So kompensierst du deinen CO2-Fußabdruck für 275 Euro
Dieser Verein kauft der Industrie die Emissionszertifikate weg – mit deinem Geld!
10,4 Tonnen. So viel Treibhausgasemissionen verursachten Menschen in Deutschland pro Kopf laut
Doch das ist mit individuellen Maßnahmen wie veganer Ernährung und dem Umstieg aufs Fahrrad kaum zu schaffen. Denn was vielen nicht bewusst ist: An zahlreichen Stellen emittiert der Staat in unserem Namen CO2, das dann auf unser Konto angerechnet wird. Für den Bau von Straßen etwa, den Betrieb von Ampeln oder das Beheizen öffentlicher Gebäude.
Deshalb ruht die Hoffnung, dass es heute schon mit einem ganz schlanken individuellen Klimafußabdruck klappt, auf der CO2-Kompensation. Meistens geht es dabei um die Finanzierung von Projekten, die in Ländern des globalen Südens helfen, CO2-Ausstoß zu verhindern, indem sie etwa Wälder schützen oder erneuerbare Energien verbreiten. Auch Hilfe für Organisationen, die sich für strengere Umweltauflagen im Zusammenhang mit fossilen Brennstoffen einsetzen, zählen als solche
Doch es gibt noch eine weitere, weniger bekannte Variante, CO2 zu kompensieren: Durch das Aufkaufen von CO2-Zertifikaten aus dem
Wer Zertifikate kaufen möchte, braucht ein Konto bei der
Der Verein
Für zurzeit 25 Euro kann jede:r eine Tonne CO2 über Compensators aus dem Verkehr ziehen und für immer parken. An der Zertifikatebörse kann sich der Preis täglich ändern. Derzeit liegt er hier zum Beispiel
Früher hat der Verein die Zertifikate direkt gelöscht. Doch eine Reform des Handelssystems zwang ihn, sich neu aufzustellen und anders vorzugehen, jetzt lagert Compensators die Papiere dauerhaft ein. Die EU hat mit der sogenannten
Also wird nun eingelagert, prinzipiell bleiben die Papiere verwendbar, aber eben fest verschlossen im virtuellen Tresor. Damit das CO2 tatsächlich niemals ausgestoßen wird, hat der Verein mehrere Sicherheitsnetze eingebaut:
- Die Mitglieder haben dem Verein eine Selbstverpflichtung auferlegt, nach der er die Zertifikate nicht weiterverkaufen darf.
- Spenden für den Zertifikatekauf nimmt Compensators nur zweckgebunden an. Verstöße wären juristisch relevant und könnten verfolgt werden.
- Der Verein hat für das Zertifikatekonto einen zusätzlichen Bevollmächtigten bestimmt. Ökonom Grischa Perino von der Universität Hamburg, zu dessen Forschungsgebieten der Zertifikatehandel gehört, hat diese Funktion übernommen. Er ist kein Vereinsmitglied, ohne seine Zustimmung dürfen Zertifikate weder verkauft noch gelöscht werden.
Perino selbst sagt am Telefon, dass die Stilllegung von Zertifikaten Vorteile gegenüber dem CO2-Ausgleich beispielsweise durch Aufforstung habe, wie sie einige Firmen anbieten. »Die Zertifikate sind abgezählt. Wer eines kauft, weiß, dass dann eine Tonne niemals ausgestoßen wird. Bei Aufforstungsprojekten weiß man nicht,
So kann ein aufgeforsteter oder unter Schutz gestellter Wald abbrennen und das CO2, das er eigentlich festhalten sollte,
Andererseits gibt es einen Effekt über die bloße CO2-Bilanz hinaus, Lebensumstände von Menschen können direkt verbessert werden. Es seien sehr verschiedene Ansätze, die schwer gegeneinander aufzurechnen seien, sagt Hendrik Schuldt von Compensators. Bei seinem Verein verdient niemand Geld mit der Idee, es ist ein rein ehrenamtliches Projekt, der Industrie die Verschmutzungsrechte wegzukaufen und dadurch individuelle CO2-Fußabdrücke auszugleichen.
Neben dieser Kompensationsaufgabe wollen die Mitglieder von Compensators künftig auch politische Bildungsarbeit anbieten und für Verbesserungen im Zertifikatehandelssystem trommeln. Dort gibt es noch viel Verbesserungspotenzial: bisher sind nur etwa die Hälfte der Emissionen im Emissionshandel berücksichtigt, Landwirtschaft und der Verkehrsbereich blasen noch kostenfrei CO2 in die
Wer dieses Jahr zu Weihnachten kein Verlegenheitsgeschenk bekommen möchte, könnte sich doch einfach ein stillgelegtes Zertifikat unter den Weihnachtsbaum legen lassen
Anmerkung: Compensators passt seinen Preis pro Tonne CO2 regelmäßig an den sich verändernden Kurs an. Deswegen kann dieser auf der Internetseite des Vereins von dem im Text genannten Preis (25 Euro pro Tonne) abweichen. In den vergangenen Monaten ist der Kurs so stark angestiegen, dass es inzwischen rund 60 Euro kostet, eine Tonne über Compensators aus dem Verkehr zu ziehen.
Hier findest du die beiden anderen aktuellen Dailys:
Mit Illustrationen von Tobias Kaiser für Perspective Daily