Darf man die Ukraine in diesen Zeiten kritisieren? Man muss!
Amnesty International hat Kriegspraktiken der Ukraine als völkerrechtswidrig bezeichnet und dafür harschen Gegenwind bekommen. Zu Unrecht, findet unsere Autorin: Denn Mitgefühl und öffentliche Kritik sollten in freien Ländern kein Widerspruch sein.
Menschen in westlichen Demokratien haben es verlernt, Dissens zu ertragen. Zumindest darüber herrscht von rechts bis links Konsens. Sobald ein Artikel oder eine Studie nicht der eigenen Meinung entspricht, wird das Ergebnis als verzerrt eingestuft, die Verfasser:innen als unseriös diskreditiert. Der Aufruf zum Rücktritt – wovon auch immer – lässt meist nicht lange auf sich warten.
Seit Russland die Ukraine militärisch angegriffen hat, scheint sich diese Tendenz zu beschleunigen. Jüngstes Beispiel: Der Skandal um den Ukraine-Bericht der Menschenrechtsorganisation Amnesty International. Was ist passiert?
Über Amnesty International
Die internationale Nichtregierungsorganisation setzt sich seit 1961 für die Wahrung der Menschenrechte in 150 Ländern ein. Unter anderem dokumentiert Amnesty International Menschenrechtsverletzungen während kriegerischer Auseinandersetzungen. Die Organisation unterstützt außerdem Menschenrechtsaktivist:innen und engagiert sich für politische Gefangene.
Die Nichtregierungsorganisation veröffentlichte am 4. August einen
Auf den Bericht folgte ein riesiger Shitstorm in den sozialen Medien. Die Organisation wurde als parteiisch, unseriös und unethisch beschimpft. Ihr wurde vorgeworfen, die russischen Kriegsverbrechen zu verharmlosen und
Eine Gruppe ukrainischer Journalist:innen und Menschenrechtsaktivist:innen startete sogar eine Petition gegen den Amnesty-Bericht. Darin werden die Verfasser:innen aufgefordert,

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj kritisierte
Mit Illustrationen von Claudia Wieczorek für Perspective Daily