Iraner:innen finden neue Wege des Protests. Wie du sie von hier aus unterstützen kannst
2 Monate nach Beginn der Massendemos im Iran protestieren die Menschen weiter gegen das islamistische Regime. Doch haben sie dafür kreativere Wege gefunden. So können europäische Regierungen die Demokratiebewegung unterstützen.
»Achtung, sie kommen!«, ruft einer. Die Kolonne Motorräder rast wie eine Walze auf die Demonstrant:innen zu, 2 Männer auf jedem Gefährt. Sie tragen Sturmmontur, einige haben ihr Gesicht schwarz verhüllt wie Kriminelle, jedoch im Auftrag des Staates. Die Vorderen lenken, die Hinteren schwingen einen Schlagstock oder halten das Gewehr schussbereit in der Hand. Von den mehreren Hundert jungen Leuten, die jetzt auf der Straße sind, halten einige mutig die Stellung. Dann fallen Schüsse, panische Schreie sind zu hören. Die Demonstrant:innen gehen spätestens jetzt hinter geparkten Autos in Deckung oder fliehen in Seitengassen und in halbgeöffnete Läden.
Als wenige Minuten später wieder Ruhe einkehrt, schwärmen die Menschen in die Hauptstraße zurück. Seit Tagen haben Aktivist:innen für diesen Samstag, den 8. Oktober, zu Protesten im ganzen Iran aufgerufen. Doch zumindest hier, in Isfahan, einer historischen Großstadt im Zentraliran, sieht nichts nach einer Demo aus. Niemand ruft Slogans, niemand hält Banner in die Luft. Denn sobald es nach Demo aussieht, schießen die Regimesöldner – oft ein Mix aus Polizei, Armeesoldaten und Revolutionsgarden – auf die Demonstrierenden.
Ursprünglich wurden die Proteste durch den Tod von Mahsa Amini am 16. September ausgelöst. Die junge Frau wurde durch die iranische Sittenpolizei getötet, weil sie ihr Kopftuch nicht richtig getragen haben soll. Von Anfang an richteten sich die darauffolgenden Aufstände aber nicht nur gegen die islamischen Sittenregeln, sondern
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