Wie ich mich in einem Land selbst befreit habe, in dem Frauen kaum etwas dürfen
Unsere Autorin ist konservativ im Iran aufgewachsen. In diesem Brief erzählt sie, wie sie sich trotzdem emanzipiert hat.
An alle, die diesen Brief lesen: Ich habe euch zwar noch nie getroffen, bin aber überzeugt, dass ihr eine freie Seele habt. Dies ist die wahre Geschichte eines Mädchens, das ebenso frei von Stereotypen und Geschlechterklischees sein will. Ein Mädchen, das einfach nur als Mensch behandelt werden möchte.
Hijab und kleine Mädchen
»Magst du lieber das Donald-Duck-Motiv oder Blumenmuster?« So begann mein erstes Gespräch mit meiner Mutter über die Frage, welches Kopftuch ich tragen wollte. Damals war ich 3 Jahre alt. Ich weiß, das ist eigentlich zu früh, um Kopftuch zu tragen. Aber als gute Muslima musst du Religion im Alltag auch dann praktizieren, wenn es nicht vorgeschrieben ist.
Als ich 9 Jahre alt war, und somit alt genug, um religiöse Verantwortung zu übernehmen, wurde ich mit einer weiteren Frage konfrontiert: »Magst du lieber ein ›Manto‹ tragen (ein langes Kleid, das deinen Körper bedeckt, aber noch deine Kurven zeigt) oder einen ›Tschador‹ (ein schwarzer Umhang, der alles verdeckt)?« Das war mein Leben in einer religiösen Familie. Unerträgliche Fragen danach, was ich anziehen wollte, gehörten dazu. Antwortete ich nicht korrekt, so versuchten mich die älteren Familienmitglieder zu überzeugen: »Wenn du deinen
Mit Illustrationen von Claudia Wieczorek für Perspective Daily