5 Nachrichten, über die wir uns diese Woche gefreut haben
Jede Woche versorgen wir dich mit den 5 besten Nachrichten aus aller Welt. Dieses Mal mit dabei: Der drittgrößte Flughafen Europas muss die Zahl seiner Flüge reduzieren, der Papst will die historische Schuld der Kirche aufarbeiten und Sardinien findet eine Lösung für Wasserknappheit.
Nicht immer schaffen es die Themen, über die wir Woche für Woche stolpern, direkt in einen eigenen Artikel. Vorenthalten wollen wir euch diese Entwicklungen, Geschichten und Ereignisse aber auch nicht. Deshalb berichten wir hier sonntags kurz und knapp über 5 Themen, die uns als Redaktion beschäftigt haben.
Klicke auf eine der Überschriften, um direkt zum entsprechenden Beitrag zu springen:
Der drittgrößte Flughafen Europas steht vor einer Schrumpfkur
von Chris VielhausEs ist eine bisher beispiellose Vorgabe, die in dieser Woche in den Niederlanden beschlossen wurde: Der drittgrößte Flughafen Europas, Amsterdam Schiphol, muss ab dem kommenden Jahr die Zahl der Flüge reduzieren. Nur noch maximal 440.000 Flüge pro Jahr sollen künftig von hier aus abgewickelt werden – eine Reduktion um knapp 20% im Gegensatz zu den von Fluggesellschaften ursprünglich geplanten Flügen für das Jahr 2023.
Das Besondere: Der Grund für die Entscheidung ist in diesem Fall kein wirtschaftlicher, etwa fehlendes Personal
KLM, die größte niederländische Fluggesellschaft, zeigte sich überrascht und protestierte
Das Beispiel zeigt: Private Konzerne werden sich nicht von allein an wirkungsvollen Klimaschutzmaßnahmen beteiligen – was innerhalb unseres Wirtschaftssystems und der Profitlogik wenig verwundert. So bleibt nur der Weg der Regulierung, wenn es zu substanziellen Einsparungen von Emissionen kommen soll.
Mein Kollege David Ehl zeigt eine weitere Stellschraube auf, womit wir die Emissionen aus der Luftfahrt effektiv reduzieren könnten:
Die Kultur in der Ukraine lebt wieder auf und gibt den Menschen Zuversicht
von Désiree Schneider»Es war dunkel, schweißtreibend, laut und wunderbar. Hier war ein Land, das in einen Krieg verwickelt war, der jede Person im Raum berührte, aber dennoch tanzten sie sich die Seele aus dem Leib«, schreibt Jeffrey Gettleman, ein Korrespondent der New York Times. Der Journalist hat Anfang des Monats Kyjiw besucht, die Hauptstadt der Ukraine. Er war auf einem Rave und sprach mit den DJs, Barkeeper:innen und Feiernden darüber, warum sie feiern,
Das war eine große Frage für mich: Ist es in Ordnung, während des Krieges zu arbeiten? Ist es in Ordnung, während des Krieges einen Cocktail auszuschenken? Aber die erste Schicht war die Antwort. Ich konnte es in den Augen der Kunden sehen. Es war eine Psychotherapie für sie.
Die Clubs, Kinos, Museen und Theater in der Ukraine erwachen nach 2 Jahren Pandemie und dem Schock zu Kriegsbeginn zaghaft
Gleichzeitig braucht auch die Kultur Hilfe, um zu überleben. An jeder Bar, Disco, Galerie und jedem Restaurant hängen Existenzen. Umso wichtiger ist es, dass Kulturschaffende gezielt gefördert werden. So unterstützt das European Writers Council beispielsweise
Dürre in Italien: Wie Sardinien das Problem gelöst hat
von Julia TappeinerDeutsche Medien berichten gerade viel über die Dürre in Italien. Man macht sich Sorgen um das beliebteste Reiseziel der Deutschen. Tatsächlich war der Po, Italiens längster Fluss, noch nie so trocken wie jetzt. Viele Landwirt:innen sehen ihre Ernten durch den Wassermangel bedroht.
Ein Blick auf die italienische Region Sardinien überrascht jedoch positiv:
Was macht Sardinien anders?
Das Geheimnis liegt in effizientem Wassermanagement.
- Erstens hat Sardinien viele künstliche Becken gebaut, die Wasser speichern und Trockenphasen ausgleichen können. Sie decken 74% des Wasserbedarfs der Insel ab. Zum Vergleich: Die Po-Ebene bezieht nur 3% ihres Wassers aus künstlichen Speicherbecken, der Rest stammt aus natürlichen Gewässern wie Flüssen, Seen oder Grundwasserspeichern.
- Zweitens hat Sardinien seit 2006 sein Wassermanagement zentralisiert und dadurch optimiert. In anderen Regionen Italiens wird jedes Wasserwerk von einer separaten Genossenschaft geführt. Es gibt kaum Kommunikation untereinander und keine überregionalen Daten, die eine effiziente Planung möglich machen. In Sardinien ist hingegen eine öffentliche Institution für das gesamte Wassermanagement der Insel zuständig.
Über die letzten Jahrzehnte hat sich Sardinien dieses erfolgreiche Wassermanagement angeeignet, weil die Bevölkerung immer wieder mit Trockenheit zu kämpfen hatte. Die Zentralisierung des Wassersystems wurde beschlossen, nachdem 2003 eine Hitzewelle einen Wassernotstand verursacht hatte.
Aus der aktuellen Hitzewelle will Sardinien weitere Lehren ziehen und überlegen, wie in den kommenden Jahren das vorhandene Wasser besser genutzt und weniger verschwendet werden kann. Derweil wollen andere Regionen Italiens ebenfalls mehr Speicherbecken nach sardischem Vorbild bauen.
Eine historische Schuld der Kirche, die bis ins Heute reicht: Papst Franziskus bittet um Vergebung
von Alicia MüllerDie Worte
Unterstützt vom kanadischen Staat sollen in den Jahren 1830–1998 insgesamt schätzungsweise 150.000 Kinder und Jugendliche »umerzogen« worden sein – das heißt, sie wurden von ihren Familien getrennt und dazu gezwungen, ihre indigenen Lebensweisen abzulegen und die Kultur der weißen Mehrheitsgesellschaft anzunehmen.
Der Papst gesteht endlich die Grausamkeiten der Kirche offiziell ein.
Im Mai 2021 wurden in der Umgebung eines der Internate Knochen von rund 200 Kindern gefunden. Zahlreiche Funde dieser Art belegen: Viele der Kinder in den Heimen verhungerten oder starben an Krankheiten wie Tuberkulose.
Die weiteren Folgen des Missbrauchs in den sogenannten »Residential Schools« wirken heute noch in Traumata, Abhängigkeitserkrankungen und Suiziden der Überlebenden und deren Familien nach. Von kanadischen Priestern wurde nun angekündigt, dass Dokumente über die Begrabenen bereitgestellt werden sollen. Durch die Unterstützung verschiedener Initiativen soll an die Kinder erinnert werden. Zuvor behinderte die katholische Kirche die Aufarbeitung und lehnte die päpstliche Entschuldigung ab.
Mit seiner späten Entschuldigung gesteht der Papst die Grausamkeiten der Kirche nun endlich offiziell ein – und ebnet damit hoffentlich den Weg für weitere und umfangreichere Aufarbeitungen. Untersuchungen gehen in der katholischen Kirche oftmals nur schleppend voran, wie man auch am Umgang mit sexuellen Missbrauchsfällen hierzulande beobachten konnte: Auf Worte und interne Ermittlungen folgte oftmals keine strafrechtliche Verfolgung. Bei Entschuldigungen darf es künftig nicht mehr bleiben.
Der letzte Wildfluss Europas soll zum Nationalpark werden
von Maria StichAuf 192 Kilometern schlängelt sie sich von der Grenze Griechenlands einmal quer durch Albanien bis zur Adria – mal windet sie sich durch enge Schluchten, mal über weite Ebenen: Die Vjosa gilt als der letzte wilde Fluss in Europa und ist Heimat für über 1.000 verschiedene Tierarten.
Doch das einzigartige Ökosystem droht durch verschiedene Bauvorhaben zerstört zu werden. Zum Beispiel durch die Wasserkraftindustrie, die mehrere neue Staudämme zur Stromgewinnung bauen will, oder durch den Energieriesen Shell,
Nachdem sie 10 Jahre für den Schutz der Vjosa gekämpft haben, können lokale Aktivist:innen, Umweltschützer:innen und Wissenschaftler:innen nun ein wenig aufatmen: Mitte Juni unterzeichnete Albaniens Ministerpräsident Edi Rama
Vergangenes Jahr haben Astrid Benölken und Tobias Zuttmann das unberührte Paradies rund um die Vjosa in Albanien erkundet:
Redaktionelle Bearbeitung: Maria Stich
Titelbild: picture alliance / EPA | ROMAN PILIPEY - copyright