Eigentlich mag ich Tiere. Aber seit ein paar Wochen löst eine Taube, die sich oft auf dem Ast vor meinem Fenster niederlässt, latente Aggressionen in mir aus. Einfach nur weil sie dahockt, mich mit ihren Stecknadelaugen anstarrt und nach einer Weile wieder wegfliegt. In die Freiheit. Was fällt der ein?!
Ich nämlich hocke den ganzen Tag drinnen. Mein Ast ist ein Drehstuhl in Wildlederoptik; mein Nest: das H O M E O F F I C E. Seit dem vergangenen Jahr kann jede:r mit diesem Begriff etwas anfangen, vom Kleinkind bis zur Uroma. Was ich ein bisschen beängstigend finde.
Moment. Ich google das mal kurz von meinem Ast aus … ah, nein, auf dem ersten Platz liegt »Coronapandemie«. Verständlich. Auf Platz 2 dann »Lockdown«. Platz 5 ist »AHA«?! Ich frage die Suchmaschine noch mal. »AHA« heißt: Abstand + Hygiene + Alltagsmaske. Das hatte ich schon wieder verdrängt. Das wäre ein guter Aufhänger für einen Schnack mit Kolleg:innen. Wenn da welche wären. Doch ich bin allein. Rechts und links von mir vegetieren 2 Topfpflanzen. Mit denen könnte ich sprechen. So weit bin ich aber dann doch noch nicht.
Wut verbindet
Mir ist auch klar,
Die Verkäufer:innen im Supermarkt können die Waren nicht auf dem Wohnzimmertisch scannen und abrechnen.
gehen und mir einen ungewollten zweiten Berufsweg als Lehrerin bescheren. Obwohl mir mein Glück bewusst ist, muss ich die Wut über das Homeoffice einfach mal rauslassen. Ich habe gelesen:
Vor allem aber verbindet sie. Das Wissen darum, dass andere genauso frustriert sind, kann guttun. Und hey, an alle Liebhaber:innen des Homeoffice: Macht so weiter! Es ist ein Gemisch aus Bewunderung und Neid, das ich für all jene empfinde, die jeden Tag topmotiviert am häuslichen Schreibtisch werkeln und am Ende des Tages zufrieden mit der eigenen Arbeit sind.