»Wir spüren, dass mit uns im Auto eine neue Gefahr sitzt, unsichtbarer als der Krieg«
Unser Autor lebt im Krieg. Mit seinen sehr persönlichen Einblicken will er Brücken zwischen Deutschland und dem Jemen bauen. Heute fragt er: Was schützt Jemenit:innen vor Corona, wenn sie eigentlich nichts mehr schützt?
Im Jemen wütet seit über 5 Jahren ein Krieg, der kein Ende zu nehmen scheint. Die Gründe dafür sind komplex. Wer sie verstehen will, sollte das konstruktive Interview mit dem politischen Analysten Farea al-Muslimi lesen. Unterm Strich ist es aber wie in jedem Krieg: Die Zivilbevölkerung leidet am meisten. Nachdem bereits eine Hungersnot und eine Choleraepidemie die Menschen des Landes befiel, breitet sich nun auch das Coronavirus im Jemen aus.
Jemen, 19. Juni 2020
Heute musste ich früh aufstehen, um noch eines der wenigen Sammeltaxen nach Sanaa zu erwischen. Die jemenitische Hauptstadt ist mit dem Auto 5 Stunden von meinem kleinen Dorf in der Bergregion Ibb entfernt. Auf dem Weg dorthin holen mich jedes Mal zahllose albtraumhafte Bilder ein – eine grauenhafte Sammlung von Kriegserinnerungen. Ich denke an die zerbombten Hühnerfarmen und Tankstellen, die die Jemenit:innen versorgten.
Mit Illustrationen von Doğu Kaya für Perspective Daily