FAQ Corona! 6 Antworten zu Impfung, Mutation und Co.
Wie gut schützt die Impfung vor Virusvarianten? Können sich Schwangere impfen lassen? Und lösen die Impfungen stärkere Menstruationsbeschwerden aus?
Es schien, als hätte das Virus Deutschland in den vergangenen Wochen eine kurze Sommerpause gegönnt.
1. Welche Mutationen sollten wir gerade im Auge behalten?
Aktuell steht die Delta-Variante des Coronavirus noch im Fokus der Öffentlichkeit.
Als besorgniserregende
- Alpha-Variante (B.1.1.7): Sie wurde erstmals im September 2020 nachgewiesen und macht aktuell etwa 39% des Infektionsgeschehens in Deutschland aus. Jede mit B.1.1.7 infizierte Person steckte mehr Menschen an, als es beim Ursprungsvirus der Fall war. Zudem gibt es Hinweise darauf, dass mehr Menschen mit der Alpha-Variante gestorben sind. Die Impfstoffe wirken nach derzeitigem Kenntnisstand auch gegen diese Variante.
- Alpha-Variante mit zusätzlicher E484K-Mutation: Diese Variante weist eine zusätzliche Mutation eines Proteins auf, die es unempfindlicher für bereits gebildete Antikörper gegen das Virus macht. Das kann die Wirksamkeit von Impfstoffen mildern. In Deutschland kommt diese Mutation bisher kaum vor, in Großbritannien wurde sie jedoch bereits einige Male nachgewiesen.
- Beta-Variante (B.1.351): Erstmals im Dezember 2020 nachgewiesen, machte diese Variante in den letzten Wochen konstant etwa 1% des Infektionsgeschehens in Deutschland aus. Gut, dass die Zahl konstant niedrig ist, denn die Antikörper, die man nach einer Impfung oder einer durchgemachten Infektion mit der Ursprungsvariante hat, wirken weniger gut gegen B.1.351.
- Gamma-Variante (P.1): Diese Virusversion weist ebenfalls eine Proteinmutation auf, die sie unempfindlicher gegenüber den Antikörpern Geimpfter und Genesener macht. Auch eine höhere Übertragbarkeit als bei der Ursprungsversion wird angenommen. In Deutschland macht die Gamma-Variante derzeit 0,8% des Infektionsgeschehens aus.
- Delta-Variante (B.1.617.2): Diese Variante wurde erstmals im Oktober entdeckt und breitet sich derzeit auch in Deutschland stark aus. Mittlerweile dominiert sie mit 59% der untersuchten Proben das Infektionsgeschehen hierzulande. Das Problem: Sie ist nicht nur ansteckender, sondern reduziert auch die Wirksamkeit der Immunantwort. Eine vollständige Impfung mit den in Deutschland zugelassenen Impfstoffen schützt zwar noch immer gut gegen schwere Verläufe, bei unvollständigen Impfungen wurde jedoch eine deutlich geringere Wirksamkeit beobachtet.
Neben den besorgniserregenden Varianten gibt es eine ganze Reihe von Virusversionen, die unter Beobachtung stehen. Sie sind so mutiert, dass sie theoretisch in der Lage sind, sich wie eine besorgniserregende Variante zu verhalten. Bis sich die Theorie auch in der Praxis bestätigt, stehen sie unter Beobachtung. Das gilt beispielsweise auch für die Lambda-Variante, die in der letzten Woche diskutiert wurde. Sie dominiert in Peru, tritt sonst aber nur vereinzelt auf. Um sie als besorgniserregend einzustufen, fehlen derzeit noch Daten.
2. Was bedeutet es, wenn sich die Wirksamkeit einer Impfung verringert?
Letzte Woche veröffentlichte das
Einen Anteil an der Verschiebung hat mit ziemlicher Sicherheit die Delta-Variante, die auch in Israel dominiert. Eine weitere Ursache könnte sein, dass in Israel viele Menschen schon Anfang des Jahres geimpft wurden: Das könnte darauf hindeuten, dass die Wirksamkeit des Impfstoffes mit der Zeit abnimmt.
Auch ein geringerer Impfschutz verhindert schwere Verläufe
Dabei ist es wichtig, was der vermeintlich geringere Impfschutz überhaupt bedeutet. In Israel haben sich zwar mehr Leute infiziert, schwere Verläufe blieben unter Geimpften aber weiterhin selten: Die Impfung schützt weiterhin zu 93% vor einem Krankenhausaufenthalt.
Auch das Robert Koch-Institut (RKI) weist darauf hin, dass alle in Deutschland zugelassenen Impfstoffe nach derzeitigem Kenntnisstand gegen die grassierenden Virusvarianten wirken, besonders gegen schwere Verläufe. Wichtig ist dabei, dass die Impfungen vollständig sind: Gegen die Delta-Variante scheint eine einfache Impfung laut RKI weniger gut zu schützen.
Die Behörde weist allerdings auch darauf hin, dass viele Menschen in Deutschland noch nicht geimpft sind. Deshalb ist es wichtig, nach wie vor auf Hygiene zu achten, Masken zu tragen und Abstand zu halten – denn auch Geimpfte können das Virus unter Umständen weitergeben, auch wenn sie selbst nicht schwer erkranken. Zudem muss die Impfkampagne weiterlaufen: Momentan wird zum Beispiel immer wieder darüber berichtet, dass Personen den Termin für ihre Zweitimpfung verfallen lassen. Auch die Gesamtzahl der durchgeführten Impfungen sinkt derzeit.
Das Covid-Snapshotmonitoring, das seit Beginn der Pandemie erhebt, wie die Stimmung der Bevölkerung während der Pandemie ist, vermeldete in seiner letzten Umfrage, dass nur 41% der Menschen, die jetzt noch nicht geimpft sind, bereit dazu wären. Für die Bundesregierung gilt es, diese Menschen zu erreichen, etwa durch gute Informationen und niedrigschwellig erreichbare
3. Wird jeder positive Coronatest auch auf Virusmutationen untersucht?
Der Bericht des RKI über die Verbreitung der einzelnen Varianten setzt sich aus den Reporten verschiedener Labore zusammen, die das Virus sequenzieren – es also in seine Bestandteile zerlegen, um herauszufinden, ob es mutiert ist. In Deutschland werden laut RKI etwa 10% der Proben untersucht und daraus abgeleitet, welche Variante wie häufig vorkommt.
4. Sollten langsam nicht auch Kinder und Jugendliche die Impfung bekommen?
Ende Mai wurde der Impfstoff von Biontech/Pfizer von der Europäischen Arzneimittelbehörde auch für Kinder ab 12 Jahren zugelassen, für Jüngere gibt es in der EU bislang noch keinen Impfstoff. Ob Kinder und Jugendliche in Deutschland aber tatsächlich geimpft werden sollen, darüber wird gerade noch debattiert.
- Bestimmte Vorerkrankungen aufweisen, wie chronische Lungenerkrankungen oder Tumorerkrankungen, oder ein geschwächtes Immunsystem haben.
- Im Umfeld von gefährdeten Personen leben, die sich selbst nicht schützen können.
- Aufgrund ihrer Arbeit ein höheres Infektionsrisiko haben.
Dass Impfstoffe für Kinder erst zugelassen werden, nachdem sie bei Erwachsenen schon angewandt werden, hat verschiedene Gründe. Der wichtigste: Kinder können anders auf ein Mittel reagieren als Erwachsene. Aus diesem Grund müssen der Zulassung einer Impfung für Kinder auch Studien mit Kindern vorausgehen – und die sind deutlich komplizierter. Denn nicht die Kinder entscheiden sich dazu, an einer Studie teilzunehmen, sondern die Eltern.
Studien an Kindern haben meist deutlich weniger Teilnehmende als die Impfstoffuntersuchungen an Erwachsenen. Das heißt auch: Sehr seltene Nebenwirkungen, die weniger als eines von 10.000 Kindern betreffen, fallen in Kinderstudien kaum auf. Deshalb wägen Zulassungsbehörden besonders sorgfältig ab, ob ein Impfstoff für Kinder empfohlen wird, und auch die STIKO schaut bei ihrer Empfehlung ganz genau hin.
Aktuell gibt es sowohl Argumente für als auch gegen die Impfung von Kindern. Wenn du noch einmal lesen möchtest, welche das sind, klicke hier!
Pro Impfung:
- Bisherige Studienergebnisse zeigen, dass die Wirksamkeit der Impfung bei Kindern besonders hoch ausfallen könnte.
- Auch Kinder können Langzeitfolgen durch Corona erleiden, wenn auch seltener als Erwachsene. Beobachtet wurde etwa das Pediatric Inflammatory Multisystem Syndrome (PIMS) – bisherige Schätzungen gehen davon aus, dass 0,04% der erkrankten Kinder betroffen sind, genaue Daten stehen aber noch aus. Impfungen könnten das verhindern.
- Kinder schützen durch eine Impfung nicht nur sich selbst, sondern auch Menschen in ihrem Umkreis. Mittlerweile ist sicher, dass Impfungen auch die Virusübertragung stark einschränken. Ohne geimpfte Kinder wäre es beinahe ausgeschlossen, die angestrebte Herdenimmunität zu erreichen.
- Geimpft könnten sich Kinder wieder frei bewegen, psychische Belastungen, die durch die Einschränkungen entstehen, verringern sich. Impfungen könnten es Kindern ermöglichen, wieder unbeschwert in die Schule zu gehen, Freund:innen zu treffen und Sport zu treiben.
Contra Impfung:
- Kinder erkranken seltener schwer an Covid-19, solange sie keiner Risikogruppe angehören.
- Impfungen könnten zumindest kurzfristige Nebenwirkungen haben. Weil das Immunsystem von Kindern so aktiv ist, kommt es häufiger zu Reaktionen wie Kopfschmerz, Schmerzen oder Jucken an der Einstichstelle, Hautrötung, Müdigkeit, Fieber und Schüttelfrost.
- Bisher sind noch nicht alle Menschen geimpft, für die das Virus gefährlicher ist. Der WHO-Chef forderte beispielsweise, Impfstoff erst in stärker betroffene Länder zu exportieren, bevor Kinder geimpft werden.
Obwohl die STIKO die Impfung von Kindern derzeit nicht empfiehlt, betont sie, dass der Covid-19-Impfstoff Comirnaty von der EMA für den Gebrauch ab dem Alter von 12 Jahren zugelassen ist und sich auch jüngere Menschen nach sorgfältiger Abwägung für eine Impfung entscheiden können. Die STIKO schließt zudem nicht aus, dass sie ihre Empfehlung noch einmal ändert, wenn mehr Daten über die Impfung von Kindern vorliegen. Bundesgesundheitsminister Spahn sprach sich beispielsweise schon dafür aus, Kinder zu impfen.
5. Und was ist mit Schwangeren und Stillenden, sollen die geimpft werden?
Auch hier gibt es noch keine offizielle Empfehlung der STIKO, weil bisher nur limitierte Daten für diese Gruppen vorliegen, ähnlich wie Kinder werden Schwangere erst später in Zulassungsstudien eingebunden. Auch insgesamt ist die untersuchte Gruppe kleiner. Haben Schwangere Vorerkrankungen oder ein höheres Expositionsrisiko, sollte laut
Mehrere
6. In den letzten Wochen gab es Meldungen, dass sich Covid-19 auf den Zyklus auswirkt: Was ist dran?
Tatsächlich gibt es im Netz bereits einiges über frühere, längere oder heftigere Menstruationsblutungen nach Covid-19-Impfungen zu lesen. Wissenschaftliche Erkenntnisse dazu gibt es bislang allerdings noch wenig.
Das ändert sich gerade:
Ebenso ist der Grund für die Veränderungen noch unklar. Mögliche Erklärungen könnten der Stress durch die Impfung und die Pandemie im Allgemeinen sowie die Reaktion des Immunsystems sein, die sich auf die Blutung auswirken. In bisherigen
Auch wenn die bisher unbemerkten Menstruationsbeschwerden aller Wahrscheinlichkeit nach harmlos sind, offenbaren sie ein zentrales Problem:
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Mit Illustrationen von Doğu Kaya für Perspective Daily