Um den deutschen Wald steht es schlimmer, als wir glauben
Wegen Hitze, Trockenheit und Borkenkäfern droht riesigen Waldflächen in Deutschland der Kahlschlag. Viele Förster sind verzweifelt – und wollen doch den Grundstein für einen gesunden Wald von morgen legen.
Eine sanfte Dusche aus Fichtennadeln rieselt auf unsere Köpfe. Die Nachmittagssonne strahlt zwischen den majestätischen Stämmen hindurch, es riecht unglaublich gut. Doch trotz dieser malerischen Szenerie ist die Stimmung gedrückt.
Wir stehen auf der Haincher Höhe, einem Gebirgskamm an der Grenze zwischen Nordrhein-Westfalen und Hessen. Von hier aus reicht der Blick bei klarer Sicht auf der einen Seite bis in den Taunus, auf der anderen bis ins Bergische Land. Doch egal, wohin wir schauen: Überall sehen wir rot schimmernde Nadelbäume. Das bedeutet, dass die Bäume gerade sterben oder schon tot sind. Das ist auch der Grund, weshalb ihre Nadeln auf unsere Köpfe rieseln.
Georg Debus, mit dem ich das Waldsterben begutachte, wirkt nicht, als würde er mit Fremden schnell über seine Gefühle sprechen. Aber in diesem Sommer ist alles anders. »Als ich vor 4 Wochen hier war, war alles noch sattgrün. Jetzt ist schon die Hälfte der Bäume kaputt. Als ich nach meinem Urlaub das erste Mal hergekommen bin, stiegen mir die Tränen in die Augen.« Er trägt ein kariertes Hemd und eine Funktionshose. Sein gesamtes Leben ist eng mit diesem Wald verwoben.
Titelbild: wikicommons - CC BY-NC-ND 2.0