Dieses Umweltproblem wird durch Veganismus noch schlimmer
Einige der Lebensmittel, die bei einer pflanzlichen Ernährung besonders wichtig sind, tragen massiv zur Wasserknappheit bei. Besonders eine Obstsorte ist dabei noch problematischer als Mandeln oder Avocados.
Wer sich pflanzlich ernährt, tut nicht nur sich einen Gefallen, sondern auch der Umwelt. Denn wer vegetarisch oder vegan isst, lebt im Schnitt nicht nur gesünder, sondern schont auch Klima, Böden und Gewässer. So ist zumindest das gängige Bild, das die Wissenschaft in der Vergangenheit auch immer wieder bestätigt hat.
Doch vergangenen Donnerstag hat der WWF eine
Ist das Ökoimage der pflanzlichen Ernährung vielleicht doch nicht ganz so makellos, wie viele meinen? Werfen wir einen Blick in die Studie.
Von blauem und grünem Wasser
Die Autor:innen untersuchen zunächst, wie viel Wasser gängige Lebensmittel verbrauchen. Bei tierischen Produkten gilt: Hier fällt fast ausschließlich das Wasser ins Gewicht, das zum Anbau der Futtermittel notwendig ist. Bei einem Schweineschnitzel geht es also nicht um das Wasser, das das Schwein im Laufe seines Lebens aus der Tränke säuft, sondern um jenes, mit dem Soja, Mais und Weizen aus seinem Futtertrog bewässert wurden.
Nun ist ein Liter Wasser aber nicht überall gleich kostbar. Je nachdem, wie trocken es in einer Region ist, fällt der Verbrauch des Wassers unterschiedlich stark ins Gewicht. Ein Maisfeld in Nordrhein-Westfalen etwa ist in der Regel üppig mit Regen und Grundwasser versorgt; ein Unmengen süffelnder Orangenbaum im trockenen Süden Spaniens hingegen verbraucht Wasser, das dort selten ist und im Zweifel der Bevölkerung für andere Zwecke verloren geht. Deshalb wird hier zwischen sogenanntem »grünem Wasser« und »blauem Wasser« unterschieden.
Unter blauem Wasser versteht man Wasser, das den Kulturpflanzen zugeführt wird und nicht zurück in den lokalen Wasserkreislauf gelangt. In der Regel also Wasser aus dem Grundwasser, aus Flüssen oder Seen, das über Bewässerungsanlagen in die Plantagen geleitet wird.
»Wasserknappheit besteht dann, wenn nicht genügend Wasserressourcen vorhanden sind, um den vorhandenen Bedarf für Mensch, Tier und Ökosysteme zu decken.« – WWF-Studie »Wasserverbrauch und Wasserknappheit«
Denn in trockenen Regionen wie Südspanien oder Chile wachsen Orangen, Tomaten oder Avocados meist mit blauem Wasser. »Grünes« Wasser hingegen ist solches, das seinen Weg auf natürliche Weise zu den Wurzeln der Pflanzen findet, als Regen oder durch den Boden. In Regionen, wo es viel Wasser gibt, können die meisten Feldfrüchte mit grünem Wasser angebaut werden – denken wir wieder an den deutschen Mais.
Da das Augenmerk in der Studie auf Wasserknappheit liegt, wird nur »blaues Wasser« berücksichtigt. In Kombination mit der tatsächlichen Wasserknappheit in den jeweiligen Gebieten
Zitrone, Mandel und Co.: Die größten Säuferinnen unter den Früchten
Kommen wir nun zu den größten Übeltätern. Dort finden sich zunächst vor allem wasserhaltige Obstsorten aus warmen Regionen: Pfirsiche, Trauben, und einsam an der Spitze die Zitrusfrüchte. Allein der deutsche Konsum von Orangen, Zitronen und Co. sorgt laut der Studie weltweit für mehr Wasserknappheit als alle in Deutschland verspeisten tierischen Produkte wie Fleisch, Käse, Milch und Eier zusammen. Doch auch Wal- und Haselnüsse sowie
Aber Fleischesser:innen essen doch auch mal ein paar Mandeln und eine Avocado, oder? Klar – aber im Schnitt eben deutlich weniger.
Auch Fleischesser:innen essen Orangen. Aber nicht so viele
Um nun zu vergleichen, wie sich die unterschiedlichen Ernährungsstile auf die Wasserknappheit auswirken, greifen die Wissenschaftler:innen auf
Die Autor:innen in der neuen WWF-Studie vergleichen diese 3 Ernährungsmuster nun mit einer heute in Deutschland durchschnittlichen Ernährungsweise. Weil Fleisch als Eiweißquelle überwiegend wegfällt, vervielfacht sich bei den Flexis und Veggies der Konsum von pflanzlichen Eiweißlieferanten, also
Was heißt das nun?
Dass eine typische pflanzliche Ernährung übermäßig stark zur Wasserknappheit in trockenen Regionen beiträgt, trifft im Schnitt also zu. Doch bevor sich Verfechter:innen fleischlicher Kost selbst gratulieren, sei angemerkt: Bei den allermeisten anderen Umweltaspekten – Klima, Flächenverbrauch, Bedrohung der Artenvielfalt oder dem übermäßigen Eintrag von Stickstoff ins Grundwasser –
Die Studie zeigt allerdings klar: Auch vegetarische oder vegane Ernährung kann große negative Auswirkungen auf Mensch und Umwelt haben, je nachdem, wie sie gestaltet wird. Um den eigenen Wasserknappheitsfußabdruck zu senken, kann man den eigenen Konsum gerade von Zitrusfrüchten und Mandeln reduzieren. Hülsenfrüchte und Nüsse aus heimischer Produktion wären eine gute Alternative, jedoch werden diese nicht in ausreichender Menge in Deutschland angebaut. Doch auch importiert sind sie noch immer besser als die Spitzenreiterin Mandel und die Vitamin-C-Lieferantin Zitrusfrucht. Apropos Vitamin C: Rund 20-mal so viel wie Orangen enthalten davon übrigens Hagebutten – und die sind hierzulande üppig verfügbar!
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Mit Illustrationen von Mirella Kahnert für Perspective Daily