Erdöl hat keine Zukunft. Ein Teil der Lösung wächst zu unseren Füßen
Langfristig brauchen wir grüne Alternativen für fossile Rohstoffe. Dafür lohnt sich ein Blick auf Lebewesen, die chronisch unterschätzt sind: Pilze.
Im Auto, zum Heizen, in Plastiktüten, Flaschen und Kosmetik – schwarzes, schmieriges Erdöl steckt
Wer Pilze in erster Linie auf der Pizza Funghi oder als Beilage kennt, runzelt jetzt vermutlich die Stirn. Tatsächlich sind diese Lebewesen, die übrigens weder zu den Tieren noch zu den Pflanzen zählen,
Pilze als Chemiefabrik
Pilze haben eine Art externe Verdauung: Sie geben Säuren oder Enzyme nach außen ab und zersetzen damit das organische Material in ihrer Umgebung. Die Nährstoffe, die dabei frei werden, nehmen sie wieder auf. Werden Pilze in riesigen Bioreaktoren gezüchtet, lassen sich ihre Säuren und Enzyme einfach abfiltern. Diese sind wiederum hochinteressant als Chemikalien oder Medikamente: zum Beispiel Statine (eingesetzt als Cholesterinsenker), Cyclosporin (wichtig bei Organtransplantationen) oder Drospirenone (Antibabypille).
Das erste Antibiotikum geht beispielsweise
Auch bei trockenen Böden können Pilze helfen. Wie das funktioniert, schreibt Isabella Aberle hier:
Nun werden Pilze auch als Material und Werkstoff immer wichtiger: Allein in Deutschland verbrauchen wir pro Jahr mehr als
Hinter einem Pilz steckt oft mehr, als auf den ersten Blick erkennbar ist
Feuchte, glibberige Pilze als Verpackungsmaterial? Für die, deren Stirn immer noch in Falten liegt, kommt hier die Erklärung: Was wir als typischen Champignon, Pfifferling oder Austernpilz kennen, ist immer nur ein kleiner Teil des Pilzes, der Fruchtkörper. Den größeren Teil bekommen wir meist nicht zu Gesicht: Feine Pilzfäden, sogenannte »Hyphen«, breiten sich im Untergrund aus, auf dem der Pilz wächst. In einem Gramm Erdboden können locker mehrere Kilometer Hyphen enthalten sein. Die Gesamtheit der Fäden nennt sich
Das größte bekannte Lebewesen …
… ist ein Pilz (Dunkler Hallimasch) im US-Bundesstaat Oregon: Sein Myzel erstreckt sich über eine Fläche von 9,65 Quadratkilometern. Damit ist er etwa 2,5-mal so groß wie der Englische Garten in München oder so groß wie 1.352 Fußballfelder.
Werden die Hyphen im Labor gezüchtet, nehmen sie je nach Art und Nahrung verschiedene Eigenschaften an. Sie wachsen in dichten Strukturen, als feiner Film,
Die Pilzfasern besitzen gute thermische Eigenschaften und sind oft feuerfest. Als Isolationsmaterial bieten sie deshalb eine nachhaltige Alternative zu Schaumstoffen und Polyester, zum Beispiel in Fahrzeugen. Ford hat bereits 2010 das erste Patent für den Einsatz von Myzel bei
In Bioraffinerien verwandeln Pilze Müll in etwas Besseres
Apropos Autos – über 90% der hierzulande verwendeten Kraftstoffe
Durch Pilze erhält altes Holz ein Upgrade
Diese Art von Upcycling wäre normalerweise
Seit etwa 5 Jahren läuft der Innovationsschub bei Pilzen als Verbundmaterial so richtig an, schätzt
Investoren für Pilzbiotech gesucht
Bleibt nun die Frage, warum Pilzprodukte noch
Hier findest du die beiden anderen aktuellen Dailys:
Titelbild: Timothy Dykes - CC0 1.0