Was du tun kannst, wenn du dich einsam fühlst
Schon vor der Pandemie fühlte sich jeder zehnte Mensch in Deutschland einsam, auch einige unserer Mitglieder zählen dazu. Wann das zum Problem wird und was hilft
Vor einem Jahr scheint in Hannahs Leben noch alles in Ordnung. Die 57-Jährige arbeitet als freie Texterin
Das eigentliche Problem war jedoch nicht die Verletzung. Dass sie ganz auf sich allein gestellt war, war die plötzliche Einsicht, die ihr wehtat: »Wenn ich nach Hause komme, dann erwartet mich eine leere Wohnung. Da ist niemand, der sich um mich kümmert oder sorgt. Ich bin völlig allein«, habe sie damals gedacht. Zwar hat sie soziale Kontakte – nur seien die meisten davon eben nicht an ihrem Wohnort, sondern über ganz Deutschland verteilt. Nie zuvor habe sie sich so einsam gefühlt. Da sei ihr klar geworden, dass sie etwas ändern muss.
»Es ist mir ein Anliegen, dass mehr Menschen wissen, dass Einsamkeit nicht nur ältere Personen in Seniorenheimen betrifft, sondern auch Menschen wie mich, die von außen betrachtet durchaus erfolgreich sind«, schreibt Hannah uns in ihrer ersten E-Mail. Deshalb habe sie sich bei uns gemeldet.
Was bedeutet es, einsam zu sein?
Einsamkeit zu definieren ist gar nicht so einfach. Nicht immer geht es dabei um die Abwesenheit anderer Menschen. Jemand kann allein sein, ohne sich einsam zu fühlen. Und genauso kann jemand einsam sein, wenn andere in der Nähe sind.
»Mit anderen Menschen zusammen zu sein, bedeutet nicht, dass wir uns mit ihnen verbunden fühlen«, war auch die Überzeugung des
Es handelt sich also um eine individuelle Erfahrung, die sich kaum mit einer Definition verallgemeinern lässt.
Doch auch wenn jede Lebensgeschichte einzigartig ist, empfinden viele Menschen ihre Einsamkeit sehr ähnlich. Cacioppo vergleicht das Gefühl mit den Gefühlen von Schmerz oder Hunger – als Signal dafür,
Wie fühlt sich Einsamkeit für dich an? Das haben uns diese 4 Leser:innen geantwortet:
Wenn die Einsamkeit »Bring das in Ordnung« sagt, aber die Realität nicht mitspielt
Auch bei Hannah wird das Gefühl, dass etwas nicht stimmt, nach ihrem Krankenhausaufenthalt immer stärker. Als sie sich wieder voll bewegen kann, beschließt sie, etwas zu unternehmen:
Ich habe einen Stammtisch ins Leben gerufen, jede Woche sollten sich verschiedene Leute, die sich vorher noch nicht kannten, zum Essen und Reden treffen. Das Ganze habe ich übers Internet organisiert. Die Idee kam gut an, ich fühlte mich direkt viel besser und habe mich auf die nächsten Wochen gefreut.
Doch kurz nachdem Hannah ihre Treffen gestartet hat, kommt Corona, dann der erste Lockdown. Sie fühlt sich immer isolierter. »Videomeetings für die Arbeit musste ich irgendwann abschalten, weil sie mich daran erinnert haben, wie sehr mir richtige menschliche Kontakte fehlen«, sagt sie. Sie zieht sich immer mehr zurück und gerät schließlich in eine Depression. Nur wenige Menschen wissen von ihren Problemen.
»Ich denke, man versucht die Einsamkeit zu verstecken, weil man sich insgeheim schämt und denkt, dass niemand mit dir zusammen sein will«, sagt sie. Mittlerweile sei ihr klar, dass viele Menschen einsam sind – auch Menschen, bei denen das gar nicht offensichtlich scheint. »Mir hilft der Gedanke daran, dass ich nicht die Einzige bin, die sich so fühlt.«
Werden wir wirklich einsamer?
Hannahs Wahrnehmung, dass es vielen Menschen so geht wie ihr, deckt sich tatsächlich mit vielen Untersuchungen. So geben etwa die Daten des
In den SOEP-Befragungen wollen die Forscher:innen von den Teilnehmenden wissen:
- Wie oft haben Sie das Gefühl, dass Ihnen die Gesellschaft anderer fehlt?
- Wie oft haben Sie das Gefühl, außen vor zu sein?
- Wie oft haben Sie das Gefühl, dass Sie sozial isoliert sind?
Aus den Antworten, die auf einer Skala (0–4) liegen können, bilden die Forscher:innen dann einen
Hier kannst du selbst testen, ob und wie stark Einsamkeit dich im Vergleich zu anderen Leser:innen betrifft, die die Umfrage ausfüllen – natürlich anonym:
Die Wissenschaft weiß mittlerweile viel über die gesundheitlichen Folgen chronischer Einsamkeit und offenbart, wann das Gefühl zum Problem werden kann. In der Diskussion darüber werden allerdings häufig zentrale Fehler begangen, findet Jakob Simmank. Der Wissenschaftsjournalist
»Durch die Debatte um die Gesundheitsfolgen der Einsamkeit ist in den Hintergrund gerückt, dass es sich um ein sehr ambivalentes Gefühl handelt. Dass es eine bohrende, schmerzhafte Seite hat, aber eben auch eine befreiende Seite, die für die Selbstfindung wichtig ist«, sagt Simmank. Einsamkeit sei weder eine Erkrankung noch eine psychische Störung.
Warum sich ein Gefühl nicht heilen lässt
In Diskussionen über die gesundheitlichen Folgen wird allerdings meist das Gefühl an sich als medizinisches Problem betrachtet, das es zu »heilen« gilt. Wissenschaftler:innen wie John und Stephanie Cacioppo oder der Psychiater René Hurlemann von der Universität Oldenburg und eine ganze Reihe anderer denken inzwischen sogar über medizinische Behandlungsmöglichkeiten nach,
Dabei ist es gar nicht das Gefühl, das geheilt werden muss, denn es hat einen wichtigen Zweck. Das zeigt ein Blick in die Geschichte der Menschheit: Sozialer Zusammenhalt hat für das Überleben der Menschen schon immer eine zentrale Rolle gespielt. Um Neugeborene aufzuziehen, sind wir Menschen zweifellos auf Hilfe angewiesen. Auch dann, wenn es darum ging, unseren Hunger zu stillen oder uns vor Raubtieren zu schützen, war die Gruppe seit jeher im Vorteil.
Ein enges soziales Netz sichert seit jeher unser Überleben
Je enger wir in ein soziales Netz eingebunden sind, je mehr wir uns auf unser Umfeld verlassen können, desto besser ist es für unser Überleben – das hat sich in den Jahrtausenden der Menschheitsgeschichte so in uns festgesetzt. Gerade intensive Beziehungen zu anderen Menschen sind uns deshalb besonders wichtig. Fehlt uns dieser Zusammenhalt, fordert uns die Einsamkeit dazu auf, das wieder in Ordnung zu bringen.
»Gegen Einsamkeit sollte man dann etwas tun, wenn sie chronisch und ungewollt ist. Dann ist sie allerdings auch oft mit psychischen Krankheiten verbunden, die es zu therapieren gilt«, sagt auch Simmank. Andauernde Einsamkeit, das schreibt etwa die US-amerikanische Psychologin Juliane Holt-Lundstad, könne
In einer
- Einsamkeit verursacht chronischen Stress. Wir wollen das negative Gefühl auflösen, können es aber nicht – das stresst dauerhaft. Der Spiegel
- Einsame Menschen sind häufig auch sozial isoliert. Fehlender Kontakt zu anderen Menschen kann gleich mehrere fatale Folgen haben: Wer allein einen Herzinfarkt oder Schlaganfall erleidet, kann selbst nicht den Notruf wählen – so bleibt Hilfe eher aus als bei Menschen, die in Gesellschaft sind. Häufig ist es zudem das soziale Umfeld, das Menschen motiviert, auf ihre Gesundheit zu achten. Auch eine soziale Rolle hält gesund, sei es etwa als Freundin, Opa oder Vereinsmitglied.
- Einsamkeit hängt oftmals mit psychischen Erkrankungen zusammen. Besonders Depressionen gehen oft mit Einsamkeit einher. Einsamkeit und insbesondere der dadurch ausgelöste, andauernde Stress können zur Depression führen. Umgekehrt kann aber auch die Depression einsam machen, weil sich depressive Menschen häufig zurückziehen. Klar ist:
Einsamkeit ist kein persönliches Schicksal, sondern eine gesellschaftliche Aufgabe
Chronische Einsamkeit und die damit verbundene soziale Isolation können also ernste gesundheitliche Folgen haben. Auf der anderen Seite wirkt sich die soziale Eingebundenheit positiv auf Gesundheit und Lebenszufriedenheit aus. Anders gesagt: Die Ursachen der Einsamkeit liegen nicht – jedenfalls nicht allein – im individuellen Schicksal Einzelner begründet. Sie liegen im Sozialen.
Viele gesellschaftliche Entwicklungen tragen dazu bei, dass Menschen so einsam werden, dass es sie krank macht. Die Coronapandemie, die uns zwingt, soziale Kontakte zu vermeiden, ist derzeit die größte Gefahr für unsere sozialen Netze. Welche langfristigen Auswirkungen das hat, ist noch nicht absehbar. Doch es sind noch andere, schon länger anhaltende Entwicklungen, die zur Vereinsamung beitragen.
Unsere Lebensverläufe sind brüchiger geworden:
Das sind Entwicklungen, wogegen keine Therapien und erst recht keine Tabletten helfen. Statt also ein Gefühl zu behandeln, sollte es vielmehr darum gehen, die sozialen Grundlagen zu verstehen und anzugehen, die zur Vereinsamung bestimmter Gruppen führen. So sieht es auch Jakob Simmank:
Während es von Ratgebern gegen Einsamkeit im Internet wimmelt und Psychotherapie und sogar Psychopharmaka gegen Einsamkeit diskutiert werden, gerät meinem Empfinden nach manchmal in den Hintergrund, dass es oft Lebensumstände sind, für die die Betroffenen nichts können, die sie einsam machen. Altersarmut etwa oder der Anspruch an junge Menschen, für ihre Arbeit andauernd umzuziehen.
Natürlich ist es nicht falsch, Einsamkeit als etwas Natürliches zu betrachten, als etwas, was zur menschlichen Identität und Reife dazugehört. Das funktioniert allerdings nur, solange man dem Gefühl auch entkommen kann. Genau das gelingt Angehörigen mancher Gruppen aber weniger als anderen.
Chronische Einsamkeit ist mehr als ein Schicksal, das die einen mehr und die anderen weniger trifft. Dass Einsamkeit auch eine politische Aufgabe ist, wird bei einem Blick darauf deutlich, welche Gruppen besonders betroffen sind.
Das Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) hat das anhand der SOEP-Daten analysiert. Demnach sind ältere Personen über 60 Jahre häufiger einsam. Auch die Altersgruppe der 30–39-Jährigen sticht mit höheren Werten heraus.
Die stärksten Zuwächse erkennen die IW-Forscher:innen bei den 20–29-Jährigen. Sie sehen hier vor allem die Folgen einschneidender Veränderungen – etwa das Ende der Schulzeit oder den Auszug aus dem Elternhaus – als Ursache für eine einsetzende Phase der Einsamkeit:
Daneben lassen sich in den SOEP-Daten noch andere Gruppen identifizieren, worin Einsamkeit häufiger zum Problem wird:
- Gesundheit: Menschen mit einer schlechteren Gesundheit können häufig nicht an sozialen Aktivitäten teilnehmen. Im Jahr 2017 gaben Personen mit einem schlechteren Gesundheitszustand häufiger an, einsam zu sein, als Personen, die ihren Gesundheitszustand als besser einschätzten. Etwa 18% aller Personen mit eher schlechtem Gesundheitszustand fühlten sich einsam.
- Arbeitslosigkeit: In der Gruppe der Personen, die nicht erwerbstätig sind, gaben 13% an, einsam zu sein.
- Beschäftigungsstatus: Auch in der Gruppe derjenigen, die sich in einer Ausbildung oder Lehre befinden, ist der Anteil der Einsamen relativ hoch. Personen, die in Voll- oder Teilzeit erwerbstätig sind, sind zu einem geringeren Anteil einsam. Am seltensten fühlen sich Menschen einsam, die in Altersteilzeit arbeiten.
- Migrationsgeschichte: Der Anteil derjenigen, die sich »einsam«, »sozial isoliert« oder »außen vor« fühlen, ist bei Menschen mit Migrationsgeschichte höher. Auch hier spielt die Integration in den Arbeitsmarkt eine entscheidende Rolle: Von nicht erwerbstätigen Migrant:innen fühlten sich 28% einsam. Gehen Migrant:innen einem Job nach, reduziert sich der Anteil der Einsamen deutlich auf etwa 9%.
Schon vermeintlich kleine Lösungen können helfen, die Situation zu verbessern, indem etwa Städte und Gemeinden
Mittlerweile befasst sich auch die Politik ernsthaft mit dem
Das Stigma der Einsamkeit muss sich lösen
Auch ein soziales Umdenken ist unverzichtbar, um das Stigma der Einsamkeit aufzulösen. In unserer Gesellschaft werden die Einsamen leicht übersehen. Das liegt in der Natur der Sache. Es ist nicht leicht, sich selbst einzugestehen, einsam zu sein. Noch schwieriger ist es, sich dazu zu bekennen und offen darüber zu sprechen. Positive Erlebnisse mit anderen zu teilen, über soziales Kapital zu verfügen und sich als kommunikativer, offener Mensch zu verhalten, sind gesellschaftliche Erwartungshaltungen, die sich als einsamer Mensch oft nur schwer erfüllen lassen. Wenn die Erfahrung der Einsamkeit etwas wird, worüber sich sprechen lässt, ohne dass sich Betroffene dafür schämen müssen, wird sie endlich auch für alle sichtbarer.
Das hilft unseren Mitgliedern gegen Einsamkeit
Zwar können wir nicht so einfach etwas an den gesellschaftlichen Verhältnissen ändern. Selbst die eigene Lebenssituation zu verändern, ist schon schwierig genug. Woran sich aber arbeiten lässt, ist die Art, wie wir mit Einsamkeit umgehen – und wie wir sie verstehen. Ist es meine eigene Schuld, dass ich einsam bin? Stimmt etwas nicht mit mir? Muss ich mich und mein Leben ändern?
Das sind Fragen, die unserem Mitglied Felix, 30, nur allzu vertraut sind. »Das Thema beschäftigt mich schon ein Leben lang«, sagt er. Während seiner Kindheit in einer norddeutschen Kleinstadt, als er als Schüler mit Migrationsgeschichte und einer chronischen Erkrankung aus dem Rahmen fiel, wie er selbst sagt. Während seiner Gymnasialzeit und auch während des Studiums, wovon er sich erhofft hatte, dass alles ganz anders werden würde. Doch die Isolation, die ihm seit seiner Grundschulzeit vertraut war, setzte sich nur immer weiter fort – bis heute.
»Ich habe die Schuld für die Einsamkeit bei mir selbst gesucht.« – Felix, PD-Mitglied
Sein 30. Geburtstag fiel in den Beginn des ersten Lockdowns. »Ich hatte frei, doch ich war wie eingesperrt«, erzählt er. Es gab niemanden, mit dem er sich treffen konnte. Auf Anrufe von Arbeitskolleg:innen oder alten Bekannten wartete er vergeblich. »Mein Geburtstag dieses Jahr zeigte mir wieder einmal, dass das Social Distancing für mich schon viel früher begann und viel mehr als die physische Distanz beinhaltete.«
Die Erfahrung an seinem Geburtstag brachte ihn ins Grübeln: »Wer ist dieser Mensch, der so gemieden wird? Gibt es überhaupt etwas Liebenswertes an ihm?« Fragen wie diese habe er sich in seinem Leben immer wieder gestellt. »Ich habe die Schuld für die Einsamkeit bei mir selbst gesucht.« Die Zurückweisungen, die Selbstzweifel, die fehlenden Bindungen haben ihn nicht nur nachdenklich gemacht, sondern krank. Vor seiner Studienzeit war er wegen Depressionen in Behandlung.
Inzwischen weiß Felix, dass die Einsamkeit nicht seine Schuld ist. Er kann heute anders damit umgehen. »Ich habe das Meditieren für mich entdeckt. Seitdem habe ich gelernt, die Dämonen in mir zu akzeptieren und mich auch mehr selbst zu lieben.« Die tägliche Routine helfe ihm, seine Situation zu akzeptieren und zu verstehen: Einsamkeit ist kein persönliches Versagen.
Auch Hannah hat Wege gefunden, mit ihrer Einsamkeit umzugehen. Zum einen ist das die Therapie gegen ihre Depressionen, zum anderen sucht sie bewusst Kontakt zu anderen. »Ich telefoniere häufiger, das ist etwas, wozu ich mich überwinden musste«, sagt sie. Sie habe überlegt, wen sie aus ihrem Bekanntenkreis kontaktieren könnte. Dann habe sie sich erst einmal vorsichtig herangetastet, angedeutet, dass ihr gerade »die Decke auf den Kopf fällt«. So hat sie eine Bekannte gefunden, die sich gerade ähnlich fühlt. »Wir telefonieren nun einmal die Woche und es hilft uns beiden sehr«, sagt Hannah.
Was hilft gegen Einsamkeit? Das sagen 5 unserer Mitglieder:
Wieso die Pandemie eine Chance für Einsame sein könnte
Soziale Beziehungen aufrechtzuerhalten sei jetzt besonders wichtig, sagen Leonhard Schilbach, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, und die Psychotherapeutin Marie Bartholomäus. Sie haben bereits im Frühjahr
- Eine Liste machen: Darauf stehen Bezugspersonen wie Familienmitglieder, Freund:innen, Bekannte, Kolleg:innen, Nachbar:innen oder professionelle Helfer:innen. Sich bewusst zu machen, wer sich im eigenen sozialen Netz befindet und erreichbar ist, kann das Gefühl von Einsamkeit mildern.
- Kontaktaufnahme planen: Zu welcher dieser Personen lässt sich wann und wie oft Kontakt aufnehmen? Zu wem möchte man den Kontakt vielleicht intensivieren oder reaktivieren?
- Kommunikationswege suchen: Das kann etwa per Telefon, E-Mail, Chat, Brief, Balkongespräch oder Video sein. Die Psychotherapeut:innen empfehlen besonders Menschen, die sich sonst eher schwer tun, Kontakte zu pflegen, selbst die Initiative zu ergreifen.
- An geteilte Momente erinnern: Mit Fotos, Videos oder Tagebucheinträgen können wir Erinnerungen auffrischen. Schon das kann sich positiv auswirken und Hoffnung machen für die Zeit nach Corona.
Für unseren Artikel über die psychischen Folgen der Pandemie haben wir ausführlich mit Leonhard Schilbach gesprochen. Hier findest du den Text:
Es gibt also Wege, auch trotz der Kontaktbeschränkungen wertvolle soziale Erfahrungen zu machen, die über die Isolation hinweghelfen. Das könnte sich sogar langfristig positiv auswirken, glaubt zumindest die Bochumer Forscherin Susanne Bücker. Sie führt zurzeit
Es sei nicht erkennbar, dass die Pandemie die Einsamkeit der Menschen langfristig verstärkt, sagt sie.
Wir lernen gerade: Einsam zu sein ist nichts, wofür sich jemand schämen muss. Nichts, was jemand selbst verschuldet. Es ist etwas, was zum Menschsein dazugehört. Wir haben Einsamkeit alle schon erlebt und wissen, was sie bedeutet. Das ist das Verbindende daran: Wir sind damit nicht allein.
Wenn du psychologische Hilfe, Beratung oder Unterstützung suchst, findest du hier einige Adressen an die du dich wenden kannst:
- Befindest du dich in einem Notfall, hast du beispielsweise Suizidgedanken? Dann zögere nicht und wähle den Notruf (112) oder wende dich an das Krisentelefon (0800-1110111 und 0800-1110222). Ein muslimisches Seelsorgetelefon ist rund um die Uhr unter 030-443509821 erreichbar.
- Psychotherapeutische Praxen beraten und behandeln auch während der Coronapandemie. Um einen ersten Termin zu bekommen, können sich Patient:innen direkt an eine Praxis in ihrem Umkreis wenden. Außerdem hilft die bundesweite Hotline 116 117 dabei, einen freien Termin zu finden. Auch der elektronische Terminservice kann weiterhelfen.
- Baden-Württemberg, Bayern, Hamburg und Thüringen bieten während der Coronapandemie spezielle Krisenhotlines per Telefon oder Video an. Die Bundespsychotherapeutenkammer hat hier eine Übersicht mit Angeboten in den verschiedenen Bundesländern zusammengefasst.
- Selbsthilfekontaktstellen können Hilfe bieten und Menschen mit ähnlichen Problemen zusammenbringen, auch wenn Gruppentreffen derzeit nur schwer möglich sind. Eine Selbsthilfegruppe in deiner Nähe findest du zum Beispiel hier: www.nakos.de
- Die »Nummer gegen Kummer« hilft Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen in psychischen Krisen: Kinder- und Jugendtelefon: 0800 116111, Elterntelefon: 0800 1110550
Mit Illustrationen von Mirella Kahnert für Perspective Daily