Was, wenn wir auf einmal Zeit hätten?
Zeit für Hobbys, Mitmenschen oder sich selbst zu haben, deuteten viele Menschen längst als Träumerei, sagt die Journalistin Teresa Bücker. Das zu ändern, hält sie für eine der wichtigsten politischen Aufgaben der Gegenwart.
Manchmal genügt schon eine Frage, die uns vor Augen führt, dass unser Leben auch ganz anders sein könnte. Dass es vielleicht sogar anders sein müsste: »Wie würden wir denken und uns fühlen, wenn wir uns für alles, was wichtig ist, mehr Zeit nehmen würden?« Diese Frage stellt Teresa Bücker, eine der einflussreichsten deutschen Feministinnen,
Für Teresa Bücker ist Zeit die zentrale Ressource unserer Gesellschaft. Eine Ressource, die Menschen in sehr ungleichem Maße zur Verfügung steht. Wer hat Zeit, gegen Bezahlung zu arbeiten, und wer nicht? Wer hat Zeit, für seine Interessen einzutreten? Das ist für die Journalistin keine Frage persönlicher Lebensgestaltung, sondern eine Frage von Macht.
In »Alle_Zeit« kritisiert sie, dass das gesellschaftliche Leben darauf ausgerichtet ist, Erwerbsarbeit zu leisten. Platz für soziale Beziehungen, gegenseitige Fürsorge und Erholung gibt es darin wenig. Das müsse aber nicht so sein, sagt Bücker. Sie ruft dazu auf, Zeit als etwas zu begreifen, worüber sich politisch verhandeln lasse – nicht zuletzt im Interesse künftiger Generationen.
Mit Illustrationen von Frauke Berger für Perspective Daily