Im Auto, zum Heizen, in Plastiktüten, Flaschen und Kosmetik – schwarzes, schmieriges Erdöl steckt Der fossile Rohstoff ist der wichtigste Energieträger weltweit; langfristig darauf zu setzen, ist aber, Die Reserven sind nicht unendlich, der Klimawandel sitzt uns im Nacken und verlangt nach umweltfreundlicheren Alternativen. Lösungen dafür könnten aus einer überraschenden Richtung kommen: von Pilzen.
Wer Pilze in erster Linie auf der Pizza Funghi oder als Beilage kennt, runzelt jetzt vermutlich die Stirn. Tatsächlich sind diese Lebewesen, die übrigens weder zu den Tieren noch zu den Pflanzen zählen, So dienen Pilze seit Jahrzehnten als Produzenten für Chemikalien und Pharmazeutika.
Das erste Antibiotikum geht beispielsweise und Waschmittel würde ohne Enzyme aus Pilzen die Wäsche heute nicht
Auch bei trockenen Böden können Pilze helfen. Wie das funktioniert, schreibt Isabella Aberle hier:
Nun werden Pilze auch als Material und Werkstoff immer wichtiger: Allein in Deutschland verbrauchen wir pro Jahr mehr als Produkte aus Pilzmaterial könnten genau hier
Hinter einem Pilz steckt oft mehr, als auf den ersten Blick erkennbar ist
Feuchte, glibberige Pilze als Verpackungsmaterial? Für die, deren Stirn immer noch in Falten liegt, kommt hier die Erklärung: Was wir als typischen Champignon, Pfifferling oder Austernpilz kennen, ist immer nur ein kleiner Teil des Pilzes, der Fruchtkörper. Den größeren Teil bekommen wir meist nicht zu Gesicht: Feine Pilzfäden, sogenannte »Hyphen«, breiten sich im Untergrund aus, auf dem der Pilz wächst. In einem Gramm Erdboden können locker mehrere Kilometer Hyphen enthalten sein. Die Gesamtheit der Fäden nennt sich
Werden die Hyphen im Labor gezüchtet, nehmen sie je nach Art und Nahrung verschiedene Eigenschaften an. Sie wachsen in dichten Strukturen, als feiner Film, Durch Hitze und Trockenheit werden sie inaktiviert (also getötet). Die zurückbleibende Masse lässt sich dann beliebig weiterverarbeiten, etwa zu veganen Lederschuhen oder Kleidungsstücken. Die Fungi-Fashion schneidet dabei deutlich umweltfreundlicher ab als herkömmliche Produkte: Während für ein Kilo Baumwolle etwa 10.000 Liter Wasser gebraucht werden, benötigt ein Kilo Textilfaser
Die Pilzfasern besitzen gute thermische Eigenschaften und sind oft feuerfest. Als Isolationsmaterial bieten sie deshalb eine nachhaltige Alternative zu Schaumstoffen und Polyester, zum Beispiel in Fahrzeugen. Ford hat bereits 2010 das erste Patent für den Einsatz von Myzel bei
In Bioraffinerien verwandeln Pilze Müll in etwas Besseres
Apropos Autos – über 90% der hierzulande verwendeten Kraftstoffe Alternativen gibt es prinzipiell, aber gerade beim Thema Biokraftstoffe sind sich nicht alle grün. Die Umweltschutzorganisation Greenpeace kritisiert etwa, dass für die Herstellung unnötig Wald abgeholzt werde und Pflanzen verbrannt werden, die anderswo auf der Welt Mit Pilzbiotech könnte dieser Konflikt zumindest entschärft werden: Pilze sind dazu in der Lage,
Durch Pilze erhält altes Holz ein Upgrade
Diese Art von Upcycling wäre normalerweise da das Material erst einmal mit Chemikalien Beim Einsatz von Pilzen entfallen diese Schritte – die Fungi können die Biomasse
Seit etwa 5 Jahren läuft der Innovationsschub bei Pilzen als Verbundmaterial so richtig an, schätzt Biotechnologin an der TU Berlin. Mit einem internationalen Forschungsteam hat sie einen Bericht veröffentlicht, in dem es um Das Fazit: Pilzbiotech kann den Schritt von unserer erdölbasierten Wirtschaft hin zu einem umweltfreundlichen, biobasierten Kreislaufsystem massiv fördern. Gleichzeitig glauben die Wissenschaftler:innen, dass die Technologie zu 10 der für eine nachhaltige Zukunft
Investoren für Pilzbiotech gesucht
Bleibt nun die Frage, warum Pilzprodukte noch Die Antwort: Es liegt am »Im Prinzip müssen wir bei Pilzbiotech nur klären: Wie produziere ich in großem Maße kostengünstig?«, sagt Meyer dazu. Die Technologien an sich seien weit entwickelt. Was noch fehlt, ist die Erstellung und Optimierung von Prozessen und Produktionsketten, damit sich die Produktion auch für den Massenmarkt lohnt. Dafür braucht es aktuell vor allem finanzstarke Investoren. Laut Meyer könnte es 5–10 Jahre dauern, bis Pilzprodukte alltäglich werden – sofern ausreichend in die Pilzbiotechnologie investiert wird. Dann aber könnten sie – statt Erdöl – bald in unserer Kleidung stecken und unsere Autos antreiben.
Hier findest du die beiden anderen aktuellen Dailys:
10.000 Schritte, 2 Liter Wasser und eine Handvoll Nüsse am Tag? Als Wissenschaftsjournalistin fragt Franziska unter anderem, was an solchen Ratschlägen dran ist – bei der Arbeit nascht sie dann aber, unabhängig vom Ergebnis, lieber Schokolade als Kerne. Neben Gesundheitsthemen recherchiert sie auch viel zu Umwelt und Klimawandel.