5 Nachrichten, die Hoffnung auf eine gerechtere Welt machen
Spanien stellt Antiziganismus unter Strafe, Texas’ Hauptstadt testet das Grundeinkommen und in Indien hat die Natur nun die gleichen Rechte wie der Mensch.
Nicht immer schaffen es die Themen, über die wir Woche für Woche stolpern, direkt in einen eigenen Artikel. Vorenthalten wollen wir euch diese Entwicklungen, Geschichten und Ereignisse aber auch nicht. Deshalb berichten wir hier sonntags kurz und knapp über 5 Themen, die uns als Redaktion beschäftigt haben.
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Eine Stadt in Texas testet ein garantiertes Grundeinkommen
von Chris VielhausNicht nur bei uns in Deutschland treibt die Inflation aktuell die Lebenshaltungskosten nach oben, sondern auch in den USA. Da die sozialen Sicherungssysteme dort traditionell nicht so stark ausgebaut sind wie hierzulande, droht immer mehr Menschen angesichts der steigenden Preise die Zwangsräumung ihrer Häuser und Wohnungen. Nach der letzten offiziellen Zählung lebten im Jahr 2019 mehr als eine halbe Million Menschen im reichsten Land der Welt auf der Straße. Diese Zahl dürfte heute weitaus höher liegen. Durch die Pandemie haben Millionen US-Bürger:innen ihren Job und
Getrieben von den Auswirkungen dieser katastrophalen Entwicklung gehen mehr und mehr Städte in den USA neue Wege, um den Trend zu brechen. Der Stadtrat von Austin, der Hauptstadt des Bundesstaates Texas, hat nun ein öffentlich finanziertes Pilotprogramm genehmigt, das ausgewählten Personen für ein Jahr ein garantiertes Grundeinkommen
Im Vorfeld hatte es vor allem Kritik aus konservativen Kreisen gegeben. Skeptiker:innen sprachen von einem »Geschenk« auf Kosten der Steuerzahlenden und bezweifelten, ob die Empfänger:innen das Geld für sinnvolle Dinge ausgeben würden. Der Bürgermeister der Stadt hielt dagegen und betonte, dass das garantierte Einkommen weniger bürokratisch sei und den Haushalten mehr Flexibilität und Eigenverantwortung zugestehe als andere staatliche Hilfsprogramme mit strengen Auflagen.
Das Pilotprojekt wird durch die ortsansässige Universität evaluiert und durch die Non-Profit-Organisation UpTogether begleitet. Diese hatte angesichts der sozialen Probleme, die durch die Pandemie befeuert wurden, bereits zuvor ein Jahr lang Grundeinkommen von gleicher Höhe an 125 Menschen ausgezahlt. Diese wurden jedoch aus privaten Spenden finanziert. Mit großem Erfolg: Im Gegensatz zu den Bedenken der Kritiker:innen haben laut der Organisation alle Teilnehmer:innen das Geld allein für Grundbedürfnisse wie Miete, Lebensmittel oder Kleidung eingesetzt. 3/4 der Teilnehmenden konnten sogar ihre Schulden abbezahlen.
Diese positiven Erfahrungen decken sich mit den meisten bisherigen Versuchen rund um Grundeinkommen. Hier erfährst du alles über die 5 wichtigsten Experimente aus den vergangenen 50 Jahren:
In Indien hat die Natur nun die gleichen Rechte wie der Mensch
von Désiree Schneider»Mutter Natur« ist dem Menschen gleichgestellt.
Was das Urteil bedeutet? Naturschützer:innen könnten nun im Namen der Natur gegen Abholzungspläne, Gewässerverschmutzungen und Straßenausbauten klagen, wenn diese das Ökosystem zerstören.
Im Jahr 2017 hatte der Oberste Gerichtshof bereits den 2 größten Flüssen Indiens, dem
Anonyme Aktivist:in kommt nach 18 Monaten Untersuchungshaft frei
von Maria StichFür die Justiz war sie bis vor Kurzem nur die »unbekannte weibliche Person 1«. Sie selbst nennt sich in der Öffentlichkeit »Ella«,
Im November 2020 protestierte »Ella« im Dannenröder Forst gegen dessen Rodung für den Ausbau der Autobahn A 49. Als das Protestcamp geräumt wurde, hing sie in 15 Metern Höhe zwischen den Bäumen. Bei ihrer Verhaftung soll sie gewaltsamen Widerstand gegen 2 Polizisten geleistet, sie unter anderem mit Tritten ins Gesicht verletzt und in Lebensgefahr gebracht haben, weil die Beamten nicht ausreichend gesichert waren. Dafür saß »Ella« zunächst 16 Monate in Untersuchungshaft und wurde vergangenen Juni in erster Instanz zu 2 Jahren und 3 Monaten Gefängnisstrafe verurteilt.
Sowohl »Ella« als auch die Staatsanwaltschaft legten Berufung gegen das Urteil ein. Videoaufnahmen im Berufungsverfahren zeigten: Die Polizisten waren doch ausreichend gesichert,
Der Richter verkürzte die Haftstrafe um 3 Monate – unter der Bedingung, dass »Ella« ihre Identität preisgibt. Dass sie das über so lange Zeit verweigerte, begründete die Aktivist:in damit, dass sie als Einzelperson unwichtig sei und sie sich als Teil einer Bewegung sehe. Ihr gehe es um Einigkeit und ein Zusammenstehen
Roggen für die Welt
von Benjamin FuchsÜber Jahrtausende hinweg haben Bäuerinnen und Bauern nach dem gleichen Prinzip gearbeitet. Sie hielten jeweils einen Teil der Ernte als Saatgut zurück und brachten dieses im Jahr darauf wieder auf dem Acker aus. Auf diese Weise passten sich die Pflanzen über die Zeit an lokale Bedingungen an, an das Klima und den Boden. Landwirt:innen konnten auch die konkreten Eigenschaften der Pflanzen durch Zucht selbst frei beeinflussen. Das ist heute gar nicht mehr so einfach. Saatgut, das eigentlich ein Teil der Natur ist, die uns Menschen umgibt, wird umgezüchtet und von Großkonzernen patentiert. Als Folge gibt es weniger traditionelle Getreide- und Gemüsesorten, die Landwirtschaft wird vereinheitlicht.
Das ist ein Problem, denn statt Saatgut kostenfrei zurückzuhalten, müssen es Bäuerinnen und Bauern jedes Jahr teuer nachkaufen. Sie werden abhängig und müssen mit hohen Geldstrafen rechnen, wenn sie aus patentiertem Saatgut selbst Pflanzen nachzüchten. Nicht nur, aber vor allem die Klimakrise macht deutlich, wie wichtig es ist, lokal angepasste Sorten zu pflanzen, um eine sichere und bezahlbare Versorgung
Genau daran arbeitet die Initiative OpenSourceSeeds und möchte Saatgut als Gemeingut schützen, das allen gehört
Spanien macht Antiziganismus strafbar
von Mathis GilsbachSie leben oft in Armut, haben wenig Erfolgsaussichten auf dem Arbeitsmarkt und nicht die gleichen Bildungschancen wie die Mehrheit der Bevölkerung: Viele der schätzungsweise
Über 80% der ungefähr 800.000 Rom:nja dort sind von Armut betroffen, 46%
Ein entsprechender Gesetzentwurf wurde Ende April
Die Hoffnung ist, dass das neue Gesetz den Rom:nja in Spanien zu mehr Akzeptanz verhilft und es für Betroffene einfacher macht, sich juristisch zur Wehr zu setzen. Ismael Cortés, selbst Roma und einer der federführenden Abgeordneten hinter dem Gesetzentwurf, sieht darin
Das ist ein persönlicher und kollektiver Sieg, den all die Aktivist:innen möglich gemacht haben, die über Jahre hinweg den Antiziganismus innerhalb und außerhalb der Institutionen angeklagt haben.
Im Interview mit Katharina Wiegmann erzählt eine Romni-Aktivistin, mit welchen Stereotypen sie täglich konfrontiert wird und warum sie nun ihre eigene Geschichte erzählen will:
Redaktionelle Bearbeitung: Maria Stich und Désiree Schneider
Titelbild: Sukant Sharma - CC0 1.0