen? Wie können sich Menschen in Küstenregionen schützen? Die visionäre Landschaftsarchitektin Kristina Hill, Professorin für städtische Ökologie an der Universität von Kalifornien, Berkeley, kooperiert mit dem Climate Readiness Institute, um innovative Lösungen für Küstenregionen zu finden. Sie war unter anderem an den Strategien zum Flutmanagement nach Hurrikan Katrina 2005 in New Orleans beteiligt und arbeitet international mit Experten in Europa und Amerika zusammen, um Küstenregionen zu retten.
Das Interview entstand mit Unterstützung des Recherche-Grants »Connected Coastlines« des
Michaela Haas:
Eine neue Studie der wissenschaftlichen Organisation Climate Central kommt zu dem Schluss, dass vom steigenden Meeresspiegel beeinträchtigt werden. Wie akut ist das Problem?
Kristina Hill:
Wirklich dringend. Wir müssen uns auf einen Meeresspiegelanstieg von 3 Metern vorbereiten, vielleicht sogar mehr. Wir wissen nicht genau, ob das schon in den nächsten 35 Jahren passiert oder länger dauert, aber dass es passiert, ist sicher. Wir haben das Ticket für diese Achterbahnfahrt schon gelöst, weil so viel CO2 in der Luft ist. Also müssen wir jetzt Maßnahmen ergreifen. Mein Job ist, dafür realistische Strategien zu entwerfen.
Ich wundere mich, wie wenig das Thema die Leute beschäftigt. Sitzen wir nicht im Kochtopf wie die Frösche, die nicht merken, dass die Temperatur des Wassers, in dem sie sitzen, langsam steigt, bis es zu spät ist?
Kristina Hill:
Es gibt die Frösche im Kochtopf, aber es gibt auch Menschen, die dir ein Ticket zum Schwimmen in diesem Wasser andrehen wollen. Makler wollen Häuser in Küstennähe verkaufen, deshalb werden Informationen unterdrückt und abgewertet, obwohl sie für die Entscheidung, ein Haus zu kaufen oder zu verkaufen, enorm wichtig wären. In Kalifornien steht auf 200 Seiten, was Makler alles offenlegen müssen, aber Meeresspiegelanstieg und Grundwasserflutung gehören nicht dazu. Also denken sich die Leute: So schlimm wird es schon nicht sein.
Sie haben sich in den letzten Jahren vor allem auf das Risiko durch Grundwasser konzentriert. Warum?
Kristina Hill:
Das Problem des Meeresspiegelanstiegs wird doppelt so schlimm, wie der Climate Central Report annimmt, weil die Forscher das Grundwasser nicht einberechnet haben. In vielen Küstenstädten wird das Grundwasser doppelt so viel Gelände überschwemmen wie die Meeresflut. Wenn wir das nicht einplanen, können wir Millionen und Abermillionen mit dem Bau von Dämmen verschwenden, die diese Art von Überschwemmungen nicht verhindern. Was für eine Verschwendung von Ressourcen!
Ihre Forschung zielt darauf, nachhaltige Lösungen für Küsten zu entwickeln. Im Augenblick werden aber vor allem 2 Methoden praktiziert: Dammbau und Rückzug.
Kristina Hill:
Auf der ganzen Welt begegnet mir dieses polarisierte Denken, wenn wir über Strategien sprechen. Die Leute sagen: Sollen wir nicht Mauern bauen wie in New Orleans? Als sei eine Stadt eine Festung, die Mauern braucht. Oder müssen wir die Küste aufgeben? Ich glaube, beides sind meist die falschen Lösungen, aber es gibt viele Wege dazwischen.
Warum sollen Städte keine Mauern bauen wie in New Orleans? Sie waren Teil des Strategieteams beim Wiederaufbau nach Hurrikan Katrina.
Kristina Hill:
Durch die Mauern verliert man nicht nur wertvolles Habitat, sondern die Menschen werden von ihrer Umwelt abgeschnitten. Viele Menschen in New Orleans sehen das Wasser nicht mehr, seitdem die Mauern gebaut wurden. Man verliert das Bewusstsein für seine Umgebung. New Orleans wird ohnehin nur notdürftig mit Stöckchen und Pflastern zusammengehalten. Wenn ein Damm bricht, werden die niederen Lagen überschwemmt. Eine größere Katastrophe könnte die fragile Infrastruktur zerstören.
Die Hafencity Hamburg dagegen hat ein wasserfestes Erdgeschoss gebaut, mit wasserdichten Garagen und Verbindungswegen im ersten Stock zwischen den Gebäuden. Besonders gut gefällt mir, dass die Wege breit genug sind für einen Notarztwagen. Das ist richtig schlau. Die Leute sehen, wenn die Flut kommt, sie sehen den Wasserspiegel steigen und fallen. Das macht uns klüger und verbindet uns mehr mit der Natur. Die Hafencity wäre ein exzellentes Modell für New York oder Charleston.
Ehrlich gesagt wird einem das kaum bewusst, wenn man durch die Hafencity spaziert, und New York plant gerade, rund um Manhattan eine riesige Mauer zu bauen. Wie können denn die Anwohner mehr in die Planungen miteinbezogen werden?
Kristina Hill:
Das ist schwierig, auch weil die meisten Menschen, denen Küstenimmobilien gehören, über 50 oder 60 sind. Wenn wir mit denen über die zukünftige Planung reden, hören wir: Bis dahin bin ich im Altersheim. Sie übernehmen keine Verantwortung.
Was sagen Sie dann?
Kristina Hill:
Ich zeige Ihnen, was passiert, zum Beispiel auf Holland Island in der Chesapeake Bay in Maryland. Da lebten Hunderte von Menschen, nun ist es Sumpfgebiet. Das Meer stieg um einen knappen Meter, die Häuser fielen buchstäblich ins Wasser. Es war sehr dramatisch, sehr ergreifend. Die Emotionen, die dieser Wandel und Verlust hervorrufen, sind riesig und ein wichtiger Aspekt, wenn wir über Adaption nachdenken. Wir können nicht einfach so blauäugig sein und sagen, das wird schon alles gut gehen.
Fast überall auf der Welt wussten die Ureinwohner: Bau nicht direkt am Ufer oder auf dem Bergkamm. Sollten wir überhaupt versuchen, so nah am Meer zu leben?
Kristina Hill:
Das ist eine gute Frage. Denn unsere Faszination mit dem Meeresufer ist eine Entdeckung des 19. Jahrhunderts, als die Strände plötzlich als Erholungsgebiet beliebt wurden. Bis zum 19. Jahrhundert galten Strände und Sumpfgebiete im Wesentlichen als unnütz, weil man dort nichts anbauen konnte. Inzwischen aber geht es längst nicht nur um Privathäuser, sondern um die Infrastruktur. Wer schützt den Pacific Coast Highway? Oder die große Kläranlage in der Bucht von San Francisco?
Aber für einige Städte ist der Rückzug unausweichlich, oder? Im kalifornischen Del Mar entschied die Küstenkommission gerade, die Stadt solle sich überlegen, Küstenareale zurückzukaufen, weil es zu gefährlich werde, direkt an der Küste zu leben.
Kristina Hill:
Die Ostküste praktiziert das schon lange. In muss ein Hausbesitzer sein Haus aufgeben, sobald seine Klärgrube zum Meer hin undicht wird. Die Behörden versiegeln es. Der Hausbesitzer muss es dann nicht nur verlassen, sondern auch mit seinem eigenen Geld den Abbau und die Entsorgung bezahlen. Die Leute verlieren also gleich mehrfach Geld: für das Haus und den Abbau. Weil die Menschen mit Strandhäusern eher nicht zu den Ärmeren gehören, hält sich das Mitleid in Grenzen.
Aber es geht auch um die Kosten für die Infrastruktur, die Straßen. Die Villen in Malibu beschützen inzwischen auch den Pacific Coast Highway, weil sie zwischen dem Meer und dem Highway liegen, und den kann Kalifornien nicht einfach ins Wasser fallen lassen. Ich kann mir kaum den Bürgermeister oder Gouverneur vorstellen, der sich vor seine Leute stellt und sagt: Ihr müsst hier weg. Ich glaube, wir müssen uns stattdessen anschauen, wie wir besser planen, Baugebiete besser entwickeln, und nicht, wie wir aufgeben. Ich sehe das positiv.
Was ist daran positiv?
Kristina Hill:
Positiv daran ist, dass wir uns was einfallen lassen müssen. Es gibt Lösungen, wenn wir frühzeitig planen. Landschaften können enorm dazu beitragen, Küstengebiete an steigende Meeresspiegel anzupassen. Wenn wir diese Strategien jetzt umsetzen, gewinnen wir die 30, 40 oder 50 Jahre, die wir brauchen, um über gestaffelte Bebauungspläne für Küstenregionen nachzudenken.
Haben Sie ein Beispiel, wie das aussehen könnte?
Kristina Hill:
Das in den Niederlanden ist ein wunderbares Beispiel, von dem die ganze Welt lernen kann. Die Holländer haben mit 21,5 Millionen Kubikmeter Sand eine künstliche, hakenförmige Sandbank vor dem eigentlichen Dünengürtel in Südholland aufgeschüttet. Der Sand bewegt sich mit den Wellen und dem Wind, wie ein Muskel, der tatsächlich das Ufer und die Gemeinden hinter den Dünen beschützt. Die Holländer sind keine Dummköpfe. Die haben sich genau angeschaut, was das kostet (70 Millionen Dollar), und berechnet, dass das auf die nächsten 15 Jahre gerechnet etwa 75% weniger kostet, als die Strände ständig wieder aufzuschütten, wie das etwa die Kalifornier machen. Es ist also billiger und effektiver.
Für die Holländer ist das eine dauerhafte Strategie. Die haben nicht vor, das nur ein paar Jahre lang durchzuziehen und dann nach Deutschland zu ziehen.
Kann das auch für andere Küsten funktionieren?
Kristina Hill:
Ja, aber das Sand-Motor-Projekt in den Niederlanden ist 5-mal größer als alles, was wir bisher in Amerika gemacht haben. Man muss die Strategie an die Wellenenergie und die Sturmzyklen anpassen. Man kann nicht einfach das gleiche Modell an eine andere Küste verpflanzen, aber wenn man die Wellenkraft und die Sturmfluten richtig berechnet, kann man die Landschaften entsprechend adaptieren.
Wir planen das am Ocean Beach in San Francisco, um den Highway zu schützen, der auf den Klippen verläuft. Der Sand wird am südlichen Ende deponiert, von den Wellen nach Norden getragen und dort wieder aufgefangen und an das südliche Ende gebracht. Eine Art von Sisyphusarbeit für den Küstenschutz. In Virginia Beach an der amerikanischen Ostküste hat man einen 60 Meter breiten Strand gebaut, um die Stadt zu schützen. Man muss aber bereit sein, das in der Dimension zu machen wie die Holländer. Wenn man zu wenig Sand aufschüttet oder zu feinkörnigen Sand nimmt, ist das so, als werfe man eine Handvoll Sand auf die Windschutzscheibe und schalte die Scheibenwischer ein: Das fliegt sofort wieder weg.
Gerade Umweltschützer haben aber vehement gegen die Sandaufschüttungen protestiert. Die Fischer in Nantucket zum Beispiel sagten, die Sandaufschüttungen zerstörten die Fischbestände.
Kristina Hill:
An der Ostküste gab es Protest, vor allem in weil da Wale leben. Der Sand im seichten Wasser ist eine Futterquelle, weil darin viele kleine Organismen leben. Aber viele dieser Habitate verändern sich ohnehin durch die Klimaerwärmung. Wir können sagen: »Hey! Nichts anfassen!« Aber die Ökosysteme an den Küsten schwinden bereits. In Kalifornien sind die Seetangwälder schon verschwunden.
An der Ostküste lösen sie das Problem, indem sie den Sand, den sie zum Auffüllen an andere Küstenabschnitte schaffen, in Streifen ausbaggern, nicht in großen Flächen. Das erlaubt der Fauna, sich innerhalb von 6–8 Monaten zu regenerieren. Studien zeigen, dass das funktioniert, solange die Streifen nicht zu breit sind. Und man muss geeigneten Sand wählen. In Hawaii wurde Korallensand verwendet, um den Strand von Waikiki aufzuschütten, dann fuhr man mit Kipplastern drüber, walzte damit die Mineralstruktur des Sandes nieder und verwandelte ihn zu Staub. Daraus wurde dann eine sehr staubige, dreckige Strandschicht. Wenn Leute den falschen Sand wählen, führt das natürlich zu negativen Schlagzeilen.
Haben Sie noch andere Beispiele, wie Landschaften die Küsten schützen können?
Kristina Hill:
Für mich sind Landschaften und Gebäude eng verbundene Themen, ich finde es wichtig, sie nicht zu trennen. Es gibt Projekte in den Niederlanden, moderne Häuser direkt aufs Wasser zu bauen. In Amsterdam bauen sie innovative Eigenheime auf Die Fertighäuser werden mit dem Boot hergezogen, und Deiche kontrollieren den Wasserstand. Wenn doppelt so viel Land wie bisher überflutet wird, brauchen wir eine Flutstrategie, und die schwimmenden Gebäude sind eine gute Strategie dafür. Wenn die Gebäude nicht einzeln schwimmen wie Hausboote, sondern verbunden werden, überstehen sie auch Erdbeben. Ich finde diese Projekte in Rotterdam und Amsterdam sehr attraktiv und inspirierend, gleichzeitig funktioniert die Wasserlandschaft aber auch als Puffer für die ganze Gemeinde.
Könnte so etwas auch anderswo funktionieren, vielleicht in San Francisco?
Kristina Hill:
Ich arbeite hart daran, die Leute neugierig zu machen. Eine flache Bucht wie hier in San Francisco ist ein idealer Ort dafür. Wir könnten die Sumpflandschaften in eine Art Honigwabenstruktur verwandeln mit Teichen und Dämmen. Man muss aber auch sagen, dass manches zu naiv gedacht ist. Europäische Architekten kommen jetzt hierher und schlagen schwimmende Häuser vor, aber der Wellengang ist hier viel höher. Ich glaube, das geht für die Mündung, aber für das offene Meer ist das unrealistisch.
Auf »Steigereiland« in Amsterdam haben Architekten schwimmende Häuser gebaut.Sie heben und senken sich mit den Gezeiten und dem steigenden Meeresspiegel.
Lade Komponente...
Was halten Sie von Versuchen, die Küsten in ihren Ursprungszustand zurückzuversetzen, wie das etwa die MacArthur-Preisträgerin und Landschaftsarchitektin Kate Orff an der US-Ostküste macht? Sie wird vor Staten Island Riffe aus Austern bauen, sogenannte Living Breakwaters, die die Sturmwellen abschwächen und das Ökosystem reparieren.
Kristina Hill:
Ja, wir setzen auch an der Westküste in der Bucht von San Francisco Austern und Seegras ein. Das fördert die Biodiversität und reduziert die Wellenkraft. Wie effektiv das ist, analysieren wir gerade, aber es sieht gut aus. Indem wir Wohngebäude mit Landschaftsstrategien kombinieren, schaffen wir nachhaltige Küstenstädte. Ich glaube, dass wir sogar
Wie das?
Kristina Hill:
Wie in einer Lagune, indem wir Kanäle anlegen. In manchen Gegenden müssen wir temporäre Strukturen bauen, die man nach Hurrikanen wiederaufbauen kann. Eine andere Idee ist, dass Deiche mit dem Meeresspiegelanstieg mitwachsen. Dazu gibt es gerade ein Pilotprojekt bei San Franciscos ältester Kläranlage Oro Loma in South Bay. Dort versucht man, den Deich mit gereinigtem Material aus der Kläranlage weiter aufzubauen. Andere Länder wie Japan und Holland experimentieren mit Superdeichen, die nicht besonders hoch, aber besonders breit sind, sodass man darauf sogar bauen kann. Normalerweise kann man Deiche nicht einmal mit Bäumen bepflanzen, aber die Superdeiche tragen Gebäude und Infrastruktur wie Straßen. Das hat viel Potenzial, denn wir brauchen ohnehin mehr Land.
Was hilft einer historischen Stadt wie Venedig? Die gilt nach den jüngsten Überschwemmungen als dem Untergang geweiht.
Kristina Hill:
Ich war in Venedig und bin mir der Tragödie bewusst. Das Problem, sich an den steigenden Meeresspiegel anzupassen, ist für historische Städte viel schwieriger, denn sie wollen die Gebäude und Plätze bewahren. Man kann eine Stadt nicht gleichzeitig bewahren und adaptieren. Venedig hat schon seit Längerem ein ungesundes Verhältnis zum Tourismus und das trägt zum Druck bei, das »historische Venedig« auf ewig zu bewahren. Die parasitäre Art des Tourismus hat die venezianische Kreativität und Kultur gelähmt. Das geht nicht, denn Venedig muss sich ändern.
Die Stadtplaner wissen seit den 60er-Jahren, dass Venedig gefährdet ist, aber der hydraulische Damm ist noch immer nicht fertig, und wenn er 2021 endlich fertig wird, ist er schon veraltet.
Kristina Hill:
Der MOSE-Damm war von Anfang an zu kompliziert. Die Designer schlugen zu viele riskante Innovationen vor, weil die Barriere nicht sichtbar sein sollte. Venedig hätte sich lieber am Thames Barrier orientieren sollen, dem Sturmflutsperrwerk in London. Das Sperrwerk versteckt seine Wände im Flussbett und bringt 10 architektonisch eindrucksvolle Tore in Stellung, wenn sie gebraucht werden. Aber Sperrwerke haben grundsätzlich ein Ablaufdatum. Irgendwann sind sie zu schwach und müssen ersetzt werden. Wenn jemand Venedig schwimmfähig machen sowie die Struktur der historischen Bauten verstärken und auf schwimmende Flächen stellen könnte, wäre das eine längerlebige Strategie. Die venezianischen Händler waren für ihre Risikofreude bekannt, das könnte denen gefallen.
Setzen Sie noch auf andere technische Innovationen, die echte Lösungen versprechen?
Kristina Hill:
Eine Fabrik in Pittsburgh produziert künstlichen Kalkstein aus CO2. Wenn das mal in Massenproduktion geht, haben wie ein Superbaumaterial für erdbebenfeste Superdeiche.
Einerseits arbeiten kreative Menschen an Lösungen, andererseits unterzeichnete Donald Trump 2018 eine Präsidentenverfügung, die den Bundesbehörden verbietet, steigende Meeresspiegel in die Städteplanungen miteinzubeziehen. Wie wirkt sich das in der Praxis aus?
Kristina Hill:
In Kalifornien weniger, wir hören da nicht drauf. Aber es betrifft die Umweltschutzbehörden. Konkret kenne ich hier ein Immobilienprojekt bei San Francisco auf dem Grund einer alten Salzminenfabrik, einem Gelände, das im Überschwemmungsgebiet liegt. Unsere regionale Umweltschutzbehörde wollte es deshalb nicht genehmigen. Dann mischte sich die Bundesbehörde ein und befahl der regionalen Behörde, das Projekt durchzuwinken. Das wird jetzt gebaut, obwohl klar ist: Das ist mit ziemlicher Sicherheit dem Untergang geweiht.
Nehmen die regionalen Städteplaner das Thema ernster?
Kristina Hill:
Im Augenblick schieben die meisten Städteplaner das Thema vor sich hier. Die Entscheider sorgen sich um ihre Wiederwahl und denken, das kann ja in 5 Jahren jemand anderes machen. Wenn dann das Meer ins Haus kommt, wird es den Leuten vorkommen wie ein plötzlicher Notfall, der über Nacht eingetreten ist.
Michaela Haas wusste schon als Kind, dass sie entweder Reporterin oder Rennfahrerin werden wollte. Als sie mit 16 Jahren anfing, für den Lokalteil der »Süddeutschen Zeitung« zu schreiben, war die Sache entschieden. Sie ist Mitglied des »Solutions Journalism Network«, Autorin bei David Byrnes Reasons to be Cheerful und Kolumnistin bei der Süddeutschen Zeitung.