4 Ideen, die unsere Demokratie fit für die Zukunft machen
Wir müssen endlich weitsichtig handeln und zu guten Vorfahr:innen späterer Generationen werden, fordert der Philosoph Roman Krznaric. So stellt er sich eine vorausdenkende Demokratie vor.
Zum Ende des Jahres 2019 machten der Philosoph Roman Krznaric und seine Partnerin ihren beiden Kindern ein ungewöhnliches Geschenk: Sie gaben ihnen ihre Stimme.
Am 12. Dezember wurde das britische Unterhaus neu gewählt und die Krznarics setzten ihr Kreuz auf dem Wahlzettel dieses Mal nicht nach ihrer eigenen Präferenz, sondern so, wie es ihnen ihre 11-jährigen Zwillinge auftrugen. Der Entscheidung gingen lange Diskussionen am Küchentisch und das gemeinsame Wälzen von Parteiprogrammen voraus – und Krznaric verrät bei seinem Vortrag auf der
Klar,
4 Designprinzipien für eine Demokratie, die vorausdenkt
»Pathologisches Kurzzeitdenken« beherrsche unsere Zeit, so Krznaric, der ein Buch darüber geschrieben hat, wie es anders werden könnte:
Darin schlägt er 4 Designprinzipien für eine Demokratie vor, die vorausdenkt.
- Die Rechte zukünftiger Generationen schützen: Im März 2015 reichte eine Gruppe von Kindern und Jugendlichen
- Bürger:innenversammlungen: Im Rahmen
Aus Japan stammt eine konkrete Idee, wie die Interessen künftiger Generationen bei Bürger:innenversammlungen noch besser berücksichtigt werden könnten: Teilnehmende schlüpfen in besondere Kostümroben, die sie zu »Bürger:innen« der Zukunft machen. - Mehr Macht für die Städte: Die Geschichte zeige, dass Städte sehr gut darin seien, in längeren Zeiträumen zu denken, meint Krznaric. Als Beispiel nennt er das alte Rom, das in Abwassersysteme investierte, obwohl der Bau sehr lange dauerte. Oder, in jüngster Zeit, die 279 US-amerikanischen Städte, die sich zum Pariser Klimaabkommen verpflichteten, nachdem Präsident Donald Trump den Ausstieg der USA als Nation verkündet hatte.
- Wächter:innen der Zukunft: Was ein bisschen esoterisch klingt, gibt es heute mancherorts schon. Gemeint sind politische Institutionen und Ämter, deren Personal über die Interessen der Jugend und künftiger Generationen wacht, indem es der Politik auf die Finger schaut.
Eine dieser Wächterinnen ist Sophie Howe, »Future Generations Commissioner« (auf Deutsch: »Bevollmächtigte künftiger Generationen«) in Wales. Ende Oktober diskutierte sie mit Roman Krznaric auf der »Innocracy«-Konferenz des Progressiven Zentrums darüber, wie sie politischen Entscheidungsträger:innen die Zukunft vergegenwärtigt. Echte politische Macht hat sie zwar nicht, aber »naming and shaming«, also das
Nachdem Howe bei der Regierung angefragt hatte, wie das mit den Zielen zusammenpasse, Nachhaltigkeit zu fördern und mehr Menschen aus dem Auto auf Fahrräder und in den öffentlichen Nahverkehr zu bringen, wuchs der öffentliche Druck und das Geld wurde schließlich für den Ausbau des Nahverkehrssystems verwendet.
Hier kannst du dir die Diskussion mit Philosoph Roman Krznaric, der walisischen Bevollmächtigten künftiger Generationen Sophie Howe und dem Erfinder des Future Design, Tatsuyoshi Saijo, in voller Länge ansehen (englisch):
Es gibt jede Menge Ansätze dafür, wie es funktionieren könnte, den Interessen künftiger Generationen in der Politik wirklich gerecht zu werden. Doch woher soll der Anstoß kommen? Eine einfache Antwort darauf gibt es nicht – am ehesten findet sie sich dort, wo sich Interessen überschneiden, zum Beispiel beim Klimaschutz. »Gerade im Lockdown haben viele sich wieder mehr mit der Natur verbunden gefühlt«, so Howe.
Krznaric weist darauf hin, dass die Menschheit schon oft ihre Kompetenz bewiesen hat, langfristig zu planen: beim Bau von Kathedralen, städtischer Infrastruktur oder auch mit sozialen Bewegungen wie den Suffragetten, die jahrzehntelang für das Wahlrecht für Frauen
Titelbild: Bud Helisson - CC0 1.0