Ist man krank, nur weil man »anders« im Kopf ist?
Für die meisten Menschen sind ADHS und Autismus Krankheiten. Höchste Zeit, das zu überdenken – und Neurodiversität zu begrüßen, statt sie abzulehnen.
Diesmal war sie gut vorbereitet, sie musste einfach bestehen – da war sich Ayda Grossmann sicher! Sie hatte schließlich viel gelernt und auch die depressiven Phasen, die sie früher oft vom Lernen abgehalten hatten, waren seltener geworden. Früher in der Schule und jetzt im Studium hatte sie manchmal Schwierigkeiten, Prüfungen gut oder überhaupt zu bestehen. »Ich dachte: Top! Ohne die Depression ist mein Weg mit Gold gepflastert. Alles wird besser!«, erinnert sich die 32-Jährige. Umso härter traf es die Lehramtsstudentin, als sie – mitten im Urlaub – erfuhr, dass sie die Klausur nicht bestanden hatte.
Die Depression konnte nun nicht mehr der Grund für ihre Lernschwierigkeiten sein – doch was war es dann?
Eine Ärztin half ihr schließlich dabei, dem Problem auf die Spur zu kommen. »Das werde ich nie vergessen!«, sagt Ayda über den Moment, als sie erfuhr, was der Grund für ihre Schwierigkeiten war: Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom (ADS) lautete die Diagnose.
Aber es sollte noch eine Weile dauern, bis Ayda ihr Anderssein nicht als ein persönliches Defizit, sondern einfach als andere, aber ebenbürtige Ausprägung des Gehirns verstehen konnte.
ADHS: »Der Regler ist immer auf voller Lautstärke«
Nach ihrer Diagnose versuchte sie zu begreifen, was ADS eigentlich ist. Mithilfe von Internet und Büchern fand sie heraus, dass es sich dabei um eine Unterform des
Mit Illustrationen von Mirella Kahnert für Perspective Daily