»Mediziner sollten Menschen behandeln, nicht einzelne Organe«
In der Medizin sind Gewinne wichtiger als das Wohl der Patient:innen, beklagt der Herzchirurg Umes Arunagirinathan. Im Interview erklärt er, was sich in unserem System ändern muss, damit der Mensch wieder im Mittelpunkt steht.
Als Umes Arunagirinathan als 12-Jähriger ohne seine Familie aus dem Bürgerkrieg in Sri Lanka zu seinem Onkel nach Deutschland floh, wusste er bereits, dass er später einmal Arzt werden wollte. Heute arbeitet er als Herzchirurg in Bremen – und hat ein Problem mit seinem Traumberuf.
Der ökonomische Druck, den Ärzt:innen im Klinikalltag spüren, stimmt nicht damit überein, was für Arunagirinathan der eigentliche Zweck der Medizin ist: Menschen dabei zu helfen, gesund zu bleiben oder geheilt zu werden. Als Krankenhausarzt komme er sich immer häufiger vor wie ein Arbeiter in einer Fabrik, schreibt er
In langen Schichten und an schier endlos laufenden Fließbändern kümmern wir uns – ja, worum eigentlich? Um Organe und Körperglieder, um Fallpauschalen, die Belegung von Betten und OP-Tischen, das Ausfüllen von Formularen, die diagnostische Abklärung, die Dokumentation. [...] Mir fehlt – mit den Jahren immer stärker – das, was eigentlich das Wesen der Medizin und der Heilung ausmacht: die Fürsorge für den Menschen.
Arunagirinathan spricht sich für eine Medizin aus, bei der wieder die Patient:innen im Mittelpunkt stehen – und nicht die Zahlen. Im Interview erklärt er, wie das funktionieren kann.
Titelbild: Tyler Larkin - copyright