Warum die Welt »Russlandversteher:innen« braucht
Italien und Russland waren bisher »beste Freunde«. Auch unsere Autorin, die aus Italien kommt, fühlte sich mit Moskau verbunden. Sie erklärt, wie sich das gerade ändert und warum wir dennoch nicht aufhören sollten, Russland zu »verstehen«.
»Da spricht wieder mal die Russlandversteherin« – dieser Vorwurf wurde mir schon öfter in politischen Diskussionen gemacht, nachdem ich 2015 ein Auslandssemester an einer Moskauer Universität verbracht hatte. Ich war nach Russland gegangen, um das »System Putin« und die rätselhafte »russische Seele« zu verstehen. Zurück in deutschen Unikreisen, versuchte ich in Debatten, die Logik hinter Russlands Außenpolitik zu erklären – und manchmal auch zu rechtfertigen. Nicht immer wurde meine Meinung geteilt und ich wurde etwas abwertend zur »Russlandversteherin« erklärt.
Diesen Stempel teile ich mit meinem Heimatland Italien. Innerhalb der EU zählt es zu den (wenigen) Mitgliedstaaten, die sich immer wieder auf die Seite Moskaus stellten – in Analysen zur italienischen Russlandpolitik wird Italien deshalb manchmal als das »Trojanische Pferd«
Ein paar Beispiele:
- Im März 2015 war der italienische Premierminister Matteo Renzi der erste europäische Regierungschef, der nach der
- Als Russland im Syrienkrieg die Stadt Aleppo bombardierte, verhinderte die Regierung in Rom härtere EU-Sanktionen gegen Russland.
- Wenige Tage vor dem Angriffskrieg auf die Ukraine im Februar 2022 kam es noch zu einem Treffen zwischen Putin und italienischen Unternehmer:innen, das international Empörung auslöste.
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