Wer die aktuelle Berichterstattung verfolgt, könnte auf die Idee kommen, die Deutschen sähen ihren Jahresurlaub als eine Art Menschenrecht. Das kann man belächeln – doch es gibt gute Gründe, Urlaub nicht als verzichtbares Luxusgut abzutun.
Welche das sind, darüber sprechen wir diese Woche im vollgut-Podcast. Dazu gibt es unsere Tipps für die Saison 2020, in der vieles ein bisschen anders laufen wird als »normal«.
Hier liest du eine kurze Zusammenfassung der aktuellen Folge. Du hast eine verpasst? Hier findest du alle Folgen unseres Podcasts zum Nachhören.
Eine kleine Urlaubsgeschichte
Sprachgeschichtlich betrachtet bedeutet »Urlaub« zunächst einmal nichts anderes als die »Erlaubnis« (alt- und mittelhochdeutsch: »Urloup«) wegzugehen, sich für eine Weile vom Arbeitsort zu entfernen. Darum baten im Mittelalter Ritter ihre Lehnsherren.
Vom Erholungsurlaub, wie wir ihn heute kennen, konnten die meisten Menschen zur Zeit der Industrialisierung nur träumen.
Doch bereits Mitte des 19. Jahrhunderts begannen Arbeiter:innen damit, sich
und ihre Interessen gemeinsam zu vertreten.
Ein großer Erfolg gelang dem Zentralverband deutscher Brauereiarbeiter schließlich im Jahr 1903.
Bis zur heute geltenden Mindestregelung mit 24 Urlaubstagen im Jahr (bei einer 6-Tage-Woche) in Deutschland sollte es noch bis zum Jahr 1963 dauern. In vielen Ländern ist der Anspruch geringer, in manchen – dazu gehören auch die USA – gibt es gar keinen gesetzlichen Anspruch auf bezahlte Freizeit.
Warum wir Urlaub machen
Zum Erholen, ist doch klar?! Wie Erholung aber genau funktioniert, das scheinen längst nicht alle zu wissen. Fast 60% der Deutschen haben im Urlaub laut
Füße hoch und Laptop auf ist aber das denkbar schlechteste Mittel, um sich zu entspannen. Auch wenn es nur ein paar Minuten am Tag sind.
zum Zusammenhang von Leistung und Erholung
fanden die Forschenden heraus: Wer die Arbeit über die freien Tage liegen lässt, startet mit mehr Energie in die Arbeitswoche. Darin zitiert werden auch weitere Studien, die besagen, dass erholte Arbeiter:innen zu einem besseren Arbeitsklima beitragen und hilfsbereiter sind.
Natürlich sollten wir Urlaub nicht für
machen. Viele nutzen die Zeit,
Abseits von Sonnenbaden und Shrimpcocktails ist Urlaub aber auch eine gute Möglichkeit, um Neues über andere Länder und Menschen zu lernen. Kleiner Tipp mit großer Wirkung: Wer kultursensibel reisen will, macht sich vor dem Trip erst einmal klar: »Ich weiß, dass ich nichts weiß.« Auch wenn in der Vorbereitung etliche Reiseführer gelesen wurden, bringt die Neugier auf das, was sich vor Ort entfaltet, die meiste Erkenntnis.
Reisende sollten sich auch klar machen, was für ein Privileg sie genießen. Vor allem deutsche Urlauber:innen haben immer ein Ass im Ärmel: den weinroten Reisepass. Wir können momentan in 170 Länder (fast) visumfrei einreisen. Zum Vergleich: Auf dem letzten Platz des
liegt der afghanische Pass, mit dem man nur in 35 Länder uneingeschränkt einreisen darf – dabei nur in 5 Länder komplett ohne Visum.
Urlaub in Zeiten von Corona – unsere Tipps
In einer Pressekonferenz zur Coronasaison 2020 sprach Außenminister Heiko Maas von einer »Normalisierung« und dem Wegfallen einer allgemeinen Reisewarnung ab dem 15. Juni – doch normal werde es dieses Jahr trotzdem nicht.
Denn es gilt: Abstand und Hygieneregeln einhalten. Beim Run auf das »All you can eat«-Büffet in der Bettenburg ist das schwer vorstellbar.
Hier sind unsere Tipps für euch:
- Das Ferienhaus »to go«. Vielleicht ist es Zeit für die Neuentdeckung eines Klassikers: der Wohnwagen. Distanz zu anderen Reisenden lässt sich in den eigenen 4 Wänden locker wahren. Eine ökologische Luxusversion kommt vom österreichischen Start-up »Wohnwagon« – dieser versorgt sich über eine Photovoltaikanlage selbst mit Strom, hat eine Bio-Toilette und eine eigene Wasseraufbereitungsanlage. Zugegeben: Der »Wohnwagon« ist eher Tiny House als Wohnmobil und entsprechend teuer. Günstiger ist das gute alte Zelt.
- Campen. In Deutschland ist wildes Campen grundsätzlich verboten, das gilt nicht im Baltikum, Schottland oder den skandinavischen Ländern – dort ist Zelten ein sogenanntes Jedermannsrecht. Eine rechtliche Grauzone in deutschen Landschaften ist
Wer seine Zelte in Deutschland aufschlagen will, sollte sich nach sogenannten Naturlager- oder Trekkingplätzen umschauen.
- Urlaub in der eigenen Stadt. Im eigenen Umfeld gibt es viel zu entdecken. Die Museen sind derzeit ein bisschen leerer als sonst; Neues erfährst du aber auch bei thematischen
oder Stadtführungen, zum Beispiel
oder von
- Couchsurfing bei Freunden. Du hast genug von der Stadt und bist neidisch auf den Garten deiner Cousine in der Dorfidylle? Vielleicht hat sie ja auch Lust auf einen Tapetenwechsel. Wohnungstausch mit Freund:innen, Verwandten und Bekannten ist eine schöne Möglichkeit, mal rauszukommen. Und eine kostengünstige dazu. Im Internet gibt es Plattformen,
Für viele Menschen ist Urlaub wesentlich nicht nur Spaß und Erholung, sondern ihre Existenzgrundlage.
Hoteliers, Wirt:innen und andere warten in ganz Europa dringend auch auf deutsche Tourist:innen und arbeiten an Konzepten, die sicheres Urlauben möglich machen.
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