Was über Mpox bekannt ist – und warum sie keine Pandemie auslösen
Die 8 wichtigsten Fragen zur Viruserkrankung, kurz beantwortet.
Nachdem es in den Medien um das Coronavirus aktuell stiller geworden ist, drängt eine neue Virusinfektion in die Schlagzeilen: Mpox. Die
Nach dem Ausbruch der Coronapandemie ist es kein Wunder, dass die Meldung einer sich ausbreitenden Viruserkrankung viele Menschen nervös macht. Nach allem, was Forschende wissen, sind Mpox aber kein Grund zur Panik. »Was wir mit den Affenpocken gerade erleben, ist nicht der Beginn einer neuen Pandemie«, sagte auch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach
Und weil gegen Panik am besten fundierte Informationen helfen, erfährst du hier auf einen Blick, was bisher über die Krankheit bekannt ist und welche Empfehlungen es gibt, um eine Ansteckung zu verhindern.
Was sind Mpox (ehemals Affenpocken) eigentlich?
Zunächst einmal ist der ursprüngliche Name der Krankheit »Affenpocken« irreführend. Zwar kommt das Virus bei Tieren vor, allerdings sind Affen nicht die Tiere, die es an den Menschen übertragen. Sie zählen, wie Menschen, zu den sogenannten »Fehlwirten«, das heißt, das Virus ist nicht optimal an den Organismus angepasst und weniger überlebensfähig. Weil das Virus aber 1958 erstmals bei Makaken-Affen beobachtet wurde, erhielt es seinen Namen. Die eigentlichen Wirtstiere für das Virus sind Nagetiere – sie bieten optimale Bedingungen für das Virus. Das ist ein Grund dafür, dass die WHO mittlerweile empfiehlt die Bezeichnung Mpox zu verwenden.
Mpox sind zwar mit den klassischen (Menschen-)Pocken verwandt, unterscheiden sich aber in einigen zentralen Punkten: Die (Menschen-)Pocken übertragen sich ausschließlich von Mensch zu Mensch und sind deutlich tödlicher als Mpox. Allein im 20. Jahrhundert haben sie bis zu 300 Millionen Menschen getötet. Die Erkrankung wurde durch erfolgreiche Impfkampagnen von der WHO im Jahre 1980
Welche Symptome löst die Krankheit aus?
Steckt sich ein Mensch mit dem Virus an, dauert es 7–21 Tage, bis die Erkrankung ausbricht. Bemerkbar machen sich Mpox zunächst durch Symptome wie Fieber, Kopfschmerzen, Muskelschmerzen, Rückenschmerzen und
Später können krankhafte Hautveränderungen auftreten, die verschiedene Stadien durchlaufen: Von einer begrenzten Farbveränderung (Macula) über Knötchen (Papula) und Bläschen (Vesikula) bis hin zu Eiterbläschen (Pustula), die schließlich verkrusten und abfallen. Bis sich der komplette Schorf gelöst hat, können erkrankte Personen andere anstecken. Die Hautveränderungen ähneln denen einiger anderer Krankheiten wie Windpocken, Dellwarzen oder der Syphilis. Auch für Ärzt:innen sind die Unterschiede schwer zu erkennen. Daher gibt nur eine Laboruntersuchung eine verlässliche Diagnose.
Wie gefährlich ist eine Infektion?
Mpox verlaufen insgesamt deutlich milder als die echten Pocken. Anders als bei der damals lebensgefährlichen Erkrankung erholen sich Betroffene in der Regel in wenigen Wochen vollständig.
Wie schwer die Krankheit verläuft, hängt auch davon ab, um welche Art von Mpox es sich handelt. 2 Arten kennen wir bisher: Die zentralafrikanische Variante und die westafrikanische Variante. Letztere verläuft meist deutlich milder. Einige europäische Länder haben die Viren erkrankter Personen bereits im Labor analysiert. Bei diesen Untersuchungen wurde bislang nur die harmlosere westafrikanische Variante identifiziert. Forscher:innen gehen deshalb davon aus, dass es diese Version des Virus ist,
Sind Mpox eine neue Viruserkrankung?
Nein. Die erste Infektion bei einem Menschen wurde 1970 in der Demokratischen Republik Kongo entdeckt. Seitdem kommt es in verschiedenen westafrikanischen und zentralafrikanischen Ländern immer wieder zu Infektionen. Die meisten Fälle gibt es aktuell
Auch außerhalb des afrikanischen Kontinents wurden bisher vereinzelt Fälle nachgewiesen. In den USA kam es beispielsweise 2003 zu einer gehäuften Ansteckung mit dem Virus, 47 Fälle wurden bestätigt. Damals steckten sich Menschen bei Präriehunden an, die sie als Haustiere hielten. Untersuchungen zeigten, dass diese Präriehunde von dem gleichen Tierhändler stammten, bei dem sie vermutlich durch Kontakt mit aus Ghana stammenden Gambia-Riesenhamsterratten und Zwergsiebenschläfern
Das Besondere an den aktuellen Ansteckungen: Das Virus wurde wahrscheinlich nicht von einem Tier übertragen, sondern von Mensch zu Mensch weitergegeben. Zudem wurden solche Infektionsketten erstmals in Europa ohne Verbindung zu West- oder Zentralafrika beobachtet.
Wie übertragen sich die Erreger?
Mpox können von Tieren auf den Menschen übertragen werden, wenn diese Kontakt mit krankhaften Hautveränderungen, Blut, Gewebe oder Ausscheidungen von infizierten Tieren hatten. Auch der Umgang mit Fleisch von kranken Tieren kann zur Übertragung führen.
Aber auch infizierte Menschen können andere anstecken: Bei engem Kontakt mit erkrankten Personen, höchstwahrscheinlich über Speichel, andere Körperflüssigkeiten, Schorf und damit verunreinigten Materialien. Infektionsgefahr besteht etwa für Menschen, die Erkrankte ohne Schutzausrüstung pflegen.
Durch Medienberichte wurde zeitweise der Eindruck erweckt, es handle sich bei den Mpox speziell um eine sexuell übertragbare Krankheit. Das ist so nicht richtig: Zwar kam es vermehrt zu Infektionen nach sexuellen Kontakten, allerdings reicht jeder enge Körperkontakt
Wieso übertragen sich Mpox genau jetzt?
Ein weiterer Faktor, der eine Rolle spielen könnte, ist die Entwaldung von Regenwäldern, die überall auf der Welt voranschreitet. Mittlerweile
Können sich Mpox so ausbreiten wie das Coronavirus?
Nein. Das Virus überträgt sich nicht über die Atemluft wie das Coronavirus. Das macht die Nachverfolgung von Kontaktpersonen deutlich leichter. So kann das Virus wahrscheinlich gut eingedämmt werden.
Außerdem handelt es sich bei Mpox um ein DNA-Virus, während Coronaviren RNA-Viren sind. Das Erbgut von DNA-Viren ist stabiler, weshalb die Viren weniger leicht mutieren. Dadurch sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass schnell neue Varianten des Virus entstehen, die ansteckender sind – wie es beim Coronavirus der Fall war.
Trotzdem ist es wichtig, Infizierte schnell zu identifizieren, damit sich keine weiteren Personen aus dem engen Umfeld anstecken. Erkrankten sowie engen Kontaktpersonen rät das RKI,
Gibt es Medikamente und Impfungen?
Ja. Laut Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat Deutschland 40.000 Dosen des Impfstoffes »Imvanex« bestellt, der in Deutschland gegen die Pocken und in den USA bereits gegen Mpox zugelassen ist. In Beobachtungsstudien zeigte sich
Produziert wird das Mittel von dem deutsch-dänischen Unternehmen
Die medikamentöse Behandlung der Krankheit erfolgt eher unterstützend und symptomatisch. Es geht vor allem darum, eine Superinfektion mit Bakterien zu verhindern. In der EU ist zudem das antivirale Medikament Tecovirimat zugelassen, das gegen klassische Pocken, Mpox und Kuhpocken wirken soll. Es könnte bei immungeschwächten Personen eingesetzt werden, ist
Wie viele Sorgen müssen wir uns also machen?
Wenig. Denn die Mpox sind weder eine Krankheit, auf die wir völlig unvorbereitet sind, noch droht eine unkontrollierbare Ausbreitung des Virus. Das Infektionsgeschehen im Auge zu behalten, auf mögliche Symptome zu achten und mehr über den Grund für die Infektionen herauszufinden, ist trotzdem wichtig. Die gute Nachricht: Durch die Pandemie sind wir selbst für den Fall der Fälle gut vorbereitet.
In der Ursprungsversion dieses Textes stand »Affenpocken« statt »Mpox«. Das haben wir nachträglich dort angepasst, wo es inhaltlich möglich war. Zitate wurden beispielsweise nicht geändert. Grund für die Anpassung ist eine Empfehlung der WHO zukünftig den Begriff »Mpox« zu verwenden, um rassistischen und homophoben Ressentiments entgegenzuwirken. Die Diskussion kam erst nach dem Erscheinen dieses Artikels auf.
Mit Illustrationen von Claudia Wieczorek für Perspective Daily